• 23.08.2012 15:49

Audi träumt vom Ende der Krise

Titelverteidiger Audi hechelt seinen Ansprüchen meilenweit hinterher - will sich aber trotz allem noch nicht aus dem Rennen um die Meisterschaft verabschieden

(Motorsport-Total.com) - Der Blick auf das Klassement der DTM, er hat derzeit Grusel-Potenzial für den Titelverteidiger. "Das ist weit weg von allem, was wir uns vorgenommen haben", sagt Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich: "Die Bilanz nach sechs Rennen kann keine positive sein."

Titel-Bild zur News: Edoardo Mortara

Audi will in dieser Saison endlich den Durchbruch schaffen

54 Punkte Rückstand hat der Italiener Edoardo Mortara, bester Audi-Pilot, als Fünfter auf den führenden Briten Gary Paffett. Auch Rückkehrer BMW hat die Ingolstädter klar überflügelt, liefert sich vor dem siebten von zehn Saisonläufen am Sonntag in Zandvoort ein exklusives Duell mit Mercedes um die Meisterschaft.

Von der Dominanz des Vorjahres ist wenig geblieben bei Audi. Souverän holte damals Martin Tomczyk den Titel - im eigentlich rückständigen Jahreswagen, das war eine kleine Sensation. In acht von zehn Rennen stand der heute 30-Jährige auf dem Podium, nie war er schlechter als Rang fünf. Der Schwede Mattias Ekström machte als Vize-Meister den Triumph perfekt. Heute fährt Tomczyk für BMW - und Audi sucht vergeblich seine Speerspitze.

Den Titel hatte man vor der Saison als Ziel ausgegeben, doch der Kampf um die Meisterschaft findet in diesem Jahr ohne Audi statt. Ihren Weg in die offizielle Sprachregelung hat diese Erkenntnis allerdings noch nicht gefunden. "Ab jetzt wollen wir in jedem verbleibenden Rennen um den Sieg fahren, das muss unser Ziel sein", sagt Ullrich, der Hoffnung aus der Performance am Nürburgring schöpft, wo Mortara den zweiten Platz holte: "Die Gesamtwertung ergibt sich dann ja aus den Einzelrennen. Die Punkte, die wir holen, fehlen den anderen. Wir wollen noch ein Wörtchen mitreden."

Ein stattlicher Anspruch, bei dem wohl eher der Wunsch Vater des Gedanken ist. Die Faktenlage stellt sich anders da: Belegt Spitzenreiter Paffett in den verbleibenden Rennen jeweils mindestens Platz vier, ist er für jeden Audi-Piloten außer Reichweite. Und auch Nürburgring-Sieger Bruno Spengler, Jamie Green und Tomczyk auf den Plätzen zwei bis vier haben bereits erheblichen Vorsprung.

"Ich fahre jetzt, um Rennen zu gewinnen." Mattias Ekström

Routinier Ekström findet entsprechend deutliche Worte: "In diesem Jahr waren wir nicht in der Lage, um die Meisterschaft zu kämpfen." Als heißer Anwärter war der 34-Jährige in die Saison gestartet, momentan reicht es lediglich zum siebten Platz. Den Titel habe er deshalb "schon lange abgeschrieben". Die Motivation ist nun eine andere. "Ich fahre jetzt, um Rennen zu gewinnen", sagt der Champion von 2004 und 2007: "Das ist sicherlich noch möglich."

Vor allem in den Rennen hatten die Audi-Piloten bislang jedoch Probleme. Sehr guten bis ordentlichen Ergebnissen in den Qualifyings standen immer wieder enttäuschende Sonntage entgegen. "Wir konnten die guten Leistungen sehr oft nicht im Rennen bestätigen", sagt auch Sportchef Ullrich, der hofft, dass die Probleme in der Sommerpause behoben wurden. "Diese Wochen haben wir intensiv genutzt, am Nürburgring hatten wir endlich alles so beisammen, wie wir es wollten. Das war ein Schritt nach vorne", sagt der 61-Jährige.

Als Belohnung gab es den zweiten Platz für Mortara und drei weitere Audis in den Top 10. Wie groß der Schritt tatsächlich war, soll sich in Zandvoort zeigen.