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  • 30.01.2014 11:29

Toyota setzt bei neuem LMP1-Boliden auf Vierrad-Hybrid

Toyota stellt den neuen TS040 Hybrid für WEC und Le Mans vor: Wie bei Dominator Audi, der sich eine Spitze nicht verkneifen konnte, werden alle vier Räder angetrieben

(Motorsport-Total.com) - Toyota goes Audi: Beim neuen TS040 Hybrid für die kommende WEC-Saison und die 24 Stunden von Le Mans wird die Kraftübertragung nun erstmals über alle vier Räder laufen. Mit diesem Konzept im Audi R18 e-tron quattro waren die Ingolstädter in den vergangenen zwei Jahren beim 24-Stunden-Klassiker an der Sarthe erfolgreich. Toyota schaltete die Hybrid-Power beim Vorgänger TS030 Hybrid nur an der Hinterachse zu, während dies bei Audi an der Vorderachse geschah - aus Reglementgründen aber erst ab einer Geschwindigkeit von 120 km/h.

Titel-Bild zur News: Toyota, TS040 Hybrid

Der neue Toyota TS040 Hybrid bei der Jungfernfahrt in Le Castellet Zoom

Die Audi-Verantwortlichen ließen es sich nicht nehmen, die Toyota-Bekanntgabe gleich via Twitter zu kommentieren: "Es ist offiziell: Toyota geht in der LMP1 unseren quattro-Weg. Erinnert ihr euch an den Rallyesport in den 1980er-Jahren, als Audi auch die Ersten mit dem quattro waren?"

Wie Toyotas neuer Hybridantrieb funktioniert

Trotz der Spitze Audis setzt Toyota aber auf ein eigenes Vierrad-Antriebskonzept: Wie der neue Toyota-Antriebsstrang im Detail funktioniert? Zum Antrieb der Vorderachse kommt ergänzend eine E-Motor/Generator-Kombination aus dem Hause Aisin zur Anwendung. Sie ergänzt die bislang verwendete Einheit von der Firma Denso an der Hinterachse. Somit ermöglicht der Toyota-Hybridantrieb nun den Antrieb über alle vier Räder.

Die dadurch ebenfalls leistungsfähigere Bremsenergierückgewinnung wird über einen Denso-Inverter in die Super Caps von Nisshinbo eingespeist. Dieses Plus an elektrischer Energie fließt beim Beschleunigen auf demselben Weg zurück, um an den elektrischen Antriebsmotoren für Vortrieb zu sorgen.

Toyota, TS040, Hybridantrieb

Der Hybridantrieb wird auch an der Vorderachse eingesetzt Zoom

Um den spontanen Vortrieb zu unterstützen, kommt weiterhin ein V8-Verbrennungsmotor zum Einsatz. Dieses neue Antriebskonzept wurde im Motorsport-Bereich der Entwicklungsabteilung von Higashifuji entwickelt, wo auch die Technologien der Toyota-Straßenfahrzeuge ihren Ursprung haben. Die Konstruktion und Produktion des TS040 Hybrid Chassis wird bei der Toyota Motorsport GmbH (TMG) in Köln durchgeführt.

Toyota setzt in der WEC auf zwei Autos

Toyota wird 2014 - im Gegensatz zum Großteil der WEC-Saison 2013, wo man nur ein Auto einsetzte - mit zwei Fahrzeugen an der Langstrecken-Weltmeisterschaft teilnehmen. Dies gilt auch für die 24 Stunden von Le Mans. Der neue Prototyp wurde an das geänderte Reglement angepasst, daher ist die neue Generation des LMP1 rund 10 Zentimeter schmaler.

Rückhaltesysteme in den Radaufhängungen und eine neue Crashbox am Heck sorgen für erhöhte passive Sicherheit. Die Aerodynamik wurde nochmals verfeinert, und insgesamt fällt die Konstruktion trotz signifikanter Änderungen an der Kraftübertragung leichter aus.


