Knalleffekt bei BMW: Marquardts Abgang offiziell, Umbau geplant!

Das Ende von Jens Marquardt als BMW-Motorsportdirektor ist offiziell: Wer sein Nachfolger wird und welche Umstrukturierungen in München geplant sind

(Motorsport-Total.com) - Knalleffekt in München: Wie 'Motorsport-Total.com' berichtete und nun auch offiziell bestätigt wurde, ist die Ära von Jens Marquardt als BMW-Motorsportdirektor zu Ende. Der 53-Jährige, der Anfang 2011 das Ruder von Mario Theissen übernommen hatte, wird ab dem 1. November das Pilotwerk für den Prototypenbau der Serienmodelle der BMW-Gruppe leiten.

Titel-Bild zur News: Jens Marquardt

Die Ära Jens Marquardt geht bei BMW nach zehn Jahren zu Ende Zoom

Sein Nachfolger wird der Österreicher Markus Flasch, der derzeit als Geschäftsführer der M GmbH - eine 100-Prozent-Tochter der BMW-Gruppe - fungiert und auch in dieser Position bleibt. Der Salzburger übernehme "kommissarisch" die Leitung von BMW Motorsport, heißt es in der Pressemitteilung, was bedeutet, dass es sich um eine Übergangslösung handelt. Wer langfristig den Posten übernimmt, ist noch unklar.

Die M GmbH ist die High-Performance-Division im Serienbereich, die für die Entwicklung und Produktion der besonders sportlichen M-Modelle verantwortlich ist. Es gibt Planungen, wonach alle Rennsportprojekte - also Werks- und Kundensport - in Zukunft in die M GmbH eingegliedert werden.

Formel-E-Programm von BMW läuft weiter

Daher ergibt es Sinn, dass Flasch auch die Verantwortung für den Motorsportbereich trägt. Werksseitig ist BMW abgesehen vom IMSA-Engagement in der GTE-Klasse derzeit nur in der Formel E und in der DTM aktiv. Der DTM-Ausstieg mit Saisonende 2020 im Zuge des Audi-Rückzugs steht aber schon länger fest.

Das Formel-E-Projekt der Münchner wird vorerst weiterlaufen, obwohl es auch diesbezüglich bereits Rückzugsgerüchte gab. 

Mit dem Abgang von BMW-Entwicklungschef Klaus Fröhlich Ende Juni 2020 verlor der Werksmotorsport, der bisher direkt seinem Ressort unterstellt war, im Vorstand seinen wichtigsten Fürsprecher. Fröhlich musste gehen, weil es bei den Münchnern eine Altersregelung gibt, die besagt, dass Vorstände mit 60 Jahren aus dem Unternehmen ausscheiden. Sein Nachfolger ist Frank Weber.


Das ist die M Gmbh und Marquardts Nachfolger

Jahrzehnt als Motorsportdirektor mit Höhen und Tiefen

Auch die aktuelle Coronavirus-Krise und der Umbruch in der Automobilindustrie durch die Elektromobilität machen die Lage für den Konzern nicht einfacher. Zuletzt stand bei BMW Motorsport die Entwicklung des neuen Kundensport-Autos M4 GT3 im Fokus, dessen FIA-Homologation im September 2021 vorgesehen ist. Damit möchte man nicht nur einen sportlichen, sondern auch einen finanziellen Erfolg landen.

Marquardt, der vor seinem BMW-Einstand bei Toyotas Formel-1-Rennstall Teammanager war, gelang es, schon im DTM-Einstiegsjahr 2012 mit Bruno Spengler den Titel zu holen. Auch 2014 und 2016 gewann man mit Marco Wittmann die Meisterschaft, ehe man in der Turbo-Ära der Traditionsserie deutlich unter die Räder kam. Auch für die enormen Entwicklungskosten des M8 GTE, der nur zwei Jahre lang bei den 24 Stunden von Le Mans und in der WEC im Einsatz war, musste Marquardt Kritik einstecken.

"Die vergangenen zehn Jahre werden für mich immer mit emotionalen Erinnerungen verbunden sein", wird Marquardt in der BMW-Pressemitteilung zitiert. "Ich durfte gemeinsam mit einer außergewöhnlichen Mannschaft alle Höhen und Tiefen im Motorsport erleben. Der Gesamtsieg beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring war ein krönender Abschluss dieser aufregenden Zeit. Für all diese Erinnerungen bin ich der BMW-Group und der gesamten Motorsport-Familie sehr dankbar."

Marquardts neue Herausforderung

Nun freue er sich nach 25 Jahren Jahren im Motorsport auf seine "neue Herausforderung". Im Pilotwerk für den Prototypenbau der Serienmodelle arbeiten etwa 700 Mitarbeiter an bis zu sechs Fahrzeugprojekten gleichzeitig. An der Schnittstelle zwischen Entwicklung und Produktion werden sowohl das Produkt, als auch die Fertigungsprozesse für die Serienproduktion ausgereift und anschließend an die Serienwerke übergeben.

Auch Entwicklungsvorstand Weber bedankt sich bei Marquardt und seinem Team "ganz herzlich" für "viele große Erfolge wie die "DTM-Titel in den Jahren 2012, 2014 und 2016, diverse Gesamt- und Klassensiege bei Langstreckenklassikern in Daytona, Spa oder jüngst beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Die Leitung des Pilotwerks für den Prototypenbau ist eine neuralgische Funktion in der Entwicklung. Mit der agilen Arbeitsweise und den Erfahrungen aus dem Motorsport wird Jens Marquardt hier neue Akzente setzen."