Gordon triumphiert, Peterhansel rettet Gesamtführung

Stephane Peterhansel gräbt sich auf der zwölften Dakar-Etappe in einer Sanddüne ein, kann aber die Gesamtführung retten - Der Tagessieg geht überlegen an Robby Gordon

(Motorsport-Total.com) - Die zwölfte Etappe der Rallye Dakar sorgte kurz vor dem Ziel in Nazca in einem Dünengürtel für Spektakel. Reihenweise gruben sich die Spitzenfahrer im Sand ein und mussten ihre Boliden ausgraben. Keine Probleme hatte Robby Gordon, der mit seinem Hummer von weit hinten gestartet war und sich überlegen den Tagessieg sicherte. Stephane Peterhansel und Joan "Nani" Roma blieben im Sand stecken, doch Peterhansel konnte seine Gesamtführung verteidigen. Der Franzose hat vor de letzten beiden Etappen einen Vorsprung von 20 Minuten auf Roma.

Titel-Bild zur News: Robby Gordon

Robby Gordon hat die versammelte Konkurrenz in den Schatten gestellt

Die Autos brachen in der Früh früher auf als die Motorradfahrer, weil die Biwaks getrennt waren. Dennoch nahmen die Automobile erst nach den Motorrädern und Quads die Speziale in Angriff. Zunächst musste eine Verbindnungsstrecke entlang des Pazifik zurückgelegt werden. Die Wertungsprüfung wurde aufgrund heftiger Regenfälle verkürzt. Die Startlinie war um 50 Kilometer nach hinten verlegt. Es mussten 195 Kilometer bis zum Zielort Nazca, der für seine Scharrbilder weltberühmt ist, bewältigt werden.

Zunächst ging das MINI-Team auf die Reise. Peterhansel startete die Speziale als Erster, gefolgt von Roma und Ricardo Leal dos Santos. Gordon wurde aufgrund seiner technischen Schwierigkeiten vom Vortag 42 Minuten später losgeschickt und startete als 22. in den Tag. An der Spitze gab zunächst das X-raid-Quartett das Tempo vor. Krzysztof Holowczyc war bei den ersten Wegpunkten jeweils knapp schneller als Peterhansel, Roma und Leal dos Santos. Von hinten stürmte aber Gordon mit großen Schritten heran.

Der US-Amerikaner hatte sich bis zur vierten Zwischenzeit einen Vorsprung von drei Minuten auf die MINI-Armada herausgefahren. Anschließend wartete die schwierige Dünenzone, und diese hatte es in sich. Peterhansel nahm als Erster diesen Abschnitt in Angriff und grub sich prompt im Sand ein. Wertvolle Minuten verstrichen, bis der Franzose seinen MINI frei geschaufelt hatte und die Fahrt wieder aufnahm. Seinen Verfolgern ging es nur wenig besser.


Fotos: Rallye Dakar 2012, Etappe 12-Ziel


Auch Roma grub sich ein, doch der Spanier büßte weniger Zeit an als Peterhansel. Kurz darauf erwischte es Giniel de Villiers (Toyota Hilux), doch auch der Südafrikaner konnte sich schnell wieder befreien. Bei Kilometer 159 erwischte es den nächsten MINI. Holowcyc fuhr sich fest und büßte mehr als 20 Minuten ein. Mittlerweile näherte sich Gordon dem Dünenfeld. Die nachfolgenden Autos hatten es etwas einfacher, denn sie sahen die Spuren und konnten so den Gefahrenstellen weitestgehend ausweichen.

Schließlich schafften es die Spitzenfahrer ins Ziel, doch der Dünengürtel hatte die Reihenfolge ordentlich durcheinandergewirbelt. Der Tagessieg ging schließlich an Gordon. Er nahm Leonid Nowitzkiy (MINI) ganze 15 Minuten ab. Direkt nach der Zieldurchfahrt öffnete der US-Amerikaner die Heckklappe des Hummer und zeigte den verstopften Luftschlauch, um den es in den vergangenen Tagen viele Diskussionen gab, demonstrativ in die Fernsehkameras. Mit dem Tagessieg hat Gordon ein lautes Ausrufezeichen gesetzt, doch in der Gesamtwertung spielte das keine Rolle, denn er liegt abgeschlagen auf dem vierten Platz.

"Ich habe bewiesen, dass die MINIs Autos für kleine Mädchen sind, da ich ihnen heute mehr als 20 Minuten aufgebrummt habe", sagt Gordon. "Was mein Auto betrifft, ist es das gleiche System wie im Vorjahr, das von den Offiziellen genehmigt wurde. Es gibt keine weitere Luftzufuhr. Und jetzt ändern sie ihre Meinung! Ich bin richtig wütend. Wütend auf Stephane, auf Nani, die meine Aufrichtigkeit in Frage gestellt haben, indem sie mich als Betrüger bezeichnet haben. Aber heute habe ich ihnen den Hintern versohlt!"

"Heute habe ich ihnen den Hintern versohlt!" Robby Gordon

Peterhansel im Glück

Dennoch wurde es an der Spitze spannend. Es stellte sich die Frage, wie viel Zeit Peterhansel auf Roma verlieren würde. Der Franzose konnte den Schaden in Grenzen halten, denn er verlor nur drei Minuten auf seinen Teamkollegen. In der Gesamtwertung behauptete Peterhansel dadurch die Führung. Zwei Etappen vor dem Ziel in Lima führt er genau 20 Minuten vor Roma. Da der letzte Tag mehr einem Schaulaufen gleicht, ist morgen der entscheidende Tag.

