Erster Sieg seit fünf Jahren: Timo Scheider "wie ein Youngster"

Timo Scheider feiert beim DTM-Saisonfinale auf dem Hockenheimring seinen ersten Sieg seit 2010 und fühlt sich wie ein Rookie - Gutes Ende einer katastrophalen Saison

(Motorsport-Total.com) - Als Timo Scheider am 31. Oktober 2010 das DTM-Rennen auf dem Adria International Speedway gewann, da ahnte noch niemand, dass anschließend eine Durststrecke von fast fünf Jahren folgen sollte. Immerhin sicherte sich der Deutsche in den Jahren 2008 und 2009 sogar noch den Titel. Doch seit dem Sieg in Italien war irgendwie der Wurm drin. Magere drei Podestplätze fuhr der Audi-Pilot seit der Saison 2011 noch ein, in diesem Jahr erreichte die Krise schließlich ihren Höhepunkt.

Titel-Bild zur News: Jamie Green, Timo Scheider, Maxime Martin

Timo Scheider gewann endlich einmal wieder den ganz großen Pokal Zoom

Scheiders Bilanz 2015 vor dem Saisonfinale. Magere 16 Punkte, Tabellenplatz 23 und dazu auch noch die Schieb-ihn-raus-Affäre inklusive Sperre. Ausgerechnet beim Saisonfinale der total verkorksten Saison konnte Scheider dem Jahr nun doch noch einen positiven Anstrich verpassen. In Hockenheim sicherte er sich seinen ersten Sieg seit fast fünf Jahren. "Es war einfach viel zu lange her", schnauft Scheider anschließend durch.

"Wenn du doppelter Titelträger warst, dann hast du andere Ziele, als irgendwo im Mittelfeld herumzudümpeln", erklärt der 36-Jährige und ergänzt: "Diese Saison war mit Sicherheit zum Vergessen und die allerschlimmste, die man sich überhaupt vorstellen konnte. In meiner Karriere war es auch ganz klar die schrecklichste. Deswegen tut es natürlich gut, gerade hier im Finale noch einmal ganz oben zu stehen."

"Wie bei meinen ersten Siegen"

"Ich habe mich fast so ein bisschen gefühlt, wie damals bei meinen ersten Siegen", verrät Scheider und erklärt: "Gerade in den letzten zwei Runden fängst du an, ins Auto reinzuhören. Du glaubst, du spürst Vibrationen. Ich kam mir vor wie ein Youngster, der zum ersten Mal einen Sieg einfahren darf. Du fängst an, dir über alles Gedanken zu machen." Am Ende konnte Scheider seine Konzentration allerdings noch einmal sammeln.


Fotos: DTM-Finale in Hockenheim, Samstag


"Ich hatte ein Auto, mit dem ich von Anfang an einen sehr hohen Speed fahren konnte. Das hat am Ende den Ausschlag gegeben, dass wir uns vorne absetzen konnten", freut sich Scheider, der sich gemeinsam mit Maxime Martin gleich zu Beginn des Rennens vom Rest des Feldes absetzen konnte, dann allerdings kurzzeitig noch einmal vom Safety-Car eingebremst wurde.

"Wenn du doppelter Titelträger warst, dann hast du andere Ziele, als irgendwo im Mittelfeld herumzudümpeln." Timo Scheider

"Da habe ich das erste Mal schon die Stirn gerunzelt", gibt der Audi-Pilot zu, doch auch nach der Safety-Car-Phase konnte er dem Feld noch ein weiteres Mal davonziehen. Der Lohn: Zum ersten Mal in dieser Saison durfte Scheider sogar auf dem Podium feiern - und war da kein bisschen aus der Übung. "Ich musste mich nicht eingewöhnen, zum Glück habe ich das ja schon ein paarmal erlebt", verrät er mit einem Lachen.

Lob vom Audi-DTM-Leiter

"Es ist immer schön, mit einem positiven Ergebnis in den Winter zu gehen", weiß Scheider, der den Schwung nun mit in die neue Saison nehmen möchte. Auch Audi-DTM-Leiter Dieter Gass weiß, dass der Sieg "sehr wichtig" ist. "Es freut mich unheimlich für ihn. Wir haben viele, viele Rennen in den vergangenen zwei Jahren gehabt, in denen Timo auch einfach oft Pech hatte", erinnert er.

"Es freut mich unheimlich für ihn." Dieter Gass

Obwohl Audi den Fahrertitel verpasst hat, war der Sieg von Scheider für das gesamte Team ein ganz wichtiger. Gass erinnert daran, dass durch den Sieg des Routiniers nun sechs der acht Audi-Stammpiloten in diesem Jahr mindestens ein Rennen gewinnen konnten. Für die kommende Saison fordert er allerdings mehr Konstanz von seinen Fahrern. Vielleicht kann dann ja auch Timo Scheider wieder ganz vorne angreifen.