ANZEIGE

Profirennfahrer Christian Engelhart: Eine GT3-Saison aus erster Hand

Erfolgreiche Saison und historischer Sieg: Das Beispiel Christian Engelhart zeigt, wie man Rückschläge im Motorsport überwindet und sich mit dem richtigen Fokus wieder nach vorne kämpft

(Motorsport-Total.com) - Der grün-orangene Lamborghini #63, mittlerweile eine der ikonischen Lackierungen im GT3-Sport, gehört zweifellos zu den absoluten Topfavoriten bei jedem GT3-Rennen.

Titel-Bild zur News: Christian Engelhart

Mitten aus dem GT3-Sport: Christian Engelhart erlebte eine bewegte Saison Zoom

Christian Engelhart bildete mit seinen 2019er Teamkollegen Mirko Bortolotti und Rolf Ineichen beim Grasser Racing Team GRT eine schlagkräftige Paarung, die immer für Siege gut ist. Die Mannschaft trat in diesem Jahr im GT-Masters, der Blancpain-GT-Serie und bei den 24 Stunden von Daytona an.

Unverhoffter Triumph im Daytona-Regen

Den größten Triumph des Jahres gab es gleich im Januar mit dem bemerkenswerten Sieg bei den 24 Stunden von Daytona in der GTD-Klasse. Es war eine der spektakulärsten Regenschlachten in der illustren Geschichte des Rennens in Florida.

Zum Zeitpunkt des Abbruchs lag der Lamborghini vorne. Es ist aber bei weitem nicht so, dass GRT dieser Sieg in die Hände gefallen wäre, wie Engelhart erklärt.

Frage: "Herr Engelhart, Gratulation zu zahlreichen Siegen in dieser Saison. Es fing ja gleich mit einem Hoch in dieser unglaublichen Daytona-Regenschlacht an."

Christian Engelhart: "Dankeschön. Es ist richtig, das war gleich ein Saisonhighlight ganz zu Beginn. Ein solch historisches Rennen wie die 24 Stunden von Daytona zu gewinnen, ist sicherlich etwas Unvergessliches."

"Die Art und Weise, wie es dazu kam, ist schon verrückt: Ich ging für die letzten vier Stunden ins Auto, aber wir lagen nicht einmal in der Führungsrunde. Die Chancen waren zu diesem Zeitpunkt also sehr gering."

"Wir mussten also zuerst wieder in die Führungsrunde kommen. Das bedeutete natürlich, den Führenden zu überholen. Das ist mir auch gelungen. Und als das Safety-Car dann den Führenden aufgesammelt hat, konnte ich wieder aufschließen. Es hat natürlich eine Reihe von Gelbphasen bei diesem Wetter gegeben."

Mirko Bortolotti, Christian Engelhart, Rolf Ineichen

Die 24 Stunden von Daytona erinnerten stellenweise an ein Bootsrennen Zoom

"Die zweite Aufgabe war dann, von Platz neun aus bei den sintflutartigen Bedingungen so weit wie möglich nach vorne zu kommen. Und es ging dann nach vorne bis auf Platz eins, wobei ich das in dem Moment gar nicht wusste."

"Die Bedingungen waren so schlimm, dass ich um Funkstille gebeten habe, um mich einfach auf meinen Job zu konzentrieren. So habe ich es erst bei Roter Flagge gesagt bekommen. Das war natürlich extrem emotional. Das Gefühl, das Rennen gewonnen zu haben, werde ich nie vergessen."

Zweiter 24h-Sieg scheitert am Timing

Bei den 24 Stunden von Spa 2019 wollte Grasser das Kunststück wiederholen. Wieder gehörte der GRT-Lamborghini zu den schnellsten Fahrzeugen im Feld und sammelte erneut Führungskilometer. Trotzdem reichte es am Ende nicht zum Sieg.

Frage: "Das Spa-Resultat sieht mit Platz 16 weniger befriedigend aus - obwohl Ihr auch da um die Spitze gekämpft habt. Was ist passiert?"

Engelhart: "Es sah eigentlich sehr lange gut aus, denn die Performance hat gestimmt. Das Team hat einen perfekten Job gemacht und wir haben zusammen bei den Reifen immer die richtigen Entscheidungen getroffen, denn das Wetter war sehr wechselhaft."

"Leider ist uns dann der fünfminütige obligatorische Technikstopp zum Verhängnis geworden. Wir haben den richtigen Zeitpunkt dafür verpasst. Das war schade, weil wir vor dem später siegreichen Auto gelegen hatten, als diese Stopps losgingen."

"Die Autos, die vor der Roten Flagge in der Nacht den Stopp eingelegt haben, haben faktisch gar keine Zeit verloren, weil es in der Folge mehrere Safety-Car-Phasen gegeben hat. Das hat uns weit zurückgeworfen aber bis dahin waren wir absolut im Kampf um den Sieg dabei."

Vizemeister im GT-Masters

In Europa unterzogen sich Christian Engelhart, studierter Ingenieur der Fahrzeugtechnik, und Mirko Bortolotti im Doppelprogramm GT-Masters und der Blancpain-GT-Serie 2019 dem ultimativen GT3-Härtetest. Die deutsche Serie gilt als härteste GT3-Meisterschaft überhaupt.

