Ellen Lohr: Woran sich die DTM ein Beispiel nehmen kann
Die ehemalige DTM-Piloten Ellen Lohr sorgt sich nicht um die Zukunft der Serie, hat aber Anregungen, womit man sie attraktiver gestalten kann
(Motorsport-Total.com) - Die DTM ist nicht totzukriegen. Das behauptet die ehemalige Pilotin und Mercedes-Siegerin Ellen Lohr im Interview mit 'Auto Bild motorsport'. Aber nach dem angekündigten Ausstieg von Mercedes, nur noch zwei verbleienden Herstellern und einer Menge Kritikpunkten hinter den Kulissen muss ihrer Meinung nach ein Umdenken passiere. "Ich sehe die Zukunft der DTM positiv. Aber natürlich haben die Verantwortlichen nun eine Riesenaufgabe vor sich", sagt sie.

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Angestaubt: Die DTM muss sich einmal mehr neu erfinden Zoom
"Die richtig guten Zeiten der DTM waren doch die, in denen man sich qualifizieren musste wegen zu vieler Teilnehmer. In denen die Fans nicht nur den Werksfahrern die Daumen gedrückt haben, sondern auch die Kämpfe der Privatiers bejubeln konnten. In denen die Fahrer noch echte Fehler gemacht haben, die zu Konsequenzen führten. Die DTM ist in diesem Jahr eigentlich zum ersten Mal 'einsichtig' gewesen und hat Einschränkungen im Sinne der Fans vorgenommen, aber dennoch von allem viel zu wenig und alles viel zu zaghaft."
Lohr ist eine echte Fürsprecherin der Deutschen Tourenwagen Masters. Sie hielte es für keine gute Idee, ein Reglement wie das der günstigen TCR-Serie zu kopieren. "Aber es wäre sicher nicht falsch, sich an der WTCC zu orientieren", regt sie an. "Dann hätte man Autos, die einen echten Wiedererkennungswert haben und die trotzdem spektakulär sind. Und wer interessiert wäre, könnte auch Rennen in beiden Serien bestreiten - sogar auf der Nordschleife."
Den Hersteller-Einfluss würde sie gar nicht komplett streichen wollen. "Natürlich müssen Werke auch in einer neuen DTM engagiert sein, denn deren finanzielle Möglichkeiten sind notwendig um ein gutes DTM-Paket aufzustellen, technisch als auch in der Kommunikation. Aber dann sollte es guten Privatteams möglich sein, solche Autos zu erwerben und selbst einzusetzen. Dann sind die Felder voll, du hast großartige Kämpfe, manchmal gewinnt ein Underdog, die Geschichten wären wieder emotional."
Genauso wenige Sorgen wie um die Zukunft der DTM macht sich die 52-Jährige um die offensichtliche Konkurrenz, die die Formel E mittlerweile im Motorsport darstellt. Zwar orientiert sich nicht nur Mercedes in den Elektrobereich. Aber Lohr hält dagegen: "Der Mercedes-Schritt hin zur Formel E war sicher in erster Linie eine Entscheidung des Marketings."
"Nichtsdestotrotz und bei aller Euphorie muss man aber auch mal die Kuh im Dorf lassen. Motorsport der "brumm" macht, wird noch eine lange Zeit eine wichtigere Rolle einnehmen, denn die Formel E ist zu einem großen Teil ein rein technisches Spielfeld für zukünftige Innovationen. Aber der Boden für eine sehr gute motorsportliche Zukunft ist zumindest beackert."

