• 11.10.2009 18:22

Die Audi-Stimmen zum Rennen

Fünf Audi-Piloten zogen sich in Dijon Reifenschäden zu, doch Timo Scheider bleibt Titelfavorit - Für Mattias Ekström ist der Zug abgefahren

(Motorsport-Total.com) - Audi-Pilot Timo Scheider hat bei der turbulenten DTM-Premiere im französischen Dijon-Prenois einen kühlen Kopf bewahrt und mit Rang sechs drei wichtige Punkte gesammelt. In das Finale auf dem Hockenheimring geht der Titelverteidiger am 25. Oktober mit einem Vorsprung von sieben Punkten auf Gary Paffett (Mercedes). Damit hat Scheider ein um fünf Punkte größeres Polster als vor einem Jahr, als er sich in Hockenheim mit einem Sieg seinen ersten DTM-Titel sicherte. Dieses Mal reicht dem 30-Jährigen bei einem Erfolg von Gary Paffett sogar ein fünfter Platz.

Titel-Bild zur News: Timo Scheider

Timo Scheider wurde von Startplatz 16 aus noch bester Audi-Pilot

26.000 Zuschauer (am Wochenende) sahen auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Dijon-Prenois eines der turbulentesten und kuriosesten DTM-Rennen aller Zeiten, in dem die Reifen die Schlüsselrolle spielten. In den letzten Runden mussten viele Fahrer das Tempo drastisch reduzieren, um auf der anspruchsvollen Strecke ohne Risiko über die Distanz zu kommen. So fuhren die ersten zwölf Fahrzeuge im Pulk innerhalb von nur sechs Sekunden über die Ziellinie.#w1#

Die meiste Zeit hatte Audi bei der DTM-Premiere die Nase vorne - und zwar in Gestalt des Red Bull Audi A4 DTM von Mattias Ekström. Der von Platz vier gestartete Schwede übernahm dank einer guten Strategie in der 22. Runde die Führung und hielt in der Folge dem Druck von Gary Paffett stand, obwohl Ekström gleichzeitig versuchte, den in Dijon besonders stark belasteten linken Hinterreifen zu schonen. Sieben Runden vor dem Ziel platzte der Reifen dennoch - und für Ekström damit auch der Traum vom dritten DTM-Titel. Besonders bitter: Schon beim Saisonauftakt in Hockenheim hatte Ekström ein Reifenschaden kurz vor dem Ziel um den Sieg gebracht.

Doch nicht nur den Schweden erwischte es in Dijon. Auch Timo Scheider, Martin Tomzcyk, Oliver Jarvis und Tom Kristensen wurden Opfer von Reifenschäden. Während Kristensen kurz vor Rennende den dritten Platz verlor, hatte Scheider Glück im Unglück: Den Tabellenführer erwischte es in Runde 21 zwei Kurven vor dem ersten planmäßigen Reifenwechsel. Dadurch hielt sich der Zeitverlust für Scheider in Grenzen. Allerdings verlor sein Audi A4 DTM im Bereich hinter dem defekten Reifen wichtige aerodynamische Teile.

Auch Martin Tomczyk schonte in der Schlussphase seine Reifen und rettete so den siebten Platz und zwei Punkte ins Ziel. Bester Fahrer eines Vorjahres-A4 war Markus Winkelhock auf Rang zehn. Alexandre Prémat wurde Elfter, Mike Rockenfeller 13., Oliver Jarvis 15. und Katherine Legge landete auf Rang 16. Tom Kristensen sah kurz vor Rennende die schwarze Flagge wegen Verlassens der Rennstrecke.

Stimmen zum Rennen:

Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): "Das ist ein enttäuschendes Ergebnis für uns. Besonders, weil man gesehen hat, was für eine gute Performance unsere Autos heute hatten. Dass ausgerechnet Timo vom 16. Startplatz im Ziel der beste Audi ist, hätte wohl keiner gedacht. Die Reifenschäden haben vier unserer schnellsten Autos getroffen. Wir müssen jetzt dringend klären, was die Ursachen sind. Gratulation an Mercedes zum Sieg in Dijon. Wir freuen uns auf ein offenes Finale in Hockenheim, wo wir die Saison mit einem Audi Vierfachsieg eröffnet haben."

