• 20.07.2007 15:09

  • von Pete Fink

Vasser: Der ChampCar-Titel wird im Kopf entschieden

Jimmy Vasser prognostiziert ein heißes Kopf-an-Kopf-Duell zwischen Sébastien Bourdais und Will Power mit einem mentalen Sieger im Titelkampf

(Motorsport-Total.com) - Jimmy Vasser hat selbst 232 ChampCar-Rennen und 1996 einen Titel erreicht. Als PKV-Teamchef hat er in diesem Jahr keine Aktien im Kampf um die Meisterschaft, und kann daher eine relativ unabhängige Einschätzung der drei Meisterschaftskandidaten abgeben.

Titel-Bild zur News: Jimmy Vasser

Jimmy Vasser erwartet einen spannenden Titelkampf bis zum Ende

Sollte nichts Außergewöhnliches - etwa ein Lauf von Justin Wilson - passieren, dann fokussiert sich der Titelkampf 2007 wohl auf drei Hauptdarsteller: Sébastien Bourdais (Newman/Haas), Will Power (Team Australia) und Robert Doornbos (Minardi).#w1#

Dabei glaubt auch Vasser, dass sich die endgültige Entscheidung zwischen Bourdais und Power abspielen wird, denn Doornbos traut er den ganz großen Coup dann doch nicht zu: "Ich glaube nicht, dass er im Kampf um die Meisterschaft mit Power und Bourdais mithalten kann, aber er ist richtig gut und eine große Überraschung."

Zu Beginn der Saison habe man noch glauben können, dass der Niederländer einfach nur "zur richtigen Zeit am richtigen Platz" gewesen sei, aber "man steigt nicht fünfmal in sechs Rennen auf das Podium, nur weil jemand zu Beginn seiner Rookie-Saison Glück hat."

Bourdais und sein Mentalproblem

Und Doornbos hat nach Vassers Meinung noch einen entscheidenden Fakt ins Spiel gebracht: "Sein Charakter hat viel für die Serie getan: Er ist eine Persönlichkeit und er hat den Paul Tracy gemacht - er hat sich in den Kopf von Bourdais geschlichen."

Natürlich meint Vasser damit die Situation nach dem Mont-Tremblant-Rennen, als der Franzose dem siegreichen Minardi-Piloten den Handschlag verweigerte und sich anschließend über dessen Blockade-Taktik beschwerte.

Und genau an diesem Punkt will der PKV-Teamchef auch den entscheidenden Hebel ansetzen: Bourdais, so meint er, habe eine große Schwäche, denn er lasse "die Leute in seinen Kopf, und das scheint seine Fahrerei ein wenig zu beeinflussen."

Was folgt, ist die schon oft aus den USA gehörte These: "Das große Fragezeichen ist die mentale Seite: Wenn die Dinge gut laufen, dann ist er unerreichbar, aber wenn nicht, dann kommt er aus dem Gleichgewicht und kann bezwungen werden."

Power ist konstant, angriffslustig und selbstbewusst

Vasser ist übrigens ein ganz enger Freund von Paul Tracy, der dies sicher unterschreiben würde. Trotzdem sei Bourdais nach wie vor "ein großer Champion", der jedoch möglicherweise ein paar Lücken in seinem Sicherheitssystem aufweise.

Nur hat der Franzose 2007 in Will Power einen gleichwertigen Gegner, der Vasser sichtlich begeistert: "Will findet langsam zu sich selbst als Rennfahrer. Seine beiden Rennsiege waren absolut überzeugend und sein Selbstbewusstsein wächst ständig", weiß Vasser.

Die große Stärke des Australiers sei seine Konstanz und seine Angriffslust: "Man muss sich nur vor Augen führen, wie er sichtlich am Limit fuhr, obwohl er wusste, dass sein Team Australia kein Ersatzauto hatte. Das ist ein deutliches Zeichen für sein Selbstvertrauen und für die Natürlichkeit, mit der seine Pace daherkommt."

Deswegen betrachtet er Power ganz klar als "definitiven Meisterschaftskandidaten", der seine "Fähigkeiten jedes Rennwochenende unter Beweis stellen kann. Jetzt geht es nur darum, ob er es dieses Jahr schon schaffen kann." Und je länger Bourdais durch seine Formel-1-Verhandlungen abgelenkt ist, desto besser scheinen die Chancen des Australiers.