DTM-Rennen Spielberg 1: Audi-Sieg bei Chaosrennen, Preining vor Bortolotti

Kelvin van der Linde setzt sich mit Undercut gegen Pole-Setter Heinrich durch, Abt-Teamkollege Feller sorgt für Sensation - Preining trotz Kollision vor Bortolotti

(Motorsport-Total.com) - Kelvin van der Linde (Abt-Audi) hat das Samstagsrennen der DTM auf dem Red-Bull-Ring bei Spielberg gewonnen und damit seinen ersten DTM-Sieg seit Hockenheim 2021 gefeiert. Nach 37 Runden bei zunächst nassen, dann abtrocknenden Bedingungen setzte sich der Südafrikaner mit 1,306 Sekunden Vorsprung auf Polesetter Laurin Heinrich (Bernhard-Porsche) durch (zum Rennergebnis).

Titel-Bild zur News: Kelvin van der Linde

Kelvin van der Linde holt bei einem wahren Thriller den ersten DTM-Sieg seit 2021 Zoom

Dritter wurde Kelvin van der Lindes Teamkollege Ricardo Feller. Der Schweizer zeigte von Startplatz 26 eine sensationelle Aufholjagd und verteidigte in der Schlussphase den dritten Rang entschlossen gegen Rene Rast (Schubert-BMW). Mit dem Doppelpodium machten die Abt-Piloten ihrem Teamchef Thomas Biermeier ein schönes Geburtstagsgeschenk.

Fünfter wurde Maro Engel (Landgraf-Mercedes), der sich nach hartem Kampf gegen Thomas Preining (Manthey-EMA-Porsche) durchsetzte. Siebter wurde Luca Stolz (HRT-Mercedes) vor Marco Wittmann (Project-1-BMW). Mit Rang neun verteidigte Mirko Bortolotti (SSR-Lamborghini) seine Tabellenführung, sein Vorsprung auf Preining schrumpfte jedoch von neun auf sechs Punkte.

Doppeltes Geburtstagsgeschenk für Abt-Teamchef Biermeier

Dennis Olsen (Manthey-EMA-Porsche) komplettierte die Top 10. Auf den Plätzen elf bis 15 sammelten Ayhancan Güven (Bernhard-Porsche), Luca Engstler (Engstler-Audi), Sheldon van der Linde (Schubert-BMW), Arjun Maini (HRT-Mercedes) und Lucas Auer (Winward-Mercedes) ebenfalls Meisterschaftspunkte.

"Ich glaube, es gibt keinen anderen Sport, der solche Emotionen zeigt", sagte Kelvin van der Linde nach dem Rennen zu ran.de. "Da oben auf dem Podium zu stehen und die Tränen in den Augen der Mechaniker und Ingenieure zu sehen, das fühlt sich einfach so gut an. Ich bin so glücklich. Cooles Geburtstagsgeschenk [für Teamchef Biermeier]".

Beim Start war die Strecke nach einem Regenschauer noch feucht, weshalb die meisten Piloten auf Regenreifen starteten. Nur sieben Piloten aus dem hinteren Teil des Starterfeldes pokerten und gingen auf Slicks ins Rennen. Diese Taktik ging jedoch nicht auf, da die Strecke nicht schnell genug abtrocknete.

Frühe Stopps der Weg zum Erfolg

Heinrich übernahm von der Poleposition aus die Führung, während Kelvin van der Linde vom zweiten Startplatz noch in der ersten Runde auf Rang fünf zurückfiel. In der Anfangsphase verlief das Rennen recht geordnet, lediglich Feller beeindruckte gleich zu Beginn mit einigen Überholmanövern.

Der Meisterschaftsführende Bortolotti tat sich anfangs schwer und hing lange hinter Engstler fest, drehte dann aber auf und machte Position um Position gut, bis er direkt hinter seinem Meisterschaftsrivalen Preining fuhr. "Der erste Stint im Regen war wahrscheinlich einer meiner besten überhaupt", sagte Bortolotti anschließend gegenüber ran.de.

In der zehnten Runde waren die Fahrer auf Slicks erstmals gleich schnell wie die auf Regenreifen, doch dann ging erneut ein kurzer Regenschauer über die Strecke. Ab Runde 16 begannen die Pflichtboxenstopps, bei denen alle Fahrer auf Slicks wechselten. Als einer der ersten Piloten kam Feller in Runde 18 an die Box. Da sich der sogenannte Undercut als die richtige Wahl erwies, machte der Schweizer in der Folge weitere Positionen gut.

Bortolotti fällt nach dem Boxenstopp zurück

"Die Jungs haben einen guten Job gemacht und uns in der perfekten Runde reingeholt. Wir haben massiv Zeit gut gemacht", lobte der Schweizer gegenüber ran.de die Arbeit seiner Abt-Mannschaft. Zwei Runden später kam auch sein Teamkollege Kelvin van der Linde als erster Fahrer der Spitzengruppe an die Box, eine Runde später bogen Heinrich, Engel, Rast und Preining ab.

Heinrich kam zwar vor Kelvin van der Linde zurück auf die Strecke, doch der Südafrikaner überholte den Porsche-Piloten auf den wärmeren Reifen mit Leichtigkeit. "Für mich war heute der Wechsel von Regenreifen auf Slicks entscheidend", sagt der Abt-Pilot. "Ich konnte eine gute Outlap fahren, und das hat mir dann die Möglichkeit gegeben, an Maro und Laurin vorbeizugehen."


