Peterhansel steht vor Dakar-Sieg

Stephane Peterhansel gewinnt die 13. Etappe und steht vor seinem zehnten Dakar-Sieg - Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz sichern Podestplatz ab

(Motorsport-Total.com) - Die Dünenzone der 13. und vorletzten Etappe der Rallye Dakar sorgte auf dem Weg Richtung Pisco für Turbulenzen. Robby Gordons (Hummer) Aufholjagd wurde durch einen Überschlag gebremst, er konnte aber weiterfahren. Joan "Nani" Roma (MINI) blieb im Sand stecken und büßte über 20 Minuten ein. Keine Probleme hatte dagegen Stephane Peterhansel. Der Franzose dirigierte seinen MINI sicher ins Ziel und feierte den Tagessieg. In der Gesamtwertung hat Peterhansel für den letzten Tag einen Vorsprung von knapp 43 Minuten. Der zehnte Dakar-Sieg ist ihm kaum noch zu nehmen. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Toyota Hilux) wurden heute Zweite und festigten den Podestplatz in der Gesamtwertung.

Titel-Bild zur News: Stephane Peterhansel

Der Franzose Stephane Peterhansel steht vor seinem zehnten Dakar-Sieg

Auf dem Weg von Nazca Richtung Pisco musste zunächst eine Verbindungsstrecke über 100 Kilometer zurückgelegt werden. Gordon nahm die Speziale über 275 Kilometer als Erster auf, gefolgt von Leonid Nowitskiy (BMW), de Villiers, Bernhar Ten Brinke (Mitsubishi), Roma und Peterhansel. Der erste Abschnitt führte entlang des Pazifik und es galt Sand und Geröllfelder zu bewältigen. Die wahre Herausforderung war ein Dünenabschnitt im letzten Teil. Der Vortag hatte gezeigt, dass sich in diesem Terrain die Geschehnisse überschlagen können. Auch heute war dies im wahrsten Sinne des Wortes der Fall.

Zunächst preschte Gordon an der Spitze auf und davon. Der US-Amerikaner fuhr gewohnt aggressiv und legte ein hohes Tempo an den Tag. Bei der zweiten Zwischenzeit hatte er 8:45 Minuten Vorsprung auf Peterhansel. Roma folgte als Dritter, aber auch de Villiers im Toyota mischte im bunten MINI-Feld munter mit. Anschließend warteten die schwierigen Dünenfelder. Gleich zu Beginn, bei Kilometer 182, blieb Gordon stehen. Nach rund sieben Minuten setzte der Allrounder seine Fahrt fort.

Diese Stelle stellte sich als Problemzone heraus, denn wenig später steckte dort Roma fest. Auch de Villiers büßte dort einige Minuten ein. Keine Probleme hatte dagegen Nowitskiy, der dieses Gebiet locker bewältigte. Peterhansel hatte eine etwas andere Route eingeschlagen und fuhr nördlich an dieser Zone vorbei. Am längsten steckte dort Krzysztof Holowczyc (MINI) fest, nämlich mehr als 25 Minuten. Das war aber nur der Auftakt der Turbulenzen.


Fotos: Rallye Dakar 2012, Etappen 08-11


Bei Kilometer 202 überschlug sich Gordon vorwärts auf einer Düne. Ihm und seinem Co-Piloten Johnny Campbell war dabei nichts passiert. Auch der robuste Hummer steckte die Rolle weg und Gordon setzte seine Fahrt fort. 20 Kilometer später musste er allerdings wieder anhalten. Diesmal war ein Reifenschaden der Verursacher. Beim vierten Wegpunkte zeigte sich schließlich ein verändertes Bild an der Spitze.

Peterhansel souverän

Peterhansel hatte die Führung übernommen. De Villiers war im Zeitklassement Zweiter, gefolgt von Nowitskiy uns Carlos Sousa (Great Wall). Gordon hatte insgesamt 37 Minuten eingebüßt. Auch Roma hatte bis dahin 24 Minuten auf Peterhansel verloren. Es lief also alles für den Franzosen. Auf den letzten Kilometern bis Pisco änderte sich auch nichts mehr. De Villiers erreichte das Ziel als Erster, doch der Tagessieg ging an Peterhansel.

Es war sein dritter Etappensieg in diesem Jahr. Mit Ausnahme des ersten und dritten Tages führte Peterhansel immer die Gesamtwertung an. Das heutige Ergebnis hat den Franzosen seinem insgesamt zehnten Dakar-Sieg deutlich näher gebracht. Am morgigen letzten Tag sollte bis Lima nichts mehr passieren, denn es stehen nur noch 29 Wertungskilometer auf dem Programm. Technische Defekte darf es aber nicht geben, sonst feiert ein anderer Fahrer den Dakar-Sieg.

"Ich kann heute Abend noch nicht voll durchatmen. Die Erleichterung kommt erst auf dem Podium." Stephane Peterhansel

"Das ist keine Etappe, die wir gewinnen wollten", sagt Peterhansel im Ziel. "Wir wollten vor allem alle Fallen umgehen, vor allem nach dem gestrigen Festfahren im Sand. Vom Überwinden von Dünen her war dies die schwerste Etappe der ganzen Dakar. Wir haben uns für eine Strategie mit niedrigem Reifendruck schon ab dem Etappenstart entschieden. An manchen Stellen mussten wir daher wirklich sehr vorsichtig sein, aber wir haben es gut durch die Dünen geschafft."