Vorschau auf den Toyota TS040 Hybrid

Fahreraufgebot unverändert - Conway neuer Ersatzmann

Auch das Fahreraufgebaut bleibt unverändert: Die dritte Saison in Folge werden sich Alex Wurz, Nicolas Lapierre, Kazuki Nakajima, Anthony Davidson, Sebastien Buemi und Stephane Sarrazin die Cockpits teilen. Einen Neuzugang gibt es dennoch: Mike Conway wird als Test- und Ersatzfahrer das Team ergänzen.

Alexander Wurz, Kazuki Nakajima, Anthony Davidson, Sebastien Buemi, Stephane Sarrazin

Toyota setzt 2014 die gleichen Einsatzfahrer wie in der Vergangenheit ein Zoom

bDie Jungferfernfahrt hat der TS040 Hybrid bereits hinter sich: Auf der Rennstrecke Paul Ricard wurde vom 21. bis 23. Januar mit Wurz und Davidson am Steuer das neue Auto einem ersten Funktionstest unterzogen. Der erste öffentliche Auftritt erfolgt bei den offiziellen WEC-Testfahrten am 28. und 29. März 2014, ehe am 20. April die WEC-Saison in Silverstone beginnt.

Erste Designstudien Ende 2012

"Der TS040 Hybrid ist das Ergebnis von mehr als einem Jahr Entwicklungsarbeit bei TMG", sagt Chassis-Projektleiter John Litjens. "Wir haben mit den ersten Designstudien im November 2012 begonnen und unsere Bemühungen um das neue Auto stätig vergrößert. Kurz nach Le Mans im Vorjahr haben wir unsere Energien dann zur Gänze auf den TS040 Hybrid konzentriert."

Dabei setzte man auf die hervorragenden Simulationseinrichtungen bei TMG: "Wir sind sehr glücklich, dass wir bei TMG über eine so fortgeschrittene Berechnungs- und Simulationstechnologie verfügen, die es uns erlaubt, ein Auto in der virtuellen Welt zu entwickeln. Das erlaubt es uns, mehr reine Entwicklungsarbeit in Hinblick auf das Design des Autos zu verrichten, bevor dieses überhaupt gebaut wird. Das ist umso signifikanter, wenn man mit Reglementänderung wie 2014 konfrontiert wird."

Toyota, TS040

Night-Drive: Der TS040 bei der Jungfernfahrt auf dem Paul-Ricard-Kurs Zoom

Litjens ist mit dem neuen Auto zufrieden: "Der TS040 Hybrid ist eine deutlich Evolution, wenn man ihn mit seinem Vorgänger vergleicht, der aerodynamisch und mechanisch bereits sehr effizient war. Wir setzen große Hoffnungen in das neue Auto und freuen uns auf den Saisonstart."

Audi-Vorteil durch neues Reglement dahin?

Team-Präsident Yoshiaki Kinoshita freut sich ebenfalls auf die neue Saison mit dem neuen Boliden: "2014 wird für Toyota eine wichtige Saison. In den vergangenen zwei Jahren haben wir viel Erfahrung gesammelt, und jetzt - mit dem neuen Reglement - stellt sich allen Teams die gleiche Ausgangssituation. Das ist für uns eine aufregende Herausforderung, die wir erfolgreich bewältigen wollen."

Er betont die Synergien mit der Serien-Produktion: "Dieses neue Reglement bestätigt, dass die WEC die Bewährungsprobe für fortgeschrittene, serienrelevante Technologien im Motorsport darstellt - und das passt perfekt zu unserer Herangehensweise. Wir messen uns, um die neueste Hybridtechnologie unter den extremsten Bedingungen im Motorsport zu testen, und das hat einen direkten Einfluss auf die Technologie unserer zukünftigen Straßenautos."

Der Japaner ist davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war, auf einen Vierradantrieb zu wechseln: "Dieses Jahr werden wir von einem Vierrad-Hybridantrieb profitieren, wo unsere Superkondensatoren-Speicherlösung zum Einsatz kommt. Das wird für einen deutlichen Beschleunigungseffekt sorgen. Der Vergleich der verschiedenen Lösungen wird faszinierend sein. Ich persönlich kann es kaum erwarten, dass es losgeht."