• 05.10.2008 20:18

  • von Stefanie Szlapka & Fabian Hust

Das Problem mit der Schikane

Eigentlich sollte und durfte niemand in den Schikanen abkürzen - Doch es passierte reihenweise, ohne Folgen.

(Motorsport-Total.com) - Schon im Vorfeld des Rennens wurde viel über den Gebrauch der Bereiche neben der eigentlichen Strecke diskutiert. In der Fahrerbesprechung gab der Rennleiter die Losung aus, dass man bis auf zwei Einschränkungen überall - auch neben der Strecke - fahren darf. Außer in den beiden Schikanen, in denen man nicht hinter den Ludwigtellern ankürzen durfte.

Titel-Bild zur News: Tom Kristensen

An dieser Stelle durften die Piloten die eigentliche Strecke verlassen.

Doch schon der Start zum Rennen zeigte, dass sich daran kaum jemand halten wird. Viele Fahrer gaben später zu: "Wenn meine Konkurrenten geradeaus fahren, dann mache ich das auch. Wäre ja sonst schön blöd." Zu den leidtragenden am Start gehörten unter anderem auch Mike Rockenfeller: "Ich bin dann durch die Schikane so gefahren, wie es sich eigentlich gehört. Viele sind geradeaus gefahren, was schade ist, da sie dadurch eigentlich einen riesigen Vorteil hatten."#w1#

Zur Mitte des Rennens kam es in einer Schikane zu einer brisanten Situation, als Timo Scheider den vor ihm aus der Box gefahrenen Bernd Schneider überholte und dabei abkürzte. Scheider erklärte die Situation nach dem Rennen so: "Ich habe in dem Moment schon abgekürzt. Bernd kam aus der Box und hat meinen Anbremspunkt belegt. Ich war auf der Innenseite und dort war es noch feuchter. Ich war vorne und habe beim Anbremsen das Auto auf der Hinterachse verloren. Deswegen musste ich geradeaus fahren. Dadurch habe ich zwar einen Vorteil erschafft, habe aber auch gleich im Hinterkopf gehabt, dass ich keinen Vorteil haben möchte. Bin vom Gas gegangen, dass der Bernd wieder dran kam bis zu nächsten Kurve."

Die Rennleitung sah diese Situation schon kritischer. "Es war grenzwertig", meinte DMSB-Autobilsportchef Christian Schacht. "Aber wir wollten nicht so stark ins Rennen und in den Meisterschaftskampf eingreifen." Glück für Scheider, den eine Durchfahrtsstrafe sicherlich die Führung in der Tabelle gekostet hätte.

"Aber wir wollten nicht so stark ins Rennen und in den Meisterschaftskampf eingreifen." Christian Schacht

Aber auch andere Piloten kürzten fleißig ab. Das dies ohne Folgen blieb hatte einen Grund. "Wir hatten vor dem Rennen ausgegeben: wenn jemand abkürzt und eine grüne Sektorzeit hat, wird er bestraft", so Schacht weiter. Allerdings war die Strecke während des Rennstarts recht trocken. Als später der Regen einsetzte, war es kaum noch möglich diese Zeiten zu unterbieten - auch mit Abkürzen.

Auf ihr Verhalten angesprochen, schoben die Fahrer die Abkürzungen auf die Streckenbedingungen. "Das ist unter diesen Bedingungen auf Slicks in nassen Bedingungen sehr schwierig. Es war in beiden Schikanen sehr schwierig, auf der Ideallinie zu bleiben. Man muss entscheiden, ob man sich drehen will oder lieber durch die Schikane abkürzt. Die einzige Option war es also, durch die Schikane abzukürzen und etwas vom Gas zu gehen."

"Ich habe mit vielen Leuten gekämpft, wir sind oft durch die Schikane gefahren, aber wir alle waren ziemlich fair und sind vom Gas gegangen, es hat sich also niemand einen Vorteil verschafft. Das war fair, man sieht es nicht gern, aber meiner Meinung nach verschaffte sich da niemand einen Vorteil. Niemand hat dabei überholt, es war also in Ordnung." Wäre an der Stelle allerdings ein Kiesbett gewesen, hätten es wahrscheinlich alle auch so geschafft.

Nächste Saison sollte man sich allerdings im Vorfeld seine Gedanken machen, wie man das Abkürzen vermeiden kann. Zumal man vorher noch die Devise ausgibt, dass man in den Schikanen nicht hinter den Ludwigkerbs langfahren darf. Ansonsten läuft man Gefahr, sich bei Fans und Fahrern unglaubwürdig zu machen.