Attempto-Teamchef kritisiert Audi nach Dakar-Strafe: "Person aus Amt nehmen!"
Warum Attempto-Teamchef Arkin Aka nach der heftigen FIA-Geldstrafe mit Audi hart ins Gericht geht und was das mit dem Abbau des Kundensport-Bereichs zu tun hat
(Motorsport-Total.com) - Die saftige FIA-Geldstrafe in Höhe von 750.000 Euro gegen Audi, weil man nach der Rallye Dakar trotz fixer Zusage nicht mehr an der Rally-Raid-Meisterschaft teilnimmt, sorgt für Ärger: Denn laut Attempto-Teamchef Arkin Aka, der mit seinem Audi-Kundenteam im Vorjahr unter anderem in der DTM am Start war, fehlt das Geld nun im 2023 heruntergefahrenen Kundensport-Bereich, weshalb er interne Konsequenzen fordert.
© Audi AG
Audis Dakar-Projekt wirbelt auch nach dem Triumph ordentlich Staub auf Zoom
"Man sollte die Person, die das verursacht hat, klar zur Verantwortung ziehen, am besten sogar aus ihrem Amt nehmen. Ein Audi-Motorsportchef Michl muss so etwas ja gewusst haben und hätte rechtzeitig eingreifen müssen", sieht Aka im Gespräch mit Motorsport-Total.com auch Audis Motorsportchef Rolf Michl in der Verantwortung.
"Diese 750.000 Euro wären im Kundensport, der Audi Sport stark gemacht hat, deutlich besser investiert als bei der FIA. Dafür hätten eine Menge strategischer Einsätze bestritten werden können", argumentiert Aka.
"Ich hoffe, man lässt das nicht einfach so geschehen"
Die Geldstrafe, gegen die Audi übrigens Berufung eingelegt hat, macht zwar nur einen Bruchteil des kompletten Dakar-Budgets aus, mit 750.000 Euro könnte man aber zum Beispiel zwei GT3-Boliden beim 24-Stunden-Klassiker in Spa-Francorchamps einsetzen. "Ich hoffe, man lässt das nicht einfach so geschehen bei Audi", fordert Aka. "Denn das ist wirklich viel Geld - für mich als privater Investor sogar unglaublich viel Geld."
Das am Ende siegreiche Dakar-Projekt mit dem Audi RS Q E-Tron, das Ende Januar 2024 nach drei Jahren beendet wurde, war zuletzt der einzige verbliebene Werkseinsatz Audis, da man den Fokus längst auf den Formel-1-Einstieg im Jahr 2026 gelegt hatte. Es fällt in den Verantwortungsbereich von Rolf Michl, der seit September 2022 den Motorsportbereich leitet.
Attempto-Teamchef hinterfragt Audi-Vorstand
Die großen Entscheidungen werden aber in der Regel im Vorstand getroffen. An dem Aka ebenfalls Kritik äußert. "Grundsätzlich stellt sich die Frage, warum der Audi-Vorstand nach 2023 weitere Werksmotorsport-Aktivitäten genehmigt hat, nachdem man beim Kundensport den Stecker gezogen hat, um sich voll auf die Formel 1 zu konzentrieren", ortet er eine Sonderstellung des Dakar-Projekts. "Oder war das vielleicht ein Alleingang von einzelnen Personen?"
Wen er damit genau meint, lässt Aka offen. Vor allem Ex-Audi-Boss Markus Duesmann und Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann sollen sich aber, wie man hört, von Anfang an gegen alle Widerstände intensiv für das Dakar-Projekt eingesetzt haben. Ein Sprecher von Audi Sport wollte die Aussagen Akas auf Nachfrage von Motorsport-Total.com übrigens nicht kommentieren.
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Akas Attempto-Team holte 2023 mit Audi den Sprint-Cup der GT-World-Challenge Zoom
Trotz der Unzufriedenheit mit dem Abbau im Kundensport-Bereich, der 2023 neben der Auflösung des Fahrerkaders bis auf die Basisbetreuung heruntergefahren wurde, gibt es für den Attempto-Teamchef aber auch Hoffnung, was die Audi-Zukunft angeht.
Warum Aka an den neuen Audi-Boss Döllner glaubt
Wir sind wirklich sehr traurig über das, was bei Audi und Audi Sport gerade passiert ist, aber ich halte sehr viel von Gernot Döllner und habe viel Positives von ihm gehört", gibt er dem neuen Audi-Boss Rückendeckung, der seit Spätsommer 2023 statt Duesmann im Amt ist. "Er ist der neue Kapitän, der den großen Tanker Audi in die richtige Richtung manövriert."
Aka sieht den Führungswechsel auch als Chance für eine neue Ausrichtung im Sportbereich. "Der Motorsport sollte dabei nicht nur in der Formel 1, sondern auch im Kundensport stattfinden", empfiehlt der Teamchef. "Nur so sind die prestigeträchtigen und erfolgreichen R- und RS-Modelle an den sportlichen Kunden zu bringen. Das hat die Vergangenheit immer gezeigt!"
Döllner habe, so Aka, "viele Probleme erkannt und abgestellt. Vielleicht kann er jetzt auch noch dieses Problem lösen und Audi Sport eine neue Richtung geben - mit dem richtigen Fahrer am Lenkrad." Dass der neue Audi-Boss nicht vor tiefgreifenden Entscheidungen zurückschreckt, hat er in den vergangenen Monaten bewiesen.
"Er musste ja bereits großflächig aufräumen", sagt der Attempto-Teamchef. "Nicht zuletzt hat er den Designer ausgetauscht. Der Technikvorstand soll laut Medien auch den Hut nehmen." Die Rede ist von Hoffmann, dem - wie berichtet wurde - nach Duesmann ebenfalls das Aus droht. "Er hat ja wirklich nicht viele neue Audi-Modelle auf die Straße bekommen", meint Aka.
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