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Miller: Der schnelle Finanzmanager
Volkswagen-Werkspilot Mark Miller im Porträt: Der Familienvater mit den zwei verschiedenen Laufbahnen, der auch eine soziale Ader hat
(Motorsport-Total.com) - Seit 2005 zählt Mark Miller zum Werksteam von Volkswagen. Der Amerikaner überzeugte bei der Rallye Dakar mit einer beeindruckenden Leistung im Cockpit des Race Touareg, hat den Sieg 2009 nur knapp verpasst und ist eine der universalsten Persönlichkeiten im Aufgebot der Marke. Ein Porträt des ehemaligen Finanzmanagers, der zum Profi-Marathon-Rallyefahrer wurde.

© Volkswagen
Der vielseitige Mark Miller belegte bei der Dakar 2009 den zweiten Platz
Die Geschichte von Mark Miller ist fast ein wenig unglaublich: Ein Finanzmanager, der seine Karriere aufgibt, um mit dem Motorrad Rallyes zu fahren? Ein Amerikaner, der in der Heimat der V8-Benzinmotoren zu einem Botschafter der TDI-Technologie von Volkswagen geworden ist? Ein Profi-Sportler, der mit 47 Lebensjahren besser als je zuvor ist und sich vom gleichen Fitness-Team wie die deutsche Fußball-Nationalmannschaft trainieren lässt?#w1#
Zwei Laufbahnen in Beruf und Sport
All das trifft auf Mark Miller zu. Der 1962 in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona geborene Amerikaner verfolgte zunächst eine Laufbahn außerhalb des Motorsports. Sein Studium der Finanzwissenschaften schloss er an der Arizona State University mit einem Bachelor of Science ab. Als Präsident des Vermögensberaters Mikles Miller Management sowie des Finanzmaklers Mikles Miller Securities und als Manager des Fonds Kodiak Capital verfolgte er in den neunziger Jahren als selbständiger Berater eine Karriere in der Finanzwelt.
Schon früh hegte Miller ein Interesse am Motorsport: 1979, im Alter von 17 Jahren, nahm er erstmals an einem SCORE-Offroad-Wettbewerb teil - auf dem Motorrad. In den neunziger Jahren startete er in der NASCAR-Truck-Serie Ultra Wheels, bewegte Buggys in der SCORE-Serie und fuhr verschiedene Motorrad-Wettbewerbe. Mit Erfolg: 1999 gewann er die Silbermedaille in seiner Klasse beim Internationalen Sechs-Tage-Rennen in Portugal.

© Volkswagen
Mark Miller fühlt sich im rauen Gelände so richtig wohl Zoom
Im Jahr 2002 - Miller war immerhin bereits 39 Jahre alt - debütierte er bei der Rallye Dakar und gewann die Trophy-Klasse. Parallel bestritt er die härtesten Geländewagen-Wettbewerbe in den USA. 2003 und 2004 gewann er die hochwertige Trophy-Truck-Klasse der berühmten Baja 1000. "Das sind die beiden bisher größten Erfolge in meiner Karriere", urteilt Miller. Sein Mentor war damals Larry Ragland, mit fünf Siegen einer von zwei Rekordhaltern bei der Baja 1000. "Er hat mir alles erklärt - von der Fahrtaktik bis zur grundsätzlichen Strategie. Erst als ich acht Mal in seinem Pre-Runner-Trainingsfahrzeug mitgefahren war, durfte ich es einmal selbst fahren!"
Seit 2005 verstärkt Miller das Team von Volkswagen und gehört damit erstmals einem Werksteam an. Dabei gelang ihm eine außergewöhnlich stetige Steigerung im Spitzenfeld: 2006 beendete er die Rallye als Fünfter, 2007 als Vierter und bester Volkswagen-Pilot. 2008 fiel die Veranstaltung aus, 2009 wurde er mit denkbar knappem Rückstand von 8.59 Minuten Zweiter.
"I'm still young", hatte er dieses Ergebnis im Januar halb enttäuscht, halb optimistisch kommentiert. Das lässt für 2010 nur einen Schluss zu - den Sieg anzupeilen. "Das Ziel ist grundsätzlich immer der Sieg", stellt Miller klar. "Aber die Rallye Dakar ist sehr speziell. Alles, was ich tun kann, ist, mich darauf vorzubereiten, sodass es mein Jahr wird."
Gewissenhafte Vorbereitung und vielseitige Interessen
In seiner Vorbereitung überlässt der Sportler aus dem südwestlichen US-Bundesstaat Arizona nichts dem Zufall. Sein Trainingsprogramm absolviert er bei Athletes Performance in Phoenix. Der Kopf hinter dem Unternehmen ist Mark Verstegen, der von 2004 bis 2006 beispielsweise die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in seinen Studios auf die Weltmeisterschaft vorbereitete. Auch Tennisspieler wie Jennifer Capriati und viele Sportler aus US-Profiligen trainieren in dieser Anlage. "Wenn man erst einmal dort war, ist man im Besitz höherer Fähigkeiten", umschreibt es Miller.
Neben den Übungen im Studio nutzt Miller am liebsten seine natürliche Umgebung für Sport: Radfahren - ob auf der Straße oder im Gelände - nimmt inzwischen einen noch größeren Teil seines Sportpensums ein. Mehrmals pro Jahr absolviert er sein Rad-Training zusammen mit der Profi-Triathletin Jessi Stensland. "Sie ist superfit und hoch motiviert", freut sich Miller.

