David Beckmann: Talent zählt bei "Überfliegern wie Max Verstappen"

Sich als Nachwuchsfahrer eine professionelle Motorsport-Karriere aufzubauen, ist nicht einfach - Talent kann laut David Beckmann jedoch den Unterschied machen

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen ist im Oktober 2023 vorzeitig zum dritten Mal in seiner Karriere zum Formel-1-Weltmeister gekrönt worden. Der 26-jährige Niederländer gilt als absolutes Ausnahmetalent im Motorsport, das vielen jungen Nachwuchspiloten als Vorbild dient. David Beckmann ist so ein aufstrebendes Talent, dass den Weg über den Formelsport in die Formel 1 zwar nicht geschafft hat, sich dennoch mittlerweile gut in der Rennsport-Welt positioniert hat. Laut dem Iserlohner spielt Talent im Motorsport noch eine wichtige Rolle.

Titel-Bild zur News: David Beckmann

David Beckmann erklärt, warum Talent im Rennsport noch eine Rolle spielt Zoom

"Aber dann muss der Junge ein richtiger Überflieger sein, wie Max Verstappen, Oscar Piastri oder Lando Norris. Außerdem müssen die finanziellen Mittel von Anfang an verfügbar sein, damit derjenige auch in den besten Teams fahren kann. Ich hatte zum Beispiel das Problem, dass ich immer wusste, dass ich nicht so viele Unfälle bauen darf, weil es extrem teuer war", so Beckmann gegenüber web.de über seine Zeit in der Formel 2 und Formel 3.

Beckmann sei deshalb "nicht so viel Risiko" eingegangen, da er die Kosten von Unfällen immer selbst tragen musste. Jedoch benötigt ein Fahrer diesen Killerinstinkt, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen und auf den kann sich ein junger Fahrer nur dann verlassen, wenn er "sich keine Gedanken über Unfälle und Kosten machen muss". "Das blockiert", so der 23-Jährige über die Schwierigkeiten, sich ohne ein eigenes Vermögen im Rennsport durchzusetzen.

Talent macht den Aufstieg einfacher

Trotzdem ist sich der aktuelle Porsche-Test- und -Reservefahrer sicher, dass Talent noch eine wichtige Rolle spielt. Als Simulatorfahrer ist Beckmann außerdem eng im Austausch mit den Ingenieuren, denen er hilft, die richtigen Fahrzeugeinstellungen für die Stammfahrer zu finden. "Im Moment hat man einen kleinen Vorteil, wenn in einem Markt großes Interesse besteht, wie zum Beispiel in den USA", so Beckmann über die Relevanz von Talent im Rennsport.

"Als Deutscher ist es im Moment sehr schwierig. Da muss man ein echtes Top-Talent sein", sagt er. "Denn unter dem Strich macht das Talent durchaus noch einen Unterschied. In Deutschland kann sich die Situation ändern, wenn Audi 2026 in die Formel 1 einsteigt und das Interesse an deutschen Fahrern steigt oder wenn es ein Juniorteam gibt. Dann haben vielleicht wieder mehr Fahrer eine Chance, die Karriereleiter hochzuklettern."

Doch allein die Karriereleitern in den Nachwuchsklassen zu nehmen, ist für viele junge Talente nicht einfach, insbesondere, wenn kein Budget vorhanden ist. "Man muss auf jeden Fall eine Junior-Kategorie gewinnen, sei es die Formel 4 oder Formel 3, dazu auch relativ jung sein", erklärt Beckmann den Weg in die Königsklasse. "Aber selbst dann bekommt man nicht alles bezahlt. Meistens sind es rund 50 Prozent, die übernommen werden."

Kosten eine große Hürde

Die Kosten, sich im Motorsport zu etablieren, sind enorm. Beckmann beruft sich dabei auf Zahlen, die Mercedes-Teamchef Toto Wolff einmal in einem Interview erwähnt haben soll. Dieser meint, dass eine Kartsport-Saison bereits 250.000 Euro kostet. In der Formel 4 müssen rund 500.000 Euro aufgebracht werden, in der Formel 3 ist es schon eine Million Euro.

Externe Sponsoren müssen her, wenn das Familienhaus kein eigenes Vermögen einsetzen kann. Jedoch ist es nicht einfach, als junges Talent, das nötige Geld zu bekommen. Beckmann erklärt: "In der Formel E sind die Sponsoren sehr stark interessiert, in der Formel 1 natürlich auch. In der Formel 4 oder Formel 3 ist die TV-Übertragung zum Beispiel ein riesiges Problem, weil es nur hinter einer Bezahlschranke gezeigt wird."

Aber es war schon immer schwierig, die Nachwuchsklassen zu vermarkten", so das Fazit des Iserlohners, der es nicht geschafft hat, sich bis in die Formel 1 zu kämpfen. "Man muss die Leute davon überzeugen, dass man ein aufstrebendes Talent ist, das in zwei, drei Jahren in der Formel 1 ist. Und das ist gar nicht so einfach, das ist im Grunde das Hauptproblem."

Formel 1 nicht die einzige Option

Jedoch gibt es im Motorsport noch viele andere Pfade, die ein Youngster einschlagen kann, um Profi zu werden. Hersteller bezahlen ihre Fahrer in GT- und Prototypen-Meisterschaften, auch in der Formel E gibt es Geld fürs Fahren. Der Rallyesport und auch die US-Serien wie NASCAR, IndyCar und IMSA bieten den Fahrern Alternativen, um sich in einem professionellen Umfeld eine Karriere aufzubauen. Muss es wirklich immer die Formel 1 sein?

"Man hat bei Nyck de Vries, der bei AlphaTauri entlassen wurde, gesehen, dass es nicht immer das ist, was man sich erhofft hat", so Beckmann über das Ziel Königsklasse. "Für viele junge Fahrer ist es ein Traum, in der Formel 1 zu fahren, aber ich weiß nicht, ob es immer der richtige Traum ist. Man muss realistisch sein, denn wenn man kein Realist ist, wird man viele Fehler machen und viele Fehlentscheidungen treffen."

Beckmann hat es auch außerhalb der Formel 1 zum Profifahrer geschafft, denn im Rahmen des Formel-E-Programms von Porsche hat der 23-Jährige einen wichtigen Schritt nach vorne gemacht: "Meine Karriere hat sich seit Ende vergangenen Jahres extrem positiv entwickelt, weil ich Fuß gefasst habe und nicht mehr Unsummen an Geld mitbringen muss, um noch ein Jahr im Motorsport zu überleben."

"Ich bin Berufs-Rennfahrer, ich bin im Team involviert, mache viel Simulator-Arbeit, bin bei jedem Meeting dabei, bekomme viel Feedback und lerne so viel - so viel habe ich noch nie gelernt im Motorsport. Das ist ein sehr wichtiger Schritt in meiner Karriere gewesen", erklärt Beckmann seine Rolle bei Porsche. Immer wieder startet er auch in GT-Rennen wie zum Beispiel am Nürburgring. Heißt, Beckmann agiert nicht nur im Hintergrund, sondern fährt noch immer wichtige Rennen.

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