Illegaler Sensor! Formel 2 von Betrugsskandal betroffen

Sechs Fahrer müssen beim Saisonauftakt der Formel 2 in Melbourne zehn Startplätze zurück - Ihre Teams hatten bei Testfahrten das Auto illegal modifiziert

(Motorsport-Total.com) - Die Sportwelt wird derzeit im Skispringen von einem Anzug-Skandal überschattet, nun gibt es auch im Motorsport einen Betrugsversuch. In der Formel 2 wurden mit DAMS, Trident und Rodin (ehemals Carlin) drei Teams bestraft, die sich mit einer unerlaubten Modifikation an ihren Fahrzeugen bei Testfahrten in Barcelona einen Wettbewerbsvorteil verschaffen wollten.

Titel-Bild zur News: Rodin (Bild), DAMS und Trident versuchten bei Testfahrten auf illegalem Weg, Daten zu akquirieren

Rodin (Bild), DAMS und Trident versuchten bei Testfahrten auf illegalem Weg, Daten zu akquirieren Zoom

Konkret geht es um die Fahrzeuge von Jak Crawford (DAMS), Max Esterson (Trident) sowie beide Fahrzeuge von Rodin, Amaury Cordeel und Alex Dunne. Auch die nicht betroffenen Teamkollegen Kush Maini (DAMS) und Sami Meguetounif (Trident) werden bestraft. Alle sechs Fahrer erhalten eine Strafe von zehn Startplätzen für das Sprintrennen in Melbourne. Außerdem müssen die Teams 10.000 Euro pro Vergehen zahlen, Rodin also 20.000 Euro.

Zusätzlich empfehlen die technischen Kommissare, dass die betroffenen Teams beim nächsten Drei-Tages-Test in Bahrain nur an zwei Tagen teilnehmen dürfen. Besonders bitter ist die Strafe für Amaury Cordeel, der bei den Testfahrten in Barcelona gar nicht anwesend war, betroffen war jedoch sein für die Saison vorgesehenes Fahrzeug.

Illegale Modifikation am Diffusor

Grund für die Strafe ist eine technische Modifikation an den Boliden beim Vorsaisontest auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya. An den betroffenen Fahrzeugen wurde ein Loch (bei DAMS sogar deren fünf) in den Diffusor gebohrt, um einen Luftdrucksensor zu installieren.

Die so gewonnenen Daten über den Luftstrom an dieser Stelle bei verschiedenen Set-ups könnten den Teams einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz verschaffen, wie es im offiziellen Dokument heißt:

"Dieser Verstoß hat den Teams Zugriff auf Daten ermöglicht, die über einen einzelnen Wettbewerb hinausgehen, faktisch für die gesamte Saison und möglicherweise für die gesamte Nutzungsdauer des derzeitigen Chassis."

Das gegenwärtige Chassis kommt seit 2024 zum Einsatz und wird noch mehrere Jahre genutzt, bevor es ersetzt wird. Brisant ist die Angelegenheit, weil mehrere Teams in der Vergangenheit bereits die Erlaubnis zur Verwendung eines solchen Sensors beantragt hatten, diese wurde aber abgelehnt.

Die Strafe bezieht sich nicht auf den Sensor selbst, sondern auf die unerlaubte Modifikation des Diffusors. Das Formel-2-Reglement schreibt vor, dass die Fahrzeuge bei offiziellen Testfahrten stets dem Reglement entsprechen müssen.

Die betroffenen Teams gaben den Verstoß zu. Rodin erklärte sich bereit, die gewonnenen Daten mit allen anderen Teams zu teilen, während DAMS angab, mit dem Sensor gar keine Daten gesammelt zu haben. Der Verstoß wurde am zweiten von drei Testtagen festgestellt.

Rodin äußerte sich in einem Statement in den sozialen Medien und entschuldigte sich bei seinen Fahrern für die Startplatzstrafe. Das Team versichert, dass die Modifikation keinen direkten Performance-Vorteil erbracht habe. Das mag stimmen, doch um Performance ging es in diesem Fall nicht. Trident und DAMS gaben keine Statements ab.

Formel 2 2025 mit einem Deutschen

Die Formel-2-Saison 2025 startet an diesem Wochenende im Albert Park in Melbourne. Als Topfavorit auf den Titel und die Nachfolge von Formel-1-Debütant Gabriel Bortoleto gilt Victor Martins (ART), frisch gekrönter Nations-Cup-Sieger beim Race of Champions.

Ebenfalls zu beachten sind der amtierende Formel-3-Meister Leonardo Fornaroli (Invicta), die Red-Bull-Proteges Arvid Lindblad und Josep Maria "Pepe" Marti (Campos), Gabriele Mini (Prema), Dino Beganovic (Hitech) sowie die beiden betroffenen Fahrer Crawford und Dunne. Für Überraschungen sorgte im Vorjahr auch Joshua Dürksen (AIX Racing).

Mit Oliver Goethe (MP Motorsport) geht wie im Vorjahr ein Deutscher an den Start. Er gehört ebenfalls zum Red-Bull-Förderkader.

Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Artikels hieß es, vier Fahrer müssten in der Startaufstellung zurück. Allerdings gilt auch für die Teamkollegen Kush Maini und Sami Meguetounif. Wir haben das ergänzt.