• 16.01.2009 12:15

  • von Stefan Ziegler

Muller: "Habe eine Woche lang Staub geschluckt"

Die Wüsten Südamerikas wurden Tourenwagen-Weltmeister Yvan Muller bei der Dakar zum Verhängnis: Ein heftiger Unfall im Staub bedeutete das frühe Aus

(Motorsport-Total.com) - WTCC-Pilot Yvan Muller konnte sich seinen Traum von einer Topplatzierung bei der Rallye Dakar 2009 nicht erfüllen. Der Franzose - seit November Tourenwagen-Weltmeister - fuhr in seinem Buggy eine couragierte Rallye und hielt sich im breiten Mittelfeld auf, ehe seine Fahrt in den Wüsten Südamerikas jäh ein Ende nahm: Ein Auffahrunfall und ein danach ausbrechendes Feuer an seinem Fahrzeug machten eine Weiterfahrt unmöglich. Muller geht derzeit nicht von einem erneuten Dakar-Versuch aus.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Für Yvan Muller endete die Rallye Dakar mit einem heftigen Unfall

Der französische Buggy-Fahrer sollte die fünfte Etappe nicht erfolgreich bestehen, denn bei Kilometer 40 überschlugen sich plötzlich die Ereignisse: "Ich fand mich einmal mehr in den Staubwolken, die einige Fahrzeuge vor mir hervorgerufen hatten", berichtete Muller gegenüber 'L'Alsace'. "Da ich überhaupt nichts sehen konnte, habe ich erst langsam gemacht und kurz darauf sogar ganz angehalten, um etwas abzuwarten."#w1#

Crash im Staub und Feuer an Bord

"Ich habe das Markierungssystem aktiviert, das andere Fahrzeuge davon abhalten soll, mich zu übersehen. Ich wollte gerade meinen Helm abnehmen, entschied mich dann aber doch dagegen. Glücklicherweise habe ich meine Montur noch getragen, denn der mir nachfolgende Truck der Portugiesin Elisabete Jacinto hat meinen Buggy mit über 80 Kilometern pro Stunde gerammt", erzählte Muller.

"In anderen Worten: Der Aufprall war ziemlich heftig. Nachdem ich mich von dem Schock erholt hatte, habe ich einen beißenden Geschmack gerochen und plötzlich Flammen entdeckt. Da galt es dann, keine Zeit mehr zu verlieren. Ich habe den Feuerlöscher aktiviert und bin ausgestiegen. Der Motor hatte Feuer gefangen - zu diesem Zeitpunkt waren noch etwa 300 Liter Benzin im Tank und es gab nichts, was ich hätte tun können."

"Ansonsten habe ich alles verloren: Mein Handy, das Satellitentelefon und einige andere Dinge." Yvan Muller

"Rückblickend muss ich wohl sagen, dass ich Glück hatte", gab der frischgebackene Tourenwagen-Weltmeister zu Protokoll. "Ich habe mir extra einige Zusatztaschen in meinen Rennanzug einnähen lassen und hatte dort meinen Pass verstaut. Den hatte ich so immer dabei, außerdem noch ein bisschen Geld. Ansonsten habe ich alles verloren: Mein Handy, das Satellitentelefon und einige andere Dinge."

Künftige Dakar-Teilnahmen ausgeschlossen?

Muller und Jacinto überstanden den Wüstencrash unverletzt, mussten aber schließlich beide die Rückreise antreten. "Ich bin natürlich sehr enttäuscht darüber, dass ich ausscheiden musste, denn ich habe die Herausforderung leider nicht erlebt, weswegen ich überhaupt angetreten bin", meinte Muller - die großen Dünen sollte sein Buggy 2009 nicht befahren. "Auf der anderen Seite freut es mich aber auch, die Dakar-Trophäe bekommen zu haben."

"Es ging ja schließlich um das nackte Überleben", fuhr der SEAT-Fahrer fort. "Ich habe fast eine Woche lang Staub geschluckt. Nachdem die ersten Teilnehmer darüber hinweg waren, war die Piste im Prinzip zerstört und hatte große Schlaglöcher. Hinzu kamen die großen Staubwolken, die ein schnelles Fortkommen behinderten - es sei denn, man wollte unnötige Risiken eingehen. Manche schienen das ohne zu zögern zu tun..."

"Es ging ja schließlich um das nackte Überleben." Yvan Muller

"Ich war sehr erpicht darauf, über den Atlantik zu reisen und etwas Neues zu entdecken. Aber ich habe leider überhaupt nichts gesehen. Angesichts dieser Umstände sehe ich keinen Grund darin, wieder einmal an diesem Rennen teilzunehmen. Sollte die Strecke also gleich bleiben, dann könnte ich nicht mehr an den Start gehen. Das sage ich nicht aus Enttäuschung - ich werde diese Meinung auch weiterhin vertreten."

(Weitere Informationen zu Yvan Muller finden Sie in unserer WTCC-Rubrik.)