Aufrecht: Revolte in der DTM unmöglich
ITR-Chef Hans-Werner Aufrecht ist sich sicher, dass die DTM eine stabile Zukunft hat - Hersteller müssen Sparkurs noch weiter fortsetzen - Rennen in China?
(Motorsport-Total.com/SID) - DTM-Boss Hans Werner Aufrecht schließt eine Revolte wie in der Formel 1 in seiner Tourenwagenserie aus. Das sei absolut unmöglich, weil die Hersteller Audi und Mercedes in der DTM bereits in alle Entscheidungsprozesse eingebunden seien, sagte Aufrecht vor dem DTM-Rennen des Jahres am Sonntag auf dem Nürnberger Norisring.

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ITR-Chef Hans-Werner Aufrecht macht sich keine Sorgen um die DTM-Zukunft
Die Formel-1-Rebellen hätten laut Aufrecht völlig recht, wenn sie künftig demokratisch mitbestimmen wollen. "Das muss den Teams eingeräumt werden, und ich denke, die FIA wird sich diesem Druck beugen müssen", sagt der Schwabe, in der DTM-Szene von vielen respektvoll "der Alte" genannt.#w1#
Aufrecht glaubt an das Modell DTM, auch wenn die Serie derzeit die Folgen der Wirtschaftskrise zu spüren bekommt. Allerdings nicht so deutlich wie viele andere Branchen. Aufrecht: "Wir haben leichte Zuschauerrückgänge, denn die Fans haben in diesen Zeiten weniger Geld."
Angst, dass Audi und Mercedes, seit Jahren die einzigen beiden Hersteller in der DTM, aus der Serie aussteigen, hat Aufrecht nicht. "Zumindest von den Signalen, die ich empfange, bin ich sicher, dass beide ihre Verantwortung gegenüber der Serie erkennen und auch dazu stehen", sagt der DTM-Boss.
Machen Audi und Mercedes weiter?
Richtig sicher sein kann sich Aufrecht aber noch nicht, da sich beide Hersteller nur bis zum Saisonende 2009 zur DTM bekannt haben. Der einstige AMG-Chef betont, dass es dennoch keinen Grund zur Beunruhigung gebe, da er immer in zwei, drei Jahresabschnitten denke. Aufrecht: "Ich gehe davon aus, dass Audi und Mercedes in Kürze verlängern für 2010 und 2011. Die Gespräche laufen, und ich bin guter Dinge."
Obwohl die DTM bereits eine kostengünstige Rennserie sei, müsse der Sparkurs weiter fortgesetzt werden. Laut Aufrecht lassen sich Audi und Mercedes das DTM-Engagement pro Saison jeweils 30 bis 40 Millionen Euro kosten. Doch der Gegenwert kann sich sehen lassen, denn bei der Fernseh-Quote in der Live-Berichterstattung erreicht die DTM ein Drittel der Formel 1, sagt Aufrecht stolz. Dennoch: "Wenn wir zehn Millionen Euro sparen können, ist das für das Überleben der DTM sehr wichtig."
Neue Hersteller nur mit neuem Reglement
Trotz aller Bemühungen wurde bislang kein weiterer Hersteller für die DTM gefunden. Aber woran liegt das? Aufrecht: "Ich glaube, dass die Hürde, so wie sie jetzt in der DTM steht, vom technischen Know-how zu hoch ist." Es sei deshalb von entscheidender Bedeutung, dass das neue Reglement verabschiedet wird: "Nur dann macht es für einen Hersteller Sinn, in die Serie einzusteigen."
Aufrecht weiß genau, wo er beim Reglement ansetzen muss. Die Laufleistung der Motoren sei der Schlüssel, sagt er: "Wir hatten bisher drei Motoren für zwei Autos, besser wäre einer pro Auto." Gleiches gelte für die Getriebe, aber auch die Karosserieteile.
Der zweite entscheidende Faktor für die DTM sind die Fahrer. Da war Aufrecht immer der Meinung, dass die Serie unbedingt große Namen braucht, um die Fans zu mobilisieren: "Wir brauchen Fahrer, die in der Öffentlickeit bekannt sind, und da bin ich sehr froh, dass wir Ralf Schumacher haben."
Obwohl Schumacher nach dem Lehrjahr in einem "Gebrauchtwagen" nun eine aktuelle C-Klasse von Mercedes fahren darf, tut sich der Star weiterhin sehr schwer. Man sollte ihn aber nicht abschreiben, sagt Aufrecht: "Wenn alles stimmt, dann kann Ralf am Wochenende auf dem Norisring sicher vorne mitfahren. Ich traue ihm in diesem Jahr sogar noch einen Sieg zu, und das aus eigener Kraft."
Und dann verrät Aufrecht noch ein Geheimnis: "Wir haben ein Angebot aus China, das wird derzeit geprüft." Geplant ist ein Gastspiel in Shanghai. "Wenn wir dort fahren, wird es kein Einladungsrennen, sondern ein richtiger Wertungslauf sein", sagt der DTM-Boss. Mit dem riesigen chinesischen Markt könnte die DTM dann tatsächlich weitere Hersteller in die Serie locken.