Timo Scheider: "Aus der schlechten Ausgangsposition ist der sechste Platz fast wie ein kleiner Sieg. Davon hätte ich vor dem Rennen fast gar nicht zu träumen gewagt. Ich hatte einige schöne Duelle auf meinem Weg nach vorn und natürlich auch ein wenig Glück, dass mich der Reifenschaden so kurz vor der Boxeneinfahrt erwischt hat und ich deshalb nicht allzu viel Zeit verloren habe. Sieben Punkte Vorsprung auf Gary und zehn Kilo weniger in unseren neuen Autos sind eine anständige Ausgangsposition für das Finale in zwei Wochen. Die Fans in Hockenheim können sich jetzt auf einen echten Saisonhöhepunkt freuen."

Martin Tomczyk: "Am Start herrschte etwas Durcheinander, aber es ging trotzdem ganz gut. Vor dem ersten Boxenstopp hatte ich einen schleichenden Plattfuß, weshalb ich langsam in die Box fahren musste und viel Zeit verloren habe. Danach lief es dank guter Rundenzeiten sehr gut. Der letzte Rennabschnitt war etwas kurios. Es ging darum, auf Sicherheit zu fahren und anzukommen. Es bestand die Gefahr, dass Nachfolgende dabei unüberlegte Fahrmanöver machen."

Mattias Ekström: "Ich hatte ein perfektes Auto und viel Vertrauen. Nach meinem ersten Boxenstopp führte ich das Rennen an. Nach 20 Runden informierte mich das Team, dass ich einen sicheren Fahrstil wählen sollte. Das tat ich bis zum Ende des Rennens. Aber es reichte nicht, um die Reifen genügend zu schonen. Leider platzte der Reifen und ich sammelte keinen einzigen Punkt. Es ist das zweite Mal in diesem Jahr, dass das passiert ist. In Hockenheim beim Saisonauftakt hatte ich das gleiche Pech."

Markus Winkelhock: "Mein Start war durchschnittlich. Timo zog an mir vorbei. Ich habe Susie Stoddart überholt. Ich hing eine Zeit lang hinter Mathias Lauda und hinter 'Rocky'. Aber es war sehr schwierig zu überholen. Ich habe auf den Boxenstopp gehofft, aber auch dabei kam ich an niemandem vorbei. Als es zum Schluss drunter und drüber ging, kam ich etwas nach vorn. Platz zehn ist ganz okay im Hinblick auf Startposition 14."

Alexandre Prémat: "Im Rennen entwickelte ich einen sehr guten Rhythmus. Ich konnte das gleiche Tempo wie die 2009er-Fahrzeuge fahren und habe gezeigt, wie schnell ich im Auto des Jahrgangs 2008 bin. Das Ergebnis war nach dem Durcheinander am Ende natürlich nicht das, was es hätte sein sollen."

Mike Rockenfeller: "Nach einem sehr guten Start hatte ich ziemlich mit meinem Auto zu kämpfen, das in schnellen Kurven stark untersteuerte. Mit dem zweiten Satz Reifen lief es gut. Ich lag vor Mathias Lauda, als wir einen frühen zweiten Stopp einlegten. Nach seinem zweiten Stopp fuhr ich in Kurve eins außen neben ihm. Ich wollte unbedingt vor ihn kommen, habe es aber etwas übertrieben. Dabei kam ich von der Strecke ab und Markus Winkelhock kam an mir vorbei. Am Ende bin ich kein Risiko mehr eingegangen."

