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Die Fuge des Anstoßes: Darum legt Audi Berufung ein

Jamies Greens Disqualifikation vom Samstagsrennen in Budapest will Audi nicht auf sich sitzen lassen - Performance-Vorteil durch abgedichtete Fuge "kaum messbar"

(Motorsport-Total.com) - Das Ergebnis des Samstagsrennens in Budapest, sowie die Tabellenstände nach dem dritten Rennwochenende der DTM-Saison 2017 sind mit Vorsicht zu genießen. Denn über Jamie Greens siebten Platz im ersten Rennen auf dem Hungaroring ist noch nicht endgültig entschieden. Mercedes hielt seinen Audi für unzulässig modifiziert und bekam von den Sparkommissaren Recht. "Ich finde, die Entscheidung war nicht richtig", betont hingegen Rosberg-Teamchef Arno Zensen. Die Berufung wurde bereits eingeleitet.

Titel-Bild zur News: Jamie Green

Aus den Fugen geraten: Jamie Green könnte schon Tabellenführer sein Zoom

"Wir haben eine Fuge ein bisschen abgedichtet", räumt Zensen ein, weist aber gleichzeitig darauf hin: "Es hat sicherlich keinen Performance-Vorteil gebracht." Auch der ehemalige Mercedes-Sportchef Norbert Haug erklärt bei der 'ARD': "Das bringt ein Tausendstel, wenn überhaupt - eigentlich kaum messbar."

Warum dann der folgenschwere Aufwand - und das nur an Greens Auto? Und warum der Protest von Mercedes, die den Hersteller-Konkurrenten am Samstag schlagen konnten? Michael Kramp, der Pressesprecher des Deutschen Motor Sport Bund (DMSB), weiß genau, wie es zu solchen Skandälchen kommt.

Die Fuge wird schon länger diskutiert

"In einer Serie, in der es um Hundertstelsekunden geht, ist das immer ein Kampf, der Spitz auf Knopf geht", sagt er der 'ARD: "Da gibt es auch schon mal Interpretationsfragen, das liegt in der Natur der Sache. Wäre es eine nicht so professionelle Serie wäre, dann würde es solche Probleme wahrscheinlich gar nicht geben, weil man gar nicht an diese Leistungsgrenzen drankommen würde. Das ist nicht immer schön, macht aber auch den Reiz der DTM aus - dass es um so enge Abstände geht und man wirklich alles versuchen muss um die legalen Bereiche des Reglements auszuloten."

Ein eindeutiger Verstoß gegen Artikel T 2.10.1 des technischen Reglements, der vorschreibt, dass Einheitsteile nicht modifiziert werden dürfen, kann es nicht gewesen sein. Sonst hätte sich die Entscheidung nicht fast sechs Stunden hingezogen. Die Sportkommissare hätten aber wahrscheinlich auch ohne den Protest der Rivalen genauer hingeschaut. Denn die Fuge am Frontdiffusor ist den Herstellern schon länger ein Dorn im Auge.


Fotos: DTM in Budapest


Ex-DTM-Pilot Frank Biela will als Audi-Insider wissen, dass die Dichtungsmasse an Greens Auto sogar vor dem Rennen noch entfernt wurde und es sich nur um Rückstände handelte, die die Disqualifikation nach sich zogen. Eine Klärung der Angelegenheit kann sich wochenlang hinausziehen, wenn Audi die Berufung bis Mittwochabend schriftlich beim DMSB eingereicht und das Berufungsgericht seine Entscheidung ausarbeitet.

Verlorene Tabellenführung

Green bleibt derweil nichts anders übrig, als weiter auf Punktjagd zu gehen. Er war in das Wochenende als Gesamtzweiter gestartet und steht nach seinem fünften Platz am Sonntag jetzt auf Platz drei mit fünf Punkten Rückstand zu Tabellenführer Rene Rast. Mit den sechs Punkten vom Samstag stünde er an der Spitze.

"Man gewinnt zusammen und verliert zusammen", sagt Norbert Haug. "Ich glaube nicht, dass Green über sein Team schimpft. So etwas sollte nicht passieren, ist es jetzt nun aber. Die beste Antwort darauf können sie auf der Strecke geben." Die Saison bietet noch sechs Rennwochenenden zum Zurückschlagen. Am 1./2. Juli geht es bereits auf dem Norisring weiter.