"Bei den ersten Dünenquerungen sind wir auf einem Dünenkamm gekippt, und dahinter verbarg sich ein Trichter", schildert Peterhansel. "Die Strafe folgte auf dem Fuße, denn wir steckten fest. Die Zeit verrann und kam uns wie eine Ewigkeit vor. Wir haben mindestens 20 Minuten verloren, das hieß wir würden die Spitzenposition in der Gesamtwertung abgeben. Wir haben den Sand bewegt und den Wagen Zentimeter für Zentimeter vorangebracht, um uns zu befreien."

Stephane Peterhansel

Der Franzose Stephane Peterhansel rettete seine Gesamtführung Zoom

"Ich muss sagen, dass ich einige Risiken in Kauf genommen habe, um Zeit wettzumachen. Das sind die 50 Kilometer der ganzen Rallye, bei denen ich am meisten attackiert habe. Letztlich stießen wir einige Kilometer vor dem Ziel wieder auf Nani, er hat wohl auch einige Probleme gehabt. Seit geraumer Zeit sage ich, dass man bei einem längeren Zwangsaufenthalt in den Dünen eine halbe Stunde verlieren kann. Heute sind wir mit einem blauen Auge davongekommen."

"Nani" Roma konnte kein Kapital aus Peterhansels Missgeschick schlagen: "Wir haben sofort gesehen, dass der Sand sehr weich war, deshalb haben wir Luft aus den Reifen gelassen, und uns schien, dass Stephane in einem Loch feststeckte", berichtet der Spanier. "Etwas weiter habe ich die Reifen wieder aufgepumpt, und bin dann selbst in einem Loch hängen geblieben."

Joan Roma

Joan "Nani" Roma konnte keinen Profit aus Peterhansels Problemen ziehen Zoom

"Am Ende haben wir alle Dünen mit sehr wenig Luft in den Reifen überwunden. Ich habe die Piste in den Dünen freigemacht, und es ist klar, das man auch Glück braucht. Am Ende hat Stephane mich überholt, aber ich bin froh hier zu sein. Ich glaube, dass die Autos heute erst sehr spät ankommen werden."

De Villiers/Von Zitzewitz auf Podestkurs

Hinter Gordon und Nowitzkiy belegte heute de Villiers den dritten Platz. In der Gesamtwertung verteidigte der Südafrikaner den letzten Podestplatz hinter den beiden MINI. Auf den viertplatzierten Gordon beträgt der Gesamtvorsprung knapp 40 Minuten. "Ein echtes Dünenmeer, richtiger Afrika-Style", sagt Navigator Dirk von Zitzewitz. "Das war heute wirklich ein schwieriger Dakar-Tag."

"Auch die Navigation hatte es heute in sich und wir konnten einmal Zeit gut machen, als sich unser Konkurrent Krzysztof Holowczyz verfahren hatte, wir aber rechtzeitig den Fehler bemerkten. Leider haben wir uns im letzten Drittel des Dünenfeldes, das viel weichen Sand und kleine, kurze Dünen hatte, festgefahren und haben einige Minuten liegen lassen. Wir haben dann Luft aus den Reifen abgelassen, danach sind wir gut durchgekommen. Zu guter Letzt hat uns im Biwak noch ein Sandsturm erwartet." Holowczyc konnte sich auch aus seiner misslichen Lage befreien, verlor auf Gordon allerdings 50 Minuten.

Morgen geht es weiter nach Pisco. Auf die Teilnehmer wartet eine Wertungsprüfung über 275 Kilometer.

Ergebnis der 12. Etappe (Top 10):
01. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) 2:14:32 Stunden
02. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +15:18 Minuten
03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +22:06
04. Bernhar Ten Brinke/Matthieu Baumel (Mitsubishi) +23:15
05. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +23:38
06. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +24:42
07. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) +26:27
08. Ronan Chabot/Gilles Pillot (SMG Buggy) +36:41
09. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +39:21
10. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +40:05

Gesamtwertung nach 12 von 14 Etappen (Top 10):
01. Stephane Peterhansel/Jean-Paul Cottret (MINI) 35:19:04 Stunden
02. Joan "Nani" Roma/Michel Perin (MINI) +20:00 Minuten
03. Giniel de Villiers/Dirk von Zitzewitz (Imperial Toyota) +1:06:40 Stunden
04. Robby Gordon/Johnny Campbell (Hummer) +1:44:04
05. Leonid Nowitzkiy/Andreas Schulz (MINI) +2:00:01
06. Lucio Alvarez/Bernardo Graue (Overdrive Toyota) +3:52:06
07. Bernhar Ten Brinke/Matthieu Baumel (Mitsubishi) +4:14:24
08. Carlos Sousa/Jean-Pierre Garcin (Great Wall) +4:18:21
09. Ricardo Leal dos Santos/Paulo Fiuza (MINI) +4:51:05
10. Duncan Vos/Robert Howie (Imperial Toyota) +6:19:48