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VLN-Unfall 2015: Ein Musterbeispiel für Umgang mit Betroffenen
Wenn Betroffenheit zu konstruktiven Maßnahmen führt: Wie VLN, Nürburgring und Nissan Deutschland auf den Unfall 2015 reagierten, gilt bis heute als vorbildlich
(Motorsport-Total.com) - Es sind die schwierigsten Momente für Führungspersonen: Ein tragisches Ereignis in der Organisation, für die man verantwortlich ist, nimmt jeden Chef persönlich mit. Gleichzeitig wird erwartet, dass man funktioniert, den richtigen Ton trifft, die richtigen Entscheidungen fällt - und dennoch nicht emotionslos wirkt. Die VLN und der Nürburgring taten im Nachgang alles für die Opfer.

© Brederlow
VLN, Nürburgring und Nissan Deutschland halfen den Betroffenen nach dem tödlichen Unfall Zoom
"Natürlich war ich sehr betroffen", erinnert sich der damalige VLN-Chef Karl Mauer im Gespräch mit Motorsport-Total.com. "Diese Betroffenheit hat dann aber dazu geführt, dass wir uns sehr engagiert haben." Als allererste Amtshandlung besuchte Mauer am Abend des Unfalls die Verletzten im Krankenhaus, die alle bereits am nächsten Tag entlassen wurden.
Während die Aufarbeitung begann, stellten die VLN, der Nürburgring und Nissan Deutschland der Partnerin des Unfallopfers einen Geldbetrag als Soforthilfe zur Verfügung. Denn ein Todesfall ist immer mit Unkosten verbunden.
Eine außergewöhnliche Maßnahme, denn der Nürburgring, der damals noch relativ frisch unter der Regie der NR Holding stand, befand sich in einem Sanierungsprozess und jeder Euro wurde eigentlich zweimal umgedreht. Und Nissan Deutschland war nicht unmittelbar beteiligt.
"Ich kannte aus meiner früheren Tätigkeit den Pressesprecher von Nissan Deutschland, den habe ich angerufen", sagt Mauer. "Sie haben sofort versichert, dass sie dabei sind. So hatten wir innerhalb von drei Tagen einen guten Kapitalstock, den wir der Partnerin des Opfers dann übergeben konnten." Die Höhe des Betrags ist bis heute unbekannt, war aber eine signifikante Hilfe.
Unabhängig davon gab es noch eine Spendenaktion von Dirk Adorf unter den Fahrern, die beim 24-Stunden-Rennen übergeben wurde. Um Adorf herum gründete sich auch die Fahrer-AG, die als Keimzelle der Teamvereinigung ILN gilt. Beide sind heute wichtige Institutionen bei der Weiterentwicklung des Motorsports auf der Nürburgring-Nordschleife.
Psychologische Hilfe für betroffene Zuschauer
Auch um die Zuschauer, die durch den Unfall traumatisiert waren, kümmerte sich die VLN intensiv. Am Ostersamstag 2015 lud sie Betroffene zu einer Gruppentherapie ein, bei der jeder sein seelisches Leid ohne Angst vor Verurteilung schildern konnte.
Mit dabei war auch Pfarrer und Seelsorger Klaus Kohnz aus Müllenbach, vielen Fans durch seine Predigten vor dem 24-Stunden-Rennen bekannt. "Hochachtung", sagt Mauer. "Das muss der arbeitsreichste Tag seines Lebens gewesen sein." Nach vier Stunