• 17.01.2009 19:28

Nach Dakar-Triumph: Jubel bei Volkswagen

Bei Volkswagen ist der Jubel über den historischen ersten Dakar-Sieg eines Diesels riesengroß - Kris Nissen: "Auf diesen Triumph können wir stolz sein"

(Motorsport-Total.com) - Volkswagen hat mit dem Race Touareg 2 die Rallye Dakar 2009 in Argentinien und Chile gewonnen und dabei Motorsportgeschichte geschrieben. Mit dem Erfolg des südafrikanisch-deutschen Duos Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz siegte bei der Premiere des legendären Wüstenklassikers in Südamerika erstmals in der 30-jährigen Geschichte der Dakar ein Fahrzeug in der Automobilwertung mit Dieselantrieb. Ihre Teamkollegen Mark Miller/Ralph Pitchford komplettierten den Erfolg als Zweite zum Doppelsieg.

Titel-Bild zur News: Giniel de Villiers

Giniel de Villiers hat eine der vielleicht härtesten Rallyes aller Zeiten gewonnen

Bei der extremen Härteprüfung für Mensch und Material erwies sich der Race Touareg 2 mit seinem 280 PS starken TDI-Antrieb als das schnellste und zuverlässigste Auto. Denn auch das Starterfeld war mit 14 Spitzenautos mit Dieselantrieb hochwertiger denn je. Dabei bezwang VW die seit 2001 ungeschlagenen Seriensieger Mitsubishi ebenso wie das X-raid-BMW-Team. Neben de Villiers/von Zitzewitz und Miller/Pitchford an der Spitze beendete das deutsche Duo Dieter Depping/Timo Gottschalk in einem weiteren Race Touareg 2 die Dakar auf dem sechsten Gesamtrang. Carlos Sainz/Michel Périn, die an acht Tagen das Klassement der 168 gestarteten Autos angeführt hatten, schieden in einem weiteren Race Touareg 2 nach einem Unfall auf der zwölften Etappe in Führung liegend aus.#w1#

2006 noch Zweiter, jetzt Sieger

Der 36-jährige de Villiers aus Stellenbosch hatte bereits 2006 den zweiten Platz bei der Dakar erzielt. 2003 bestritt der ehemalige Tourenwagenmeister Südafrikas seine erste Dakar, seit 2006 wird er von von Zitzewitz navigiert. Der 40-Jährige aus Karlshof, 15-maliger Deutscher Enduro-Meister, bestritt seine erste Dakar auf zwei Rädern, wechselte 2002 als Copilot ins Cockpit, übrigens an die Seite von Miller, und bildete mit Robby Gordon (2005) auch bei VW ein Team. Seit 2007 zeigt von Zitzewitz de Villiers den richtigen Weg.

"Ich bin so glücklich, diesen Erfolg für Volkswagen erreicht zu haben", strahlte de Villiers. "Dieser Sieg ist mehr wert als alle Titel, die ich im Tourenwagensport erreicht habe. Der entscheidende Tag war die zwölfte Etappe. Zuvor noch dachte ich, wir würden Dritte werden. Mir ging immer wieder durch den Kopf, wie unser Konkurrent Stéphane Peterhansel die Rallye mit riesigem Vorsprung einen Tag vor Zielankunft im Jahr 2003 doch noch verloren hat. Und so führten auch wir die Rallye nach der zwölften Etappe erneut an."

"Der entscheidende Tag war die zwölfte Etappe." Giniel de Villiers

"Der Race Touareg", fügte er an, "lief absolut perfekt, und das bei einer so harten Ausgabe der Rallye Dakar. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Danke dafür an alle bei Volkswagen. Auch wenn ich nun genau jene Dakar gewonnen habe, die nicht in meiner afrikanischen Heimat ausgetragen worden ist: Es war eine absolut echte Rallye Dakar - und es war die härteste Ausgabe, die ich je bestritten habe."

Copilot von Zitzewitz sagte: "Bei mir herrscht das Gefühl einer wahnsinnigen Freude und Erleichterung. Bis zum Ende lastete enormer Druck auf uns, und ich habe erst an den Erfolg geglaubt, als wir die letzte Prüfung hinter uns hatten. Zu oft habe ich im Motorsport schon Enttäuschungen erlebt. Dieses Ergebnis mit Volkswagen ist einfach genial und toll! Als wir die unglaublich harte zwölfte Etappe hinter uns hatten, sagte mir mein Gefühl, dass wir es schaffen können. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und es hat funktioniert. Es ist der größte Erfolg in meiner Karriere auf zwei und auf vier Rädern - einfach traumhaft."

Miller trug den zweiten Platz mit Fassung, freute sich im Gegenteil sogar darüber: "Es ist schön, zum Doppelsieg der Marke beigetragen zu haben. Den Vergleich mit den Ausgaben in Afrika muss die Rallye wahrlich nicht scheuen - sie war extrem hart. Ich habe die Prüfung von Fiambalá nach Rioja als die schwierigste Etappe empfunden, die ich je bestritten habe. Das war eine Ausgabe der Rallye, die ich garantiert nie vergessen werde. Das Team und der Race Touareg haben uns auf diesem langen Weg nie im Stich gelassen."

Zehn von 13 Etappen gewonnen

Insgesamt zehn von 13 möglichen Etappensiegen gingen an VW, an zwölf der 14 Rallyetagen lag einer der Prototypen aus Wolfsburg in Führung. Allein sechs Teilstücke entschied das Duo Sainz/Périn für sich, vier Tageserfolge steuerten de Villiers/von Zitzewitz zu der Erfolgsbilanz des Race Touareg 2 bei. In nur fünf Einsätzen bei dem Marathonklassiker hat der Prototyp seit 2004 31 Etappensiege erzielt, die Dakar-Bilanz für VW beläuft sich seit 1980 auf 38 Tagessiege. Dabei bewiesen die vier angetretenen VW-Duos hohe Leistungsdichte: Auf den 14 Etappen - eine wurde vom Veranstalter ASO abgesagt - belegten die VW-Piloten 24 von 39 möglichen Top-3-Platzierungen in der Tageswertung. Jedes der Gespanne trug sich mindestens dreimal in den Tageswertungen auf den ersten drei Plätzen ein.

Die Premiere der Rallye Dakar in Südamerika bildete die bislang härteste Auflage des Offroadklassikers und eine völlig neuartige Abwechslung. Neben schnellen Schotterprüfungen - die erste Etappe wurde in einem Durchschnitt von 143 km/h absolviert - und langgezogenen Dünenfeldern mit weichem Sand standen auch Teilstücke über Geröll, die zweimalige Passage über die Anden mit Höhen von bis zu 4.700 Meter über Normalnull sowie Abschnitte mit hohem Kamelgras auf der Agenda. Im Unterschied zu früheren Ausgaben verlangte die Rallye den Teilnehmern regelmäßig mit täglich mehrfach wechselndem Terrain höchste Anpassungsfähigkeit ab.

"Man darf die Rallye Dakar niemals unterschätzen." Carlos Sainz

Ein bisschen Wehmut war Carlos Sainz anzumerken, der allzu gerne selbst gewonnen hätte: "Wir haben lange das Tempo bestimmt und sie auch lange angeführt. Umso bitterer war für meinen Beifahrer Michel Périn und mich, dass wir nach einem Unfall auf der zwölften Etappe vorzeitig aufgeben mussten. Man darf die Rallye Dakar niemals unterschätzen und muss sie erst bezwingen, um siegen zu können. Ich gratuliere meinen Teamkollegen Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz zum Dakar-Sieg. Sie haben diese harte Rallye zurecht gewonnen."

"Stolz" darauf, Teil des VW-Teams zu sein, zeigte sich Dieter Depping: "Die Rallye Dakar bot für mich und meinen Beifahrer Timo Gottschalk sowohl Höhen als auch Tiefen. Wir haben mit guten Etappenergebnissen, aber auch mit guten Zwischenzeiten gezeigt, dass wir mit den Großen des Sports mithalten und sie schlagen können. Wir haben uns trotz mehrerer Rückschläge durchgebissen und Rang sechs ist am Ende ein gutes Ergebnis."

Gottschalk von der Dakar beeindruckt

Und Copilot Gottschalk fügte an: "Die Wertungsprüfungen waren härter und abwechslungsreicher als je zuvor. Eine der neuen Herausforderungen ist der permanente Wechsel des Terrains, der von Fahrer und Beifahrer viel Anpassungsfähigkeit verlangt. Dazu bildete das motorsportbegeisterte Publikum uns Teilnehmern entlang der Etappen täglich einen begeisternden Empfang."

Für die Strapazen langer Rallyetage wurden die Fahrer und Beifahrer mit Ankunft im Biwak und in den Etappenzielorten emotional entlohnt: Mehrere Millionen begeisterte Zuschauer, davon allein 500.000 beim zeremoniellen Start in Buenos Aires am 2. Januar, säumten die Rallyeroute und bereiteten den insgesamt 530 gestarteten Teams auf Motorrädern und Quads sowie mit Autos und Trucks täglich einen enthusiastischen Empfang.


Fotos: Rallye Dakar


Bereits 1980 hat VW beim ersten und für lange Zeit einzigen Einsatz die Rallye Dakar gewonnen. Freddy Kottulinsky und Beifahrer Gerhard Löffelmann gewannen vor knapp drei Jahrzehnten die zweite Ausgabe der Rallye durch Afrika am Steuer eines fast serienmäßigen VW Iltis, gefolgt von ihren französischen Teamkollegen Patrick Zaniroli/Philippe Colesse - auch damals gab es also einen Doppelsieg. Zwei weitere Iltis erreichten das Ziel auf den Plätzen vier und neun. 2003 kehrte VW mit TDI-Technologie in den Marathon-Rallyesport zurück, setzte 2004 die erste Generation des Race Touareg ein und gewann die Marathon-Rallye-Weltcup in den Jahren 2005 und 2007. Der Doppelsieg bei der Dakar 2009 ist der größte Einzelerfolg des Race Touareg.

Dementsprechend zufrieden zog VW-Sportchef Kris Nissen Bilanz: "Wir haben es geschafft: Wir wollten als erster Automobilhersteller die Rallye Dakar mit Dieselantrieb gewinnen. Das ist uns jetzt gelungen, sogar mit einem Doppelsieg. Auf diesen historischen Triumph kann Volkswagen wirklich stolz sein. Einen Doppelsieg bei dieser extrem harten Rallye zu feiern, ist eine große Leistung", so der Däne.

Und weiter: "Wir haben nicht nur unsere starken Gegner Mitsubishi und X-raid-BMW geschlagen, sondern auch die Rallye Dakar selbst bezwungen. Sie war herausfordernder, anspruchsvoller und materialmordender als je zuvor. Aber Volkswagen war härter, zuverlässiger: Drei von vier Autos haben das Ziel erreicht, dazu ist kein Race Touareg wegen eines technischen Problems ausgeschieden. Meine Glückwünsche und mein Dank gelten dem gesamten Team und unseren erfolgreichen Fahrern und Beifahrern."