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  • 02.10.2012 18:12

  • von Dominik Sharaf

Marquardt: "Die DTM ist kein Ponyhof"

Der BMW-Motorsportdirektor findet eine die Gangart in der DTM ganz normal und hat keine unfairen Aktionen beobachtet: "Es sitzen Rennfahrer in den Autos"

(Motorsport-Total.com) - BMW ist im Jahr der Rückkehr oft schneller als die etablierte DTM-Konkurrenz. Auch in puncto Zweikampfhärte scheinen die Münchener überholt zu haben. Jens Marquardt betont, dass es keine neun Wertungsläufe gebraucht habe, um die Gangart der Serie zu verinnerlichen: "Ich habe es nach dem ersten Rennen in Hockenheim gesagt, als wir ordentlich abgeräumt wurden: Die DTM ist kein Ponyhof", unterstreicht der Motorsport-Direktor nach einem ereignisreichen Sonntag in Valencia mit reichlich Lackaustausch.

Titel-Bild zur News: Jens Marquardt (BMW Motorsport Direktor)

Kann auch einstecken: BMW-Motorsportdirekor Marquardt Zoom

Geht es nach Marquardt, hat sein Audi-Kollege Wolfgang Ullrich wohl die Dauerkarte für den Streichelzoo gelöst. Der schimpfte im 'Ersten' nach einem Manöver von Andy Priaulx gegen Rahel Frey, die Aktion des Briten in BMW-Diensten sei "unterste Schublade" gewesen und habe vielleicht etwas in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) zu suchen, nicht aber in der DTM. Marquardt wundert sich über die Schärfe: "Ich kann mich der Meinung nicht anschließen", sagt er.

Etwas Feindkontakt gehört für Marquardt dazu

Für ihn sei die Aktion Priaulx', der die außen überholende Schweizerin auf das Gras drückte, eine faire gewesen und gehöre nicht in andere Klassen. Hinzu kam, dass mit Bruno Spengler ein um den Titel kämpfender BMW-Pilot die Situation für sich nutzte und an beiden innen vorbeischlüpfte. "Ich denke, es war ein gutes Rennmanöver von Bruno und danach eben ein Seite-an-Seite- und Schulter-an-Schulter-Rennen, wie es sie in der DTM gibt", analysiert ein unaufgeregter Marquardt.

Eine Sonderbehandlung für eine Frau kommt für den BMW-Verantwortlichen ohnehin nicht infrage: "Ich weiß nicht, ob man da Gentleman sein muss oder nicht. Es sind alles Rennfahrer, auch Rahel Frey ist Rennfahrerin", meint er und verweist auf Aussagen der Audi-Pilotin: "Sie hat selbst im Interview gesagt, sie habe auch den einen oder anderen kleineren Fehler gemacht", merkt Marquardt an. "In der Kurve außen zu überholen ist - glaube ich - etwas ambitioniert."

BMW kann auch einstecken

Generell scheint sich Marquardt darüber zu wundern, dass in der DTM jeder Kontakt mit Argusaugen beobachtet wird und per se ein Fall für die Rennkommissare zu sein scheint. "Für uns war ein gutes Ergebnis drin, deswegen werden wir nicht die Leute dazu animieren, langsam zu fahren. Ich würde das nicht als aggressive Fahrweise deuten", unterstreicht er und betont, dass er auch einstecken muss - und das ohne Wehklagen tut: "In Kurve eins hat es zwei unserer Autos erwischt."

Gemeint ist unter anderem Martin Tomczyk. Der amtierende Meister, der von Robert Wickens abgeräumt wurde, beklagte sich im Anschluss über ein mehr als ambitioniertes Manöver des Kanadiers: "Ich hoffe allerdings, dass es fair und sportlich zugeht und nicht so, wie wir es an diesem Wochenende von einigen Mercedes-Piloten gesehen haben", haderte Tomczyk unmittelbar nach dem Rennen. Marquardt sieht die Sache entspannter: "Es war leider einer dieser Kurve-eins-Unfälle. So ist der Rennsport eben."

Kein Gesprächsbedarf mit Ullrich

Rückblickend sieht der BMW-Verantwortliche keinen Grund zur Klage - auch wenn seine Schützlinge öfter auf die Hörner genommen wurden. "Ich glaube, das war über die Saison gut verteilt. Hier geht es um viel, es sind Rennfahrer, die in den Autos sitzen", beruhigt er. "Ich habe von meiner Seite über die gesamte Saison hinweg keine wirklich unfaire Aktion gesehen." Diese Aussage ist durchaus als Kritik zu werten, schließlich wurde Tomczyk in Zandvoort das vorgeworfen.

Martin Tomczyk, Gary Paffett

Die Aktion zwischen Tomczyk und Paffet zog eine Strafe nach sich Zoom

Es kam zu einer Strafe nach einem Manöver gegen Gary Paffett. Für unterschiedliche Sichtweisen hat Marquardt aber Verständnis - zumindest, wenn es sich dabei um Konkurrenten handelt. "Dass man natürlich - je nachdem, wie man betroffen ist - unterschiedlicher Meinung ist, ist verständlich", räumt er ein. Auf eine heiße Milch mit Honig will sich Marquardt mit Ullrich aber nicht verabreden: "Ich glaube, da gibt es keinen erhöhten Gesprächs- oder Klärungsbedarf", erklärt er unbeeindruckt.