• 24.06.2014 19:10

Leena Gade: "Ich höre nie auf, an einen Sieg zu glauben"

Audi-Renningenieurin Leena Gade freut sich über ihren dritten Sieg in Le Mans und erklärt, warum dieser Triumph so eine eine enorme Bedeutung für sie hat

(Motorsport-Total.com) - Gleich nach ihrem dritten Sieg bei den legendären 24 Stunden von Le Mans mit dem Joest-Team, hat sich Leena Gade, neueste Botschafterin der "Women in Motorsport Commission" der FIA, eine Auszeit von den Feierlichkeiten genommen, um zu erklären, wie sie als Renningenieurin des R18 e-tron quattro Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer dabei geholfen hat, Audis ersten Sieg in der diesjährigen WEC-Saison zu sichern, und warum sich die Titelverteidigung schwieriger als je zuvor gestaltet.

Titel-Bild zur News: Leena Gade

Leena Gade holte in diesem Jahr mit Audi bereits ihren dritten Sieg in Le Mans Zoom

Frage: "War das Rennen in Le Mans dieses Jahr besonders hart?"
Leena Gade: "Das war es ganz ohne Frage. Die Gegner waren stärker, es gab harte neue Regeln, die Fehler gnadenlos bestrafen, und ein neues Auto. Tatsächlich hilft dir das aber dabei, dich mehr zu konzentrieren und die Bereiche zu entdecken, auf die man ein Auge haben muss. Außerdem denke ich, dass du dadurch noch motivierter bist, das Rennen zu gewinnen."

Frage: "Nachdem das erste Auto den Unfall hatte, mussten da alle aus dem Team am Wiederaufbau mitarbeiten?"
Gade: "Mittwochnacht bauen wir die Autos zur Vorbereitung auf das Rennen immer neu auf. Leider waren die Crews der Autos zwei und drei selbst enorm mit den Arbeiten an ihren eigenen Autos beschäftigt. Aber wir haben ein großartiges Team von Mechanikern und Ingenieuren, die immer alle drei Autos unterstützen. Wir bekamen ein neuen Monocoque und Auto eins wurde rechtzeitig wiederaufgebaut, um damit am Donnerstagabend zu fahren."

"Ich denke, dass sich durch den Schock über das, was passiert war, alle im Team zusammengerissen haben, um Ingenieure, Fahrer und Mechaniker mental zu unterstützen. Le Mans ist ein Rennen, in dem du nie glauben darfst, dass es verloren ist, denn sonst passiert genau das. Jedes unserer Autos hatte in diesem Jahr die Chance auf den Sieg, also war es wirklich wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützt haben. Das ist definitiv eine unserer Stärken."

Frage: "Durch Probleme mit dem Turbo gab es einige Aufs und Abs. Gab es einen Moment, an dem du dachtest, dass ihr den Sieg verspielt hättet?"
Gade: "Ich höre nie auf, an einen Sieg zu glauben, bis ich die Zielflagge sehe. Man darf keine Zweifel haben. Ich wusste, dass wir zu diesem Zeitpunkt auf dem falschen Fuß erwischt wurden. Ich habe ziemlich geflucht, denn ich wusste, dass wie jetzt etwas auf das Pech der anderen angewiesen waren. Aber ich wusste auch, was Marcel, Andre und Ben machen mussten und konnten."


24 Stunden von Le Mans

Frage: "Was bedeutet dir dein dritter Sieg in Le Mans?"
Gade: "Ich denke, dass ich es noch immer richtig begreifen muss, aber es ist fantastisch. Als die Rückkehr von Porsche angekündigt wurde, wollte ich mir diesen Sieg unbedingt holen. Ich denke, es ist großartig für die WEC, dass drei große Hersteller sich für diese Serie entschieden haben, um ihre Marken zu präsentieren. Ich hoffe, dass die WEC noch weiter wächst. Unser Team musste wirklich kreativ sein und sich pushen, um konkurrenzfähig zu sein."

"Wenn du immer schnell und ganz oben auf der Zeitenliste bist, dann wirst du schnell selbstzufrieden. Ein paar Minuten nach dem Rennen verstand ich noch gar nicht, was für eine große Sache der Rennsieg war. Aber nachdem haufenweise Fans Autogramme haben wollten und sagten, wie toll das Rennen ihrer Meinung nach gewesen sei, begann ich zu begreifen, was es in diesem Jahr bedeutete. Es wird noch immer einige Zeit dauern, aber ich bin so stolz auf die ganze Crew und darauf, was sie geleistet haben. Es war der Verdienst des gesamten Teams."


Fotos: Audi Sport, 24 Stunden von Le Mans


Frage: "Hattet ihr euch dieses Jahr besonders auf das Event vorbereitet?"
Gade: "Dieses Jahr war es viel schwieriger, denn das Auto war neu, die Regeln viel strenger und die Strafen härter. Aber wir mussten trotzdem ein zuverlässiges Auto hinstellen. Es gab wie immer harte Zeiten, aber wenn ich darauf zurückblicke, dann haben diese Schwierigkeiten unseren Sieg nur noch schöner gemacht. Als Team musste wir uns die Arbeit viel mehr aufteilen und trotzdem organisiert genug sein, um die Dinge im Griff zu haben. Das hat uns dabei geholfen, drei konkurrenzfähige Autos vorzubereiten."