Despres: Wenn Kraft in Freudentränen aufgeht
Für Cyril Despres ist der dritte Dakar-Sieg etwas ganz Besonderes - Pal-Anders Ullevalseter wird zweiten Platz "mehrere Wochen lang feiern"
(Motorsport-Total.com) - Zwar hatte er schon seit vielen Etappen einen komfortablen Vorsprung, doch richtig sicher sein konnte er sich erst heute in Buenos Aires: Als Cyril Despres zum dritten Mal nach 2005 und 2007 als Dakar-Sieger über die Ziellinie kam, ließ er seinen Emotionen freien Lauf. "Jeder Sieg ist schön, aber dieser ganz besonders. Ein Arbeitssieg, ein Sieg der Erfahrung, der Sieg eines unglaublichen Teams", jubelte er gegenüber 'dakar.com'.

© Red Bull/GEPA
Grenzenloser Jubel: Cyril Despres nach seinem dritten Gesamtsieg bei der Dakar
"Wir sind zu neunt, und nicht ein Einziger hat das Ziel aus den Augen verloren. Alle wollten gewinnen, alle wollten kämpfen, und wir haben gewonnen. Einfach genial", schwärmt Despres. Und das setze natürlich "große Emotionen" frei: "Wir haben hart gearbeitet. Es ist nun schon drei Jahre her, seitdem wir den Rose Lake 2007 mit einem Sieg verließen. Seither gab es drei Jahre voller Misserfolge, Pannen und harten Trainings. Da geht einem ein dritter Sieg verständlicherweise sehr nahe. Schließlich bin ich auch nur ein Mensch, selbst wenn ich die Maschine zwei Wochen lang hart am Limit gefahren bin und viel Kraft gelassen habe. Die restliche Kraft ist jetzt in Freudentränen aufgegangen."#w1#
Wesentlichen Anteil an diesem Erfolg habe KTM, betonte Despres: "Man hat uns Vertrauen geschenkt. Wir haben jeden einzeln ausgewählt. Seit vielen Monaten arbeiten wir rund um die Uhr. Es ist wohl klar, dass ich niemals Versagensängste hatte. Ich wollte lediglich gewinnen. Und mein Siegeshunger war allemal stärker als die Versagensangst. Das war eine harte, aber schöne Dakar, und ich freue mich riesig über den Gesamtsieg."
Während Despres nach den Zeitstrafen von Marc Coma eigentlichen keinen ernsthaften Konkurrenten mehr hatte, musste sein Markenkollege Pal-Anders Ullevalseter fast bis zum Schluss gegen Francisco Lopez Contardo (Aprilia) um den zweiten Gesamtrang fighten. Nach der zwölften Etappe waren die beiden zeitgleich zweite, auf der gestrigen 13. und vorletzten Etappe eroberte Ullevalseter den alleinigen zweiten Platz - und den gab er in der heutigen letzten Prüfung nicht mehr ab.
¿pbvin|8|2369||0|1pb¿"Ich erinnerte mich an diese Etappe aus dem Vorjahr, und in Gedanken war ich immer bei meinem Hinterrad, dem Reifen. Anfangs war ich vorsichtig, nie schneller als 150 km/h. Und nach 100 Kilometern habe ich dann Vollgas gegeben", berichtete der Norweger. "Ich wollte es zu Ende bringen. Ich habe mein Glück in beide Hände genommen und wow, das ist super! Der zweite Platz in der Gesamtwertung ist mehr, als ich erhofft hätte. Ich habe davon geträumt, und jetzt ist es Wirklichkeit."
Er habe "nur schöne Momente" erlebt, so Ullevalseter: "Kein Problem, kein Unfall, die Maschine lief wie geschmiert. Ich bin vielleicht nicht der schnellste Pilot, habe dafür aber jede Menge Erfahrung. Das ist meine achte Teilnahme. Ich kann gut navigieren, kenne mich in technischen Fragen aus und bin viel lockerer, darauf kommt es an. Nach meinem ersten Etappensieg gestern habe ich an zwei Tagen wirklich einiges erlebt. Ein toller Moment. Ich werde mehrere Wochen lang feiern. Seit 25 Jahren arbeite ich auf diesen Moment hin."
Lopez Contardo war auch mit seinem dritten Platz mehr als zufrieden: "Das ganze Jahr lang habe ich gearbeitet, um ein gutes Ergebnis zustande zu bekommen." Denn schließlich hatte er es auch mit starken Konkurrenten wie Marc Coma und David Casteu zu tun - und anders als sie schaffte er den Sprung auf das Podium: "Aber so ist das Rennen nun mal: Einige bleiben auf der Strecke. Andere haben mechanische Probleme: die reifen oder wie bei mir die Kette. Eine Rallye Dakar bedeutet all das und schlussendlich eine Summe vieler Einzelheiten. Unter dem Strich stehen drei Fahrer auf dem Podium, und ich bin einer von ihnen!"
Überglücklich war an diesem Samstag auch KTM-Pilot Ruben Faria, der sich den letzten Tagessieg bei der Dakar 2010 sicherte. "Ich bin bei der Dakar an den Start gegangen, um Cyril Despres zum Sieg zu verhelfen. Gestern Abend habe ich ihm spaßeshalber gesagt, dass ich eine Minute von Platz elf entfernt bin, und er meinte nur zu mir, 'morgen kannst du schneller fahren und versuchen, noch auf Platz elf zu kommen'", erklärte der Portugiese. "Genau das habe ich heute getan und dadurch eine Etappe gewonnen. Ich bin total aus dem Häuschen. Dieser Tagessieg ist ein Geschenk, das Cyril mir gemacht hat, aber das Ziel war der Gesamtsieg für ihn."

