• 22.08.2010 19:18

  • von Christian Nimmervoll & Stefanie Szlapka

Rockenfeller kritisiert die Rennleitung scharf

Mike Rockenfeller wirft der Rennleitung mangelnde Neutralität vor, während Bruno Spengler den Wirbel um die Kollision nicht versteht

(Motorsport-Total.com) - "Das verstehe ich nicht, tut mir leid", ist der erste Satz, der Mike Rockenfeller zur Entscheidung der Rennleitung in Zandvoort, Bruno Spengler nicht zu bestrafen, einfällt. Spengler hatte ihn in der Schlussphase des Rennens mit einem zumindest harten Manöver in einen Dreher geschoben und auf diese Weise den siebten Platz erkämpft.

Titel-Bild zur News: Mike Rockenfeller

Diese Aussicht hatte Bruno Spengler kurz vor der heutigen Kollision

"Ich muss mir erstmal anschauen, ob es auf den TV-Bildern komplett anders aussieht, als es sich im Auto angefühlt hat. Jedenfalls war ich in Kurve acht ganz innen", schildert der Audi-Pilot. "Bruno war am Drücken, war in jener Phase natürlich schneller, keine Frage. Das heißt aber noch lange nicht, dass man einem auf der Wiese hinten ins Eck fahren kann. Fakt ist, dass er mir hinten links aufs Rad gefahren ist und ich mich gedreht habe. Mein Rennen war dadurch zerstört. Es war eine aussichtsreiche Position."#w1#

Harter Tobak gegen die Rennleitung

Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich forderte noch während des Rennens indirekt ein Einschreiten der Rennleitung, doch die verhängte keine Sanktionen - sehr zu Rockenfellers Ärger, der den Entscheidungsträgern mangelnde Neutralität vorwirft: "Ich glaube: In der gleichen Situation mit vertauschten Autos hätte ich eine Strafe bekommen. Davon gehe ich aus."

"Er hat die Tür etwas aufgemacht", verteidigt sich Spengler. "Ich habe meine Nase reingehalten, er kam näher an mich ran und wir haben uns berührt. Er hat sich dann nach außen weggedreht, da es dort auch sehr dreckig ist." Rockenfeller widerspricht: "Ich habe null ausgeholt. Ich bin links gefahren und nicht rechts. Wenn ich außen gewesen wäre, würde ich es verstehen, dass er reinzieht, aber ich war innen. Da war kein Platz mehr für noch ein ganzes Auto - vielleicht für ein halbes."


Fotos: DTM in Zandvoort, Sonntag


"Du kannst ja nicht einem in die Ecke fahren und ihn rumdrehen! Wenn ich daneben bin und wir berühren uns, ist das okay, aber ich kann doch nicht einem aufs Eck fahren! Klarer geht's nicht", schimpft der 26-Jährige. "Wenn es dafür keine Strafe gibt, verstehe ich es nicht. Es ist ja nicht so, dass ich eine Chance gehabt hätte. Ich bin ganz normal innen gefahren, habe eingelenkt - und dann bumm. Wenn du einlenkst und dich beim Einlenken schon drehst, ist es schwierig, da was draus zu machen."

So klar wie sein Kontrahent will Spengler die Schuldfrage nicht beurteilt wissen: "Ich denke, es ist 50:50", sagt der Kanadier. "Wenn er die Tür nicht aufgemacht hätte, wäre ich nicht dort gewesen. So hat er die Tür geöffnet, ich habe den Raum gesehen, habe mein Nase dort platziert. Er hat zugemacht, wir haben uns berührt. Dort ist es dreckig, er hat sich gedreht. Ihr kennt mich - ich schieße niemanden absichtlich ab. So war das auch dort. Ich wollte ihn nicht abschießen, ich wollte ihn überholen."

Verzweiflungstat von Spengler?

Dass er in der Schlussphase schneller war als Rockenfeller, lag an den neueren Reifen. Spengler hatte einen dicken Hals, weil er durch die Strategie Boden verloren hatte, und wollte zumindest noch einen Platz gutmachen: "Ich wurde das ganze Rennen durch Autos bestraft, die mich aufgehalten haben, um mich langsamer zu machen. An einem Punkt musste ich versuchen, ihn zu überholen", bittet er um Verständnis. "Es war der einzige Moment, an dem ich etwas versuchen konnte."

Bruno Spengler

Bruno Spengler fuhr nach der Kollision als Siebter über die Ziellinie Zoom

Rückendeckung erhält er von Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Das war die einzig richtige Entscheidung. Es gibt einen Point of no Return. Wenn der gegnerische Fahrer einlenkt, muss er damit rechnen, dass er in einer schlechten Position ist. Das ist ganz klar nachzuweisen - ich bin sicher, man sieht das in der Datenaufzeichnung. Rockenfeller ist Spengler reingefahren und nicht umgekehrt. Deshalb haben die Kommissare mit sehr viel Überblick die richtige Entscheidung getroffen."

"Es muss ja überholt werden können", hatte Haug zuvor schon in der 'ARD' erklärt. "Es sind noch andere Dinge passiert, über die man diskutieren muss. Das Überholmanöver war astrein und die Leute wollen Überholmanöver sehen, sowohl im Fernsehen wie auch hier. Mike darf die Linie nicht mehr wechseln, sonst gibt es keinen Überholvorgang. Bruno hat nichts falsch gemacht und die Sportkommissare haben richtig entschieden."