Peugeot siegt im Chaos-Rennen
Spa-Francorchamps wurde seinem Ruf gerecht: Regen, Stromausfall und Kiesbetten machten das 1.000-Kilometer-Rennen zu einem speziellen Erlebnis
(Motorsport-Total.com) - Die berühmte Rennstrecke in Spa-Francorchamps bot die perfekte Kulisse für den zweiten Saisonlauf der Le-Mans-Series (LMS), der an Spannung und Dramatik kaum zu überbieten war. Nach einer sechs Stunden währenden Odyssee durch die belgischen Ardennen wurden schließlich Sébastian Bourdais, Pedro Lamy und Simon Pagenaud im Peugeot 908 HDi FAP als Sieger abgewinkt.

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Peugeot schlug Audi im großen Duell und siegte beim Rennen in Spa-Francorchamps
"Ich hoffe, es gibt nicht mehr allzu viele Rennen, die so verrückt sind, wie dieses hier. Ansonsten lebe ich vermutlich nicht lange", witzelte Bourdais nach dem Zieldurchfahrt. Die für Spa-Francorchamps üblichen Regenschauer hatten wieder einmal für Verwirrung im Starterfeld gesorgt - groß war die Überraschung aber vor allem beim Stromausfall an der Strecke, der den Rennbetrieb unterbrach.#w1#
Spa kurios: Der Strom fällt aus!
Weil sämtliche elektronischen Systeme ausgefallen waren, ließ die Rennleitung nach knapp zwei Fahrstunden rote Flaggen schwenken und schickte das Feld erst nach rund 45 Minuten erneut auf die Strecke - Spa-Francorchamps stand wieder im Saft. Die verbliebenen vier Fahrstunden von Belgien hatten es aber nicht minder in sich, denn viele Crews hatten größte Schwierigkeiten mit dem Kurs.
Serienchef Patrick Peter konnte angesichts der turbulenten Ereignisse jedenfalls nur ungläubig den Kopf schütteln: "So etwas erlebe ich zum ersten Mal", so das LMS-Oberhaupt in Spa. "Es handelte sich um ein regionales Problem. Im Umkreis von zehn Kilometern gab es keinen Strom." Das war selbst für die belgische Rennbahn, die schon so viele Rennen gesehen hat, ein absolutes Novum.
Auf der Strecke hatte sich bis zur Unterbrechung jedenfalls bereits einiges ereignet: Wenige Momente vor dem Start hatte ein Regenschauer für verschärfte Bedingungen gesorgt, indem er das rund sieben Kilometer lange Asphaltband unter Wasser setzte. Dies wurde Audi-Pilot André Lotterer bereits auf der Einführungsrunde zum Verhängnis: Der Deutsche drehte sich in Les Combes von der Piste.
Viele Unfälle in der Anfangsphase
Wenige Augenblicke später erwischte es die Spitzenreiter: Pedro Lamy drehte sich im Peugeot mit der Startnummer drei gleich in der Haarnadel von La Source, konnte das Rennen aber wieder aufnehmen - hinter der Spitzengruppe. Damit führte Franck Montagny im 908 HDi FAP Schwesterauto das LMS-Feld um den spektakulären Kurs, musste aber nach wenigen Kilometern entscheidend vom Gas.