Oliver Jarvis: "Der Start war brillant. Ich überholte drei oder vier Autos in der ersten Kurve. Dann berührte mich Gary Paffett hinten rechts, schob mich etwas heraus und ich verlor mehrere Plätze. Der erste Rennabschnitt verlief ganz ordentlich. Timo und Martin überholten mich. Danach konnte ich das Tempo meines Teamkollegen Alex nicht mithalten. Zum Schluss hatte ich auch noch einen Reifenschaden. Sehr enttäuschend, auch wenn das Rennen grundsätzlich Spaß gemacht hat. Ich freue mich schon, in Hockenheim mit einem leichteren Auto zu starten."

Katherine Legge: "Am Start gab es eine Kollision, offenbar mit Susie Stoddart und Christian Bakkerud. Dadurch wurde mein Auto beschädigt und ich fiel hinter Bakkerud zurück. Es dauerte zehn Runden, bis ich wieder ohne direkten Vordermann fahren konnte. Ich kann mir noch nicht erklären, warum es uns heute so schwer fiel. Offenbar gab es ein technisches Problem. Ich weiß nicht, ob dies an der Berührung im Rennen lag oder eine Spätfolge meines Unfalls im Warmup gewesen ist."

Tom Kristensen: "Es war lange Zeit ein perfektes Wochenende. Es begann mit der Bestzeit im Freien Training. Im Qualifying haben wir im Regen um die besten vier Startplätze gekämpft. Im Warmup war ich Schnellster. Als ich dann noch in den ersten Rennrunden auf Platz zwei lag, sah wirklich alles gut aus. Das Tempo war da. Hätte man mich ganz früh gestoppt, hätte ich sogar Erster sein können. So folgte ein schöner Kampf mit Bruno Spengler. Leider gab es kurz vor Ende Probleme mit den Hinterreifen. Fünf oder sechs Runden vor Schluss ging ein Reifen kaputt. Ich wollte das Fahrzeug so in die Boxen bringen, dass ich es nicht beschädigte oder andere gefährdete. Deshalb kürzte ich die Strecke nach Kurve drei ab. Dafür bekam ich die schwarze Flagge - aber mein Rennen war ohnehin vorbei."

Hans-Jürgen Abt (Abt-Teamchef): "Das war ein Rennen mit allen Höhen und Tiefen. Das Wichtigste für uns alle ist, dass wir Timo Scheider ins Ziel und sogar in die Punkteränge gebracht haben. Es war aufgrund der Reifenprobleme ein von Taktik geprägtes Rennen. Trotzdem glaube ich, dass unsere Ausgangsposition für Hockenheim optimal ist. Wir haben sieben Punkte Vorsprung. Damit sind wir zufrieden. Trotzdem bleibt es spannend in der DTM - und darüber dürfen sich alle Fans freuen."

Ernst Moser (Phoenix-Teamchef): "Oliver Jarvis hatte einen super Start und lag schon vor Gary Paffett, der ihm dann leider in der Kurve etwas auf die hintere Ecke fuhr. So kam Oliver auf den Dreck und verlor den Platz wieder. Danach fehlte ihm während des ganzen Rennens Tempo. Er konnte nicht die Zeiten von Alex Prémat fahren. Alex wiederum konnte komplett das Tempo der neuen Autos halten. Er hat sich super nach vorn gekämpft und Oliver und Maro Engel auf der Strecke überholt. Bei den Boxenstopps haben wir Martin Tomczyk hinter uns gelassen. Dann haben wir das Tempo reduziert, um die Reifen zu schonen. Vorn staute es sich, von hinten kamen schnellere Autos. Es wurde etwas turbulent. Leider haben wir dabei Platz acht verloren und wurden Elfte. Aber das Tempo von Alex war heute ein Traum."

Arno Zensen (Rosberg-Teamchef): "Es war ein turbulentes Rennen, das für die Zuschauer sicher interessant gewesen ist. Speziell die letzten Runden hatten es in sich. Wir stellten am Ende mit Platz zehn von Markus Winkelhock den besten Gebrauchtwagen von Audi, wenn auch mit Glück. Ich bin froh, dass unsere Autos jetzt wieder zehn Kilogramm leichter werden, damit wir in Hockenheim noch einmal zuschlagen können."