• 27.12.2009 16:33

  • von Britta Weddige

Sainz: "In jeder Minute kann ein Fehler passieren"

Bei VW-Pilot Carlos Sainz beginnt das Fieber vor der Rallye Dakar zu steigen - Sein Motto ist wieder Vollgas: "So kann ich mich am besten konzentrieren"

(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz ist eine lebende Rallyelegende: Zwei Weltmeistertitel hat er geholt, in der WRC kam nur Sébastien Loeb auf mehr Siege als der Spanier. Nun startet er seinen nächsten Anlauf, die berühmte Rallye Dakar zu gewinnen. Bereits im vergangenen Januar war der Volkswagen-Pilot auf Siegkurs, doch dann endeten seine Ambitionen vorzeitig nach einem Crash in den Dünen. Mit der Reise nach Argentinien, wo am Neujahrstag der Startschuss für die Rallye Dakar 2010 fällt, steigt auch bei Sainz die Aufregung.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Carlos Sainz startet 2010 den nächsten Anlauf, die Rallye Dakar zu gewinnen

Der Spanier freut sich aus zwei Gründen, nach Südamerika zurückzukehren: "Wie wir dieses Jahr willkommen geheißen wurden, war einfach fantastisch. So etwas habe ich noch nie erlebt. Argentinien und Chile haben sich ein solches Event wirklich verdient", schwärmt er. "Zweitens war die Route, die wir bestehen mussten, eine Herausforderung. Ähnlich wie die Strecken in Afrika. Und besser, da es verschiedene Terraintypen gab. Wer dort gewinnen will, muss mit seinem Wagen auf vielseitigem Terrain gut sein: Es gibt große und kleine Dünen, es ist sandig, die Wege sind eng und kurvig. Ich freue mich sehr, wieder dort zu sein."#w1#

Das Ziel sei immer der Sieg - und genau darauf sei die Vorbereitung ausgerichtet gewesen, so Sainz weiter: "Egal ob dieses Jahr, vergangenes Jahr oder vor zwei Jahren. Vergangenes Jahr ist vergangenes Jahr, was passiert ist, ist passiert", sagt er rückblickend auf sein vorzeitiges Ausscheiden. "Ich habe schnell gelernt, schon während meiner Rallye-Zeit. Egal ob man gewinnt oder Probleme hatte: Man muss versuchen zu analysieren, warum man gewonnen hat oder auch nicht. Danach muss man sich auf die nächste Rallye konzentrieren."

"Man muss versuchen zu analysieren, warum man gewonnen hat oder auch nicht. Danach muss man sich auf die nächste Rallye konzentrieren." Carlos Sainz

Das habe er gemacht und danach die Rallye dos Sertões in Brasilien und die Seidenstraßenrallye in Asien gewonnen. "Jetzt haben wir uns auf die nächste Rallye vorbereitet. Das ganze Team weiß, dass es sehr hart wird", so "El Matador".

Einer seiner größten Rivalen bei der Dakar 2009 war Nasser Al-Attiyah, der damals noch für das BMW X-raid-Team fuhr und die Rallye anführte, bis er auch vorzeitig ausschied. Inzwischen ist auch Al-Attiyah Volkswagen-Pilot und hat damit das gleiche Material zur Verfügung wie Sainz. "Wir kennen uns sehr gut. Wir haben beide an der Rallye Brasilien und der Silk Way teilgenommen. Wir hatten gute Kämpfe zusammen", sagt Sainz über den Konkurrenten im eigenen Team. "Auch die Dakar wird ein guter Fight - aber nicht nur gegen ihn, sondern mehr Piloten. Nasser, ich, meine Teamkollegen und die BMW werden kämpfen."

Herausforderung Wüste

Der schwierigste Teil der Dakar-Route seien die Wüstenetappen in Chile, erklärt Sainz: "Aber in jeder einzelnen Minute kann einem ein Fehler unterlaufen. Du kannst auch auf der Straße einen Fehler machen. Bei der Dakar fährt man eigentlich 14 Rallyes. Jeden Tag muss man voll da sein. Auf jeden Fall wird man Probleme haben oder einen Fehler machen. Das gilt für den Fahrer, den Co-Piloten und das Team." Und deshalb ginge es darum, "an solchen Tagen nur einen kleinen Fehler zu machen - oder weniger als die Konkurrenz. Jeder hat einen schlechten Tag oder hier und da ein kleines Problem. An diesen Tagen darfst du nicht zu viel verlieren."

"Ich fühle mich mit meiner Taktik sicher, die ich die vergangenen Jahre angewandt habe." Carlos Sainz

An seiner Taktik will Sainz deshalb aber nichts ändern. Sein Motto ist auch für die Rallye Dakar 2010, Vollgas zu geben - auch wenn das riskant sein kann: "Ich fühle mich mit meiner Taktik sicher, die ich die vergangenen Jahre angewandt habe. Ich versuche, den gleichen Speed zu gehen. Ich denke, ich bin besser konzentriert, wenn ich pushe."

Inzwischen ist Sainz 47 Jahre alt, Rallyeport betreibt er seit fast 30 Jahren. Doch es ist für ihn kein Problem, sich immer wieder neu zu motivieren: "Das Leben ist eine Herausforderung. Dies ist eine große Herausforderung. Ich habe die Ehre, mich auf das größte Motorsportevent vorzubereiten, an dem ich mit dem besten Team teilnehme. Wir haben sehr hart für den ersten Sieg von Volkswagen mit einem Dieselmotor gearbeitet. Ich denke, wir haben einen sehr guten Job gemacht, dieses Team stark zu machen."

"Die Herausforderung ist für mich immer noch zu gewinnen. Ich werde darum kämpfen", fährt Sainz fort. "Wie finde ich die Motivation? Vielleicht weil meine Leidenschaft am Motorsport noch sehr groß ist. Sicherlich werde ich eines Tages damit aufhören, Motorsport zu betreiben. Aber im Moment produziert mein Körper noch genug Adrenalin, um ab dem ersten Januar Vollgas zu geben und mit Lucas Cruz zu gewinnen."

Man lernt nie aus

"Es ist besser, dass du denkst, dass hinter jeder Düne ein Fels ist." Carlos Sainz

Und schließlich biete die Rallye Dakar auch "alten Hasen" wie ihm ganz andere Herausforderungen als die WM-Läufe. "Als erstes: Du kennst die Route nicht. Bei den Straßenrallyes weiß du, wo es langgeht und hast deinen Aufschrieb. Das Risiko liegt bei dir", erläutert Sainz. "Bei der Dakar hast du zwei Arten von Situationen: Gravelroad oder Off-Road. Auf der Gravelroad kann man versuchen, so schnell wie möglich zu fahren. Du kannst auf Sicht fahren und der Co-Pilot kann etwas helfen. Dann gibt es die zweite Variante. Da kann es sein, dass du mitten in der Wüste stehst. Off-Road kann sehr gefährlich sein, aber auch bei der ersten Variante kann man Fehler machen."

Und hat auch eine Legende wie Sainz bei der Rallye Dakar noch einiges dazugelernt: "Der Hauptpunkt, den ich noch lernen musste - und ich denke, das ist ganz normal - war das Fahren in den Dünen. Hier braucht man eine sehr spezielle Technik. Du darfst nicht zu aufgeregt und selbstsicher werden und denken, dass du durch den Sand sehen kannst. Es ist besser, dass du denkst, dass hinter jeder Düne ein Fels ist."