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Jean-Christophe Boullion und Olivier Panis kamen sich einen Tick zu nahe... Zoom
Filippo Francioni verunfallte in seinem LMP2-Lola so heftig, dass das Safety-Car auf die Strecke beordert wurde, um die Aufräumarbeiten abzusichern. Kaum wurden wenige Runden später wieder grüne Flaggen gezeigt, ereignete sich der nächste schwere Crash: Jean-Christophe Boullion legte sich mit seinem Rebellion-Lola mit Olivier Panis im Oreca-Peugeot an, wobei Letzterer abflog.
Panis kam bei diesem Manöver ausgerechnet in der berüchtigten Eau Rouge vom Kurs ab und landete unsanft in den Reifenstapeln. Ein sichtlich wütender Franzose entstieg dem total zerstörten Wrack, konnte den kurzen Rückweg ins Fahrerlager aber augenscheinlich unverletzt antreten. Als die Ideallinie von Spa-Francorchamps langsam abtrocknete, nahm die Action im Rennen sogar noch zu.
Audi und Peugeot im Kampf um die Spitze
Allan McNish und sein Audi-Markenkollege Timo Bernhard hatten auf einmal Oberwasser und stritten sich mit Peugeot-Pilot Lamy um die vorderen Positionen, was zu einigen haarsträubenden Szenen und wilden Manövern führte, die letztendlich in einer Dreifachführung für Peugeot mündeten. Nach rund einer Stunde wurden die Franzosen ihrer Favoritenrolle zwischenzeitlich mehr als gerecht.
Was folgte, war ein lupenreiner Boxenpoker, bei dem McNish und Audi zunächst am besten zockten: Vor der durch den Stromausfall bedingten Unterbrechung lag McNish 51 Sekunden vor dem Rest des Feldes, während Montagny eine Schrecksekunde erlebte: Der Ex-Formel-1-Fahrer geriet in Blanchimont in Verkehr, flog ab und beschädigte den Heckbereich seines 908-Rennwagens.
Nach dem Neustart des Rennens wechselte die Führung in Spa mehrfach zwischen Audi und Peugeot, wobei Bourdais nach mehreren spannenden Duellen letztendlich die Entscheidung herbeiführte. Ein schwerer Unfall von Christoffer Nygaard im Aston Martin sorgte 70 Minuten vor Ablauf der Zeit noch einmal für eine Neutralisation, doch die Entscheidung war bereits gefallen.
Kristensen wittert noch einmal Morgenluft
Kristensen mühte sich abschließend noch einmal nach Leibeskräften, den führenden Peugeot mit der Startnummer 3 einzufangen und kam bei einsetzendem Regen noch einmal heran, musste sich bei erneut abtrocknender Strecke aber sogar noch Stéphane Sarrazin im Nummer-2-Peugeot geschlagen geben. Der französische Rennfahrer schnappte sich "Mister Le Mans" noch in den Schlussrunden.

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Allan McNish und seine Teamkollegen mühten sich vergebens - Peugeot siegte Zoom
Damit feierte Peugeot einen Doppelsieg in Belgien, das Audi-Routiniertrio um Kristensen, McNish und Rinaldo Capello belegte Rang drei. Dahinter erreichten Marc Gené, Alexander Wurz und Anthony Davidson im dritten 908 das Ziel auf Position vier vor Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller im zweiten Audi R15 TDI plus. Auf Platz sechs folgte schließlich der beste Vertreter der LMP2-Klasse.
Miguel Amaral und Olivier Pla sicherten sich im Ginetta-Zytek 09S den Klassensieg und lagen unterm Strich neun Runden hinter der Spitze. Die weiteren Ränge gingen an Tommy Erdos, Mike Newton und Andy Wallace (Lola HPD) sowie Guillaume Moreau und Richard Hein (Pescarolo-Judd). Für eine Überraschung zeichneten indes Marc Lieb und Richard Lietz im Porsche 997 GT3 RSR verantwortlich.
Porsche siegt in der GT2-Klasse
Das GT2-Duo ließ die versammelte Klassenkonkurrenz und auch die Vertreter der GT1-Kategorie hinter sich und feierte nach sechs Stunden und 124 Runden einen souveränen Rennerfolg in Spa. Gianmaria Bruni und Jaime Melo (Ferrari F430 GT) belegten die Verfolgerposition in der GT2-Klasse, Jean Alesi, Giancarlo Fisichella und Toni Vilander (Ferrari F430 GT) holten den dritten Rang.
Die Sieger der GT1-Wertung sind Bas Leinders, Markus Palttala und Eric de Doncker (Matech-Ford GT), die ihre Teamkollegen Thomas Mutsch, Jonathan Hirschi und Mathias Beche (Matech-Ford GT) sowie Cyndie Allemann, Rahel Frey und Yan Zimmer (Matech-Ford GT) hinter sich ließen. So präsentierten sich die Teilnehmer der GT1- und GT2-Klassen im Endergebnis bunt durchgewürfelt.
BMW sicherte sich mit Andy Priaulx, Dirk Müller und Augusto Farfus (BMW M3 GT2) den vierten Klassenrang und Gesamtposition 21, Jörg Müller, Dirk Werner und Uwe Alzen (BMW M3 GT) klassierten sich auf Platz 34 und auf Klassenposition zwölf. Zwischen den Bayern ordneten sich Marco Holzer und Richard Westbrook im Porsche 997 GT3 RSR ein - knapp vor dem Farnbacher-Team.