Fotos: DTM: Rennwochenende in Spielberg 2023


Weniger glücklich mit der Strategie war die SSR-Mannschaft, die Bortolotti eine Runde nach seinem Meisterschaftsrivalen Preining an die Box holte. Lagen die beiden vor dem Boxenstopp noch direkt hintereinander, war Preining nach dem Boxenstopp zunächst Vierter, während Bortolotti auf Rang neun zurückfiel.

Preining rammt Engel von der Strecke

Nach einer Kollision zwischen Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari) und Clemens Schmid (GRT-Lamborghini), für die der Österreicher mit drei Strafrunden belegt wurde, kam in Runde 24 das Safety-Car auf die Strecke. Beim Restart drei Runden später verteidigte Kelvin van der Linde klar die Führung, gefolgt von Heinrich, Engel und Preining.

Zwischen den beiden Letztgenannten entbrannte ein harter Kampf um Platz drei, bei dem Preining unglücklich agierte. In Runde 31 überholte er Engel in Kurve 3, drängte ihn dabei aber von der Strecke. Die Rennleitung entschied: Preining muss hinter Engel zurückfallen. Doch inzwischen war Feller bereits an Engel vorbeigezogen. Preining verlor schließlich sogar drei Positionen, weil auch Rast die Gunst der Stunde nutzte und an ihm vorbeizog.

Die Schlussphase des Rennens war dann geprägt von einem harten Kampf Feller gegen Rast um Platz drei. Immer wieder setzte Rast zum Angriff an, fand aber keinen Weg am Audi-Piloten vorbei. Kurzzeitig gelang dies dem dreimaligen DTM-Champion in Runde 36, doch dabei hatte er Feller in Kurve 3 angeschoben und anschließend wieder vorbeigelassen.

Harter Kampf zwischen Feller und Rast

Am Ende behielt Feller die Oberhand. "Das war schon hart, vor allem am Ende mit Rene", sagte der Schweizer. "Der BMW ist auf den Geraden so brutal schnell, das ist Wahnsinn. Es war nicht einfach, ihn hinter mir zu lassen."

An der Spitze tat sich nichts mehr, Kelvin van der Linde fuhr einen ungefährdeten Sieg nach Hause, den auch sein Teamchef und Geburtstagskind Biermeier "überwältigend" fand. "Wir haben heute früh eine kleine Ansprache gehalten. Ich habe gesagt: Ich will Punkte, und ich habe spaßeshalber gesagt, wenn es geht, Podiumsplätze. Dass es jetzt zweimal klappt, ist unglaublich", sagte Biermaier gegenüber ran.de. "Ich freue mich wahnsinnig für ihn, er hat es verdient. Er hat so hart gearbeitet und so viel Pech gehabt. Und in dieser Serie von Platz 26 auf Platz drei zu fahren, das ist nicht alltäglich."

Auch bei Heinrich war die Freude über den zweiten Podestplatz seiner DTM-Karriere groß. "Klar will man von der Pole immer gewinnen, aber ich habe das Rennen bei schwierigen Bedingungen gegen die besten GT-Fahrer der Welt angeführt. Von daher bin ich mega happy, ein ganz großer Tag für mich. Ich fühle mich mega wohl am Red Bull Ring", sagt er gegenüber ran.de.

Was beim Boxenstopp von Rast schief lief

Und auch im Team Bernhard gab es doppelten Grund zum Feiern. "Ich freue mich besonders für meinen Ingenieur, der heute Geburtstag hat. Da haben wir ihm auf der Strecke ein schönes Geschenk gemacht", so Heinrich.

Weniger zufrieden war der Viertplatzierte Rast. "Es hätte viel besser sein können", sagt er gegenüber ran.de. "Wir waren vor dem Boxenstopp bei Kelvin und haben beim Boxenstopp sechs Positionen verloren. Schade, sonst hätten wir heute aufs Podium fahren können, aber P4 ist trotzdem gut."

Doch was genau lief beim Stopp der Schubert-Mannschaft schief? "Als ich rausfahren wollte, kam von hinten ein Audi und ich musste anhalten. Dann habe ich vom Team kein Go bekommen, wusste nicht, was ich machen soll und bin stehen geblieben, weil ich keine Sicht nach hinten hatte", erklärt Rast. "Da habe ich fünf, sechs Sekunden verloren."

Noch drei Fahrer mit realistischen Meisterschaftschancen

Mit Platz neun betrieb Bortolotti nach eigener Einschätzung "gute Schadensbegrenzung" und meinte: "Wir hatten ein perfektes Rennen", so der Lamborghini-Pilot. "Gute Punkte an einem Tag, an dem wir chancenlos. Wir sind bei weitem das schwerste Auto im Feld, das ist kein Vorteil."

In der Meisterschaft führt Bortolotti drei Rennen vor Saisonende mit 180 Punkten vor Preining (174). Feller (158) liegt als Dritter 22 Punkte zurück, Sheldon van der Linde (116), Luca Stolz (115) und Kelvin van der Linde (109) haben keine realistischen Titelchancen mehr.