© Volkswagen
Amerikanisch-süafrikanisches Duo: Mark Miller und Co-Pilot Ralph Pitchford Zoom
Bereits vor der Seidenstraßenrallye, bei der er im September Zweiter wurde, stellte er seine Vorbereitung auf die Belastungen der Rallye Dakar um und trainiert nun täglich. Neu im Programm des Sportlers, der die Beatles (Can't buy me love), Incubus (Drive) und Cake (The distance) auf seinem iPod hat, ist auch Yoga.
Als Finanz-Manager mag der Vater zweier Söhne ein Leben im feinen Zwirn geführt haben, doch auch die physischen Härten in seinem "zweiten Leben" als Sportler schrecken ihn nicht. Blieben selbst die größten Motorrad-Abenteuer ohne gesundheitliche Folgen, so zog er sich seine gravierendste Verletzung ausgerechnet außerhalb des Motorsports zu. Im Sommer 2004 fiel er auf einer Ranch vom Pferd und brach sich einen Knochen im Unterschenkel sowie den Knöchel. "Ich erhielt eine Platte und acht Schrauben. Ich habe es abgehakt, auch wenn ich seither nicht mehr Fußball spielen kann", bilanziert er nüchtern.
Zu seinen Freizeitbeschäftigungen zählen außerdem Fliegenfischen - eine Sonderform des Angelns - und die Fliegerei. Ob im Robinson-R44-Hubschrauber oder im Cirrus-SR22-Propellerflugzeug: Dank Instrumentenflugausbildung ist Mark Miller am Steuerknüppel so versiert wie im Cockpit des Volkswagen Race Touareg.
Die größte Schwierigkeit im Sport definiert Mark Miller so: "Jemanden zu finden, der so viel an eine Sache glaubt wie ich selbst." Dazu präzisiert er: "Sogar als Werksfahrer ist man auf die Energie anderer angewiesen, um auf das höchste Niveau zu kommen." Einer, dem er dabei ständig vertrauen kann, ist sein Beifahrer Ralph Pitchford. Mit dem 47 Jahre alten Südafrikaner hat er seit der Saison 2007 seine bisher besten "Dakar"-Ergebnisse erreicht. "Ralph konzentriert sich ganz aufs Geschäft und ermöglicht es mir, meine Arbeit auf die für mich beste Weise zu machen", lobt Miller.
Erfolgreiche Verbindung mit Volkswagen
Nicht nur durch die Rallye Dakar ist Mark Miller mit Volkswagen verbunden. Auch das Pikes-Peak-Bergrennen und die Baja 1000 hat er bereits mit Volkswagen TDI-Power bestritten. Über den Volkswagen Jetta TDI Cup ist er zudem an einer Pionierleistung beteiligt - dem ersten Diesel-Markenpokal in den USA. "Ich habe bei der Konzipierung der Idee geholfen, kümmere mich um die technische Seite, das Fahrertraining und die Einsatzstrategie", so Miller. "Wir haben gezeigt, dass Diesel-Power großartig ist und für saubere Antriebe steht."
Neben Rennsport und Motoren gibt es im Leben von Mark Miller aber auch eine ganz andere Seite. Der Sportler bekennt sich eindeutig zu sozialen Verpflichtungen und unterstützt die Einrichtung "Hogar de Los Niños", ein Waisenhaus in Mexiko. Und auch im Urlaub erinnert sein Rhythmus so gar nicht an sein Berufsleben. "Entspannen, ruhig werden, sich alles ansehen und mit Menschen in Kontakt kommen", beschreibt der Amerikaner sein Erholungstempo. Die Kodiak Ranch in Colorado und die Città Alta - die Oberstadt - von Bergamo in der Lombardei nennt er als schönste Reiseziele.
Mit dieser Mischung aus Weltläufigkeit, sportlicher Ambition, seiner Konzentrationsfähigkeit, einem sehr guten Teamgeist, langjähriger Manager-Erfahrung und einer beachtlichen sportlichen Karriere ist Mark Miller eine ungewöhnliche und ausgesprochen vielseitige Persönlichkeit. Spätestens seit dem zweiten Platz im Januar 2009 würde es sicherlich niemanden mehr überraschen, wenn er mit so vielen Stärken auch sein nächstes großes Ziel erreicht, den Sieg bei der Rallye Dakar 2010. Schließlich gilt: "I'm still young ..."