Im GT-Masters entwickelten sich die beiden Grasser-Piloten zu den inoffiziellen "Samstagsmeistern": Bei drei aufeinanderfolgenden Veranstaltungen - Zandvoort, Nürburgring und Hockenheimring - gewannen sie jeweils das erste von zwei Rennen. Insgesamt holte keine andere Mannschaft nach der Sommerpause mehr Punkte.

Christian Engelhart

Drei Samstagssiege im GT-Masters brachten die Saison wieder auf Kurs Zoom

Frage: "Sie haben in diesem Jahr im GT-Masters den Vizetitel geholt und vor allem einen sehr starken Schlussspurt hingelegt."

Engelhart: "Natürlich will man als Team immer die Meisterschaft gewinnen, aber in einer knallharten Serie wie dem GT-Masters ist der Vizetitel dennoch ein Riesenerfolg. Die Leistungsdichte ist ungeheuer hoch und die Zeitabstände so gering, dass Kleinigkeiten den Unterschied machen."

"Besonders stolz sind wir als Team auf die zweite Saisonhälfte, denn wir hatten einen schwierigen Start. Speziell am ersten Wochenende haben wir viele Punkte verloren, wofür wir nichts konnten. Dann haben wir massiv aufgeholt."

"Ich bin im GT-Masters schon einmal Dritter geworden. Deshalb war es mir [nach der Meisterschaftsentscheidung in Hockenheim zugunsten des HCB-Audis] sehr wichtig, noch den Vizetitel zu erreichen."

Podiumsserie in der Blancpain-GT-Serie

In der Blancpain-GT-Serie wiederholte sich die Geschichte aus dem GT-Masters: Einem Saisonstart mit einigen Rückschlägen in aussichtsreicher Position folgte ein starker Schlussspurt mit fünf Podiumsplätzen aus sechs Rennen in der World Challenge.

Frage: "Am Ende hat es sogar zu Platz drei in der Endwertung gereicht. Sind Sie damit zufrieden?"

Engelhart: "Auf jeden Fall bin ich mit dem Endergebnis zufrieden. Man muss bedenken, dass wir beim letzten Rennen der Saison [dem Endurance-Rennen in Barcelona] gar nicht mehr angetreten sind, weil wir eine Überschneidung mit dem GT-Masters-Finale hatten. Trotzdem den dritten Platz zu holen, ist natürlich super."

"Sicherlich hatten wir noch mehr Potenzial. Die Performance war von Beginn an über die ganze Saison hinweg richtig gut. Aber dann gab es Rennen wie Silverstone, wo uns in Führung liegend ein Reifenschaden aus dem Rennen genommen hat. Oder Monza, wo wir von der Pole-Position weg das Rennen angeführt und dann später einen technischen Defekt hatten. Doch danach haben wir eine Podiumsserie gestartet."

Frage: "Wie habt ihr das Ruder mit dieser Serie so herumgerissen? Oder muss man eher fragen: Habt ihr euer Potenzial erst ab Saisonmitte in Resultate umgesetzt?"

Blancpain GT World Challenge Europe, Start

Fünf Podiumsplötze aus sechs Rennen in der heißumkämpten Blancpain GT World Challenge Europe Zoom

Engelhart: "Definitiv Letzteres. Wir haben auch zu Beginn des Jahres gute Leistungen gezeigt. Wir hatten im Endurance Cup bei den ersten beiden Rennen zwei Pole-Positions durch die Durchschnittszeit von Mirko, Rolf und mir. Das war natürlich sensationell. Dass wir da nicht die Punkte mitgenommen haben, ist letztlich Motorsport."

Beim Kuriositätenkabinett ganz oben dürfte das Problem angesiedelt sein, das den Lamborghini #63 bei den 1.000 Kilometern von Le Castellet um einen möglichen Sieg brachte: Ein Gummifetzen vom Reifenabrieb hatte es irgendwie geschafft, sich im Tankstutzen anzusiedeln. Dadurch konnte der Lamborghini nicht mehr schnell genug vollgetankt werden. Am Ende wurde es Platz sieben.

Frage: Man gewinnt zusammen und verliert zusammen. Ihr hattet ein paar Rückschläge in dieser Saison, die teilweise auf unfassbar kuriose Gründe zurückzuführen sind. Wie gehst du als Fahrer und wie geht ihr als Team damit um, wenn solche Dinge passieren?

Engelhart: "Viele Dinge, die passiert sind, lagen nicht in unserer Hand und sind einfach geschehen. Das ist im Sport manchmal so. Wir haben uns zusammengerauft, analysiert und versucht, Fehler abzustellen, soweit es welche gab."

"Und wir haben nie aufgegeben. Das war das Allerwichtigste. Alle zusammen haben wir eine super zweite Saisonhälfte hingelegt. Die Ergebnisse aus jener Hälfte zeigen ziemlich genau, was wir für ein starkes Team sind."

Neueste Kommentare

ADAC GT MASTERS LIVE

ADAC GT Masters im TV

Nächstes Event

Oschersleben

26. - 28. April

Qualifying 1 Sa. 09:15 Uhr
Rennen 1 Sa. 15:15 Uhr
Qualifying 2 So. 09:15 Uhr
Rennen 2 So. 15:15 Uhr

Folgen Sie uns!

Eigene Webseite?

Kostenlose News-Schlagzeilen und Fotos für Ihre Webseite! Jetzt blitzschnell an Ihr Layout anpassen und installieren!