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  • 10.10.2018 16:16

  • von Markus Lüttgens & Jonathan Noble

David Coulthard: Weshalb es eine Rennserie für Frauen braucht

Initiator David Coulthard verteidigt das Konzept der Frauen-Rennserie W-Serie: Bestehende Strukturen würden Frauen nicht in die Formel 1 bringen

(Motorsport-Total.com) - Die Ankündigung der W-Series, in der ab 2019 ausschließlich Frauen in einheitlichen Formel-3-Autos gegeneinander antreten sollen, hat am Mittwoch in der Motorsportwelt, vor allem unter Rennfahrerinnen, für ein geteiltes Echo gesorgt. Während einige Pilotinnen wie die britische Formel-3-Pilotin Jamie Chadwick die W-Series als gute Plattform für ihre weitere Entwicklung ansieht, spricht die mehrmalige Indy-500-Teilnehmerin Pipa Mann von einem "traurigen Tag für den Motorsport".

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard verteidigt das Konzept der W-Series gegen Kritik Zoom

Ex-Formel-1-Pilot David Coulthard, einer der Initiatoren der neuen Rennserie, ist jedoch davon überzeugt, dass es die W-Series braucht, wenn künftige wieder Fahrerinnen in die Formel 1 kommen sollen. "Um den früheren McLaren-Boss Martin Whitmarsh zu zitieren: Wenn das Ergebnis fundamental anders sein soll, muss man die Abläufe fundamental ändern", so Coulthard im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

"Die W-Series ist die fundamentale Veränderungen in einer Struktur, die talentierten Frauen bisher nicht ermöglicht hat, das höchstmögliche Niveau zu erreichen", so Coulthard. "Mit der W-Series werden wir im Laufe der Meisterschaft herausfinden, welche Frau die beste ist. Das wird ihr unzweifelhaft mehr Anerkennung und Wertschätzung bescheren."

Den Kritikern einer reinen Frauenrennserie hält Coulthard entgegen, dass sie keine alternativen Lösungen hätten, die die Situation der Frauen im Motorsport verbessern. "Es wird negative Stimmen geben, aber zeigen Sie mir doch, was sonst getan wird um eine positive Veränderung herbeizuführen? Diese Veränderung ist hier im Gange und wird Möglichkeiten kreieren."

"Wird ihnen das Entwicklungsmöglichkeiten geben? Auf jeden Fall, denn das ist ein strukturiertere Ansatz und außerdem eine Inspiration für junge Mädchen. Wenn sie sehen, dass eine gewinnt, denken sie: Das will ich auch machen!", ist Coulthard überzeugt.

Doch das ist erst einmal Zukunftsmusik. Zu Beginn wird die W-Series laut Coulthard den Fahrerinnen helfen, die jetzt schon im Formelsport aktiv sind. "Wir wollen nicht eine Generation lang warten, sondern die Generation von Frauen fördern, die jetzt da ist. Das gelingt uns mit dieser Lösung, das Timing ist absolut richtig."

Zweifel daran, dass Frauen auch in der Formel 1 erfolgreich sein können, hat Coulthard nicht. "Ich weiß nur nicht, auf welchem Niveau", sagt er. "Momentan ist Lewis (Hamilton; Anm. d. Red.) der Maßstab. Können sie so gut sein wie Lewis? Ich weiß es nicht."

"Aber ich kenne auch viele Männer, die nicht so gut wie Lewis sind. Wenn man aber keine Plattform schafft, die den Zugang erleichtert, wird sich nie etwas ändern", hält Coulthard fest.