• 15.06.2010 11:11

  • von Roman Wittemeier

Davidson: Spaß und Frust zugleich

Peugeot-Neuzugang Anthony Davidson über die Probleme in Le Mans und die Freude am Fahren im Prototypen: "Endlich wieder echtes Racing"

(Motorsport-Total.com) - Auch wenn Peugeot den Ausfall aller vier 908 verschmerzen musste, war Anthony Davidson nach dem Rennen in Le Mans noch mit einem Lächeln im Fahrerlager anzutreffen. Der Brite, der in diesem Jahr Vorjahressieger David Brabham im Fahrzeug mit der Startnummer eins ablöste, zeigte an der Seite von Alexander Wurz und Marc Gené eine starke Leistung im schnellen Dieselprototypen.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Anthony Davidson kam 2010 als Ersatz für David Brabham zu Peugeot

"Es war unglaublich", sagt Davidson nach dem Peugeot-Debakel. Ein Werkswagen war bereits früh wegen eines Aufhängungsschadens ausgefallen, die beiden anderen und der Oreca-Kundenbolide mussten mit Motorschäden aufgeben. Vor allem Davidson/Wurz/Gené zeigten lange Zeit eine gute Show. Das Trio war in der Nacht wegen eines Defekts an der Elektrik deutlich zurückgefallen und hatte dann die furiose Aufholjagd mit Rekordrunden aufgenommen.#w1#

"Wir sind Vollgas gefahren, mehr ging mit diesem Auto wirklich nicht", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot Davidson. "Natürlich wird in einer solchen Situation auch der Motor mehr gefordert. Wenn du mit einer Runde Vorsprung vorne liegst, dann kannst du es sicherlich etwas vorsichtiger angehen lassen. Ob unsere Motoren dann durchgehalten hätten ist aber eine ganz andere Frage." Bei drei der vier Peugeots war die rechte Zylinderbank des Diesels in Rauch aufgegangen.

"Eigentlich hat man keine Chance mehr auf den Sieg, wenn man auch nur das kleinste Problem hat", so Davidson, der bei der Aufholjagd reihenweise Topzeiten markierte. "Wir haben Simulationen wie in der Formel 1. Es war absolut faszinierend. Wir haben dermaßen schnell aufgeholt. Nach meinem Vierfachstint spuckte der Computer aus, dass wir tatsächlich noch eine Chance auf den Sieg haben, wenn wir das Tempo beibehalten. Das hat uns unglaublich angetrieben."

Doch nachdem Davidson das Auto an Wurz übergeben hatte, bekam man einen herben Rückschlag. Der Österreicher kam mit einem Reifenschaden langsam an die Box. Der Traum vom Sieg war damit ausgeträumt, dennoch gaben die Löwen noch einmal alles - bis zum Motorschaden. "Peugeot hatte sich unglaublich intensiv vorbereitet. Wir sind dreimal Tests über je 30 Stunden gefahren. Dabei hatten wir kein einziges Problem", meint der Brite.

Die Franzosen waren von den Problemen mit dem Triebwerk regelrecht überrumpelt. Ein solches Szenario hatte sich bei den vielen Testkilometern nicht angedeutet. "Ich war wirklich erstaunt über die Zuverlässigkeit. Der Peugeot ist wirklich nicht ein einziges Mal liegen geblieben", blickt Davidson auf die umfangreichen Probefahrten zurück. Die Löwen haben bereits angekündigt, 2011 mit einem brandneuen Boliden zurückschlagen zu wollen.

"Le Mans ist ein Rennen mit unglaublichem Flair. Diese Autos kommen der Formel 1 am nächsten", schwärmt Davidson nach seinem ersten Le-Mans-Einsatz in einem Peugeot. "Der große Unterschied zur Formel 1 ist aber, dass man dort noch richtige Zweikämpfe mit Rad-an-Rad-Duellen ausfechten kann. Der Abtrieb ist auch hinter einem anderen Fahrzeug immer noch enorm. Das macht so viel Spaß"

Marc Gené, Anthony Davidson, Alexander Wurz

Traurige Darstellung des Peugeot-Debakels: Die Ölspur in der Box Zoom

"So gute Zweikämpfe hatte ich seit meiner Zeit in der Formel Ford nicht mehr", berichtet der Brite. Lächelnd fügt er hinzu: "Wer mich damals gesehen hat, der weiß, aus welchem Holz ich geschnitzt bin. Ich gebe immer alles, fahre hart und gebe niemals auf. Die Leute haben mich aufgrund der Ergebnisse in der Formel 1 falsch eingeschätzt. In Le Mans konnten sie alle mal sehen, wie gut ich wirklich bin."