• 13.06.2017 17:24

Nick Tandys Le-Mans-Anekdote: Ecke zum Weinen gesucht

Erfolge, Niederlagen, Momente - Die Porsche-Fahrer geben ganz persönliche Einblicke in ihre 24 Stunden von Le Mans - Heute: Nick Tandy

(Motorsport-Total.com) - Die sechs Werksfahrer des Porsche-LMP-Teams vereinen 37 Teilnahmen am größten Automobilrennen der Welt auf sich. Fünf von ihnen haben bei den 24 Stunden von Le Mans sogar schon Gesamtsiege errungen. Es sind aber nicht nur Momente des Triumphs, die ihnen in den Sinn kommen, wenn sie vor ihrem neuerlichen Einsatz am 17./18. Juni 2017 über diesen Marathon nachdenken. In der Ruhe vor dem Sturm geben die Fahrer ganz persönliche Einblicke in ihre Beziehung zu dem Langstreckenklassiker.

Titel-Bild zur News: Nick Tandy, Earl Bamber, Champagner

Nick Tandy bei der Siegesfeier 2015: Eigentlich wollte er nur noch allein sein... Zoom

Nick Tandy: Ecke zum Weinen gesucht

"Ich bekomme sofort Gänsehaut wenn ich nur dran denke (den Le-Mans-Sieg 2015). Ich hatte nie damit gerechnet, einmal die Chance zu bekommen, dort zu fahren. Auch nicht in meinen kühnsten Träumen habe ich mich bei etwas so Besonderem und Großen gesehen. Während der letzten drei Rennstunden war ich in so vielen Gefühlen gefangen - wie eine zusammengedrückte Sprungfeder, die losgelassen werden will. Ich saß in der Box, ich wanderte herum, ich wusste nicht, wohin mit mir."

"Ich hatte meinen letzten Stint gefahren. Jetzt lag es an Earl (Bamber) und Nico (Hülkenberg), die Sache zu Ende zu bringen. Ich fand es hart, nicht im Auto zu sitzen. Ich hatte volles Vertrauen in die beiden, aber ich hatte mein Schicksal nicht mehr in der Hand. Ich sah 'mein' Auto auf dem Fernsehbildschirm und wusste, wenn jetzt nichts mehr schiefgeht, bin ich drauf und dran das größte Rennen in der Welt des Motorsports zu gewinnen! Nach 15 Jahren harter Arbeit dieses Crescendo zu erleben, war kaum auszuhalten."

"Als es auf 15:00 Uhr zuging stieg der Druck. Die letzte Viertelstunde oder so war ich mit Earl in der Box. Aber dann musste ich da einfach verschwinden. Ich ging hinten zur Garage raus und wollte einfach nur weg. Die Dimension des Ereignisses wog so schwer. Die Kronjuwelen des Motorsports waren für mich eine tonnenschwere Last."

"Ich suchte nach einer stillen Ecke, wohl einfach um zu weinen. Nach der Zieldurchfahrt habe ich vieles nicht mitbekommen. Es war so viel los und ich war derart überwältigt von meiner Erleichterung. Ich erlebte das alles verschwommen. Heute fällt mir mehr ein, wenn ich die Fotos und Videos von der Feier nach dem Rennen sehe."

Earl Bamber, Nick Tandy

Für Hülkenberg und Bamber: Nick Tandy fuhr in der Nacht wie entfesselt Zoom

"Ich verließ die Porsche-Party recht früh am Sonntagabend. Ich war so müde - körperlich und emotional völlig ausgelaugt. Ich ging ins Hotel und schlief wie ein Baby. Montag fuhr ich heim nach England. Meine Frau und meine kleine Tochter waren dabei und es war die stressfreiste Autofahrt, die ich je unternommen habe. Die Welt war ein großartiger Ort! In unserem Dorf hatten Familie und Freunde vor dem Pub eine Willkommensparty arrangiert mit Transparenten, auf denen Glückwünsche standen. Es war wunderbar."