Es gab einen hohen psychologischen Druck, weil wir gestern wirklich fast die Dakar verloren hätten. Einen Sieg baut man Tag für Tag auf, und ich fühle mich immer noch im Rennen. Es bleiben 30 Kilometer Spezialwertung, und wir können noch ein technisches Problem bekommen. Ich kann heute Abend noch nicht voll durchatmen. Die Erleichterung kommt erst auf dem Podium."

Roma hatte im Ziel heute 23 Minuten Rückstand. Dadurch vergrößerte sich Peterhansels Gesamtvorsprung auf 42:57 Minuten. "Heute war eine der schwierigsten Etappen, die ich in meinem ganzen Leben mitgemacht habe", sagt der Spanier. "Ich habe mich in einen Trichter bugsiert, um einen Motorradfahrer zu umfahren, der vor mir gestürzt war. Zum Glück hat mich Ricardo Dos Santos rausgezogen, denn wir sind dort sehr lang hängen geblieben."

"Heute war eine der schwierigsten Etappen, die ich in meinem ganzen Leben mitgemacht habe." Joan "Nani" Roma

"Wir liegen noch 22 Minuten vor Giniel, aber er ist auch in diesem Loch stecken geblieben. Danach habe ich noch Zeit an einem Way point verloren, den ich sehr lange gesucht habe und wegen dem ich mehr als zwölf Kilometer zurückgelegt habe. Aber das war mein Fehler, ich war ein bisschen unkonzentriert. Nun gut, wir sind da, und das ist schon gar nicht so schlecht. Das ist die Dakar."

De Villiers/von Zitzewitz auf Platz drei

Mit einer weiteren starken Fahrt sicherte de Villiers den Podestplatz ab. Der Südafrikaner hatte heute als Zweiter acht Minuten Rückstand auf Peterhansel. In der Gesamtwertung liegt er sicher auf dem dritten Platz, denn Nowitskiy, der heute Dritter wurde, hat eine Stunde Rückstand. "Heute haben wir uns wieder einmal festgefahren, doch diesmal war es eine echt sportliche Einlage für mich", berichtet von Zitzewitz, der Navigator von de Villiers.

""Ich musste Giniel anschieben, damit er über die Dünenkuppe kam und ihm etwa 300 Meter hinterherlaufen. Wir haben von dieser Zeit viel wieder gutgemacht, als es an einem Wegpunkt etwas Konfusion mit der Navigation gab. Dort habe ich als Erster den Weg herausgefunden und so konnten wir als erstes Auto durchs Ziel fahren. Der gestrige und auch der heutige Tag waren einfach klasse, denn die Etappen waren so, wie Dakar-Etappen sein müssen. Das macht die Dakar aus."

Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz

Giniel de Villiers hat im neuen Toyota den ersehnten Podestplatz fast erreicht Zoom

Gordon büßte heute 36 Minuten ein und fiel in der Gesamtwertung auf den fünften Platz zurück. Beim Überschlag hatte er Glück. "Ich fuhr in einem guten Tempo, bin dann aber über eine Düne rüber und steckte auf einmal mit der Nase im Sand", schildert der US-Amerikaner. "Wir waren blockiert, und ich habe dort 40 bis 45 Minuten verbracht."

"Währenddessen ist Stephane an uns vorbei gefahren, und wir sind dann sehr schnell hinter ihm her gefahren. Irgendwann später habe ich mich dann überschlagen, dann haben wir das Auto wieder auf die Räder gebracht und uns wieder auf den Weg gemacht. Unglaublich! Ich wollte die MINIs heute mit einem großen Vorsprung schlagen. Zwischenzeitig hatten wir auch 30 Minuten Vorsprung auf sie. Zumindest hatten wir Spaß."

Morgen stehen die letzten 283 Kilometer auf dem Programm. Auf dem Weg Richtung Zielort Lima wartet noch eine kurze Wertungsprüfung über 29 Kilometer.

Ergebnis der 13. Etappe (Top 10):
01. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) 3:09:47 Stunden
02. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +8:29 Minuten
03. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +12:55
04. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +13:39
05. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +14:57
06. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +15:04
07. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +22:57
08. Jean de Azevedo/Emerson Cavassin (Nissan) +24:32
09. Alexander Mironenko/Sergei Lebedew (BMW) +32:10
10. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +36:01

Gesamtwertung nach 13 von 14 Etappen (Top 10):
01. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) 38:28:51 Stunden
02. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +42:57 Minuten
03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +1:15:09
04. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +2:12:56
05. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +2:20:05
06. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +4:07:03
07. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +4:32:00
08. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +5:06:09
09. Bernhar Ten Brinke/Matthieu Baumel (Mitsubishi) +5:11:41
10. Krzysztof Holowczyc/Jean-Marc Fortin (MINI) +7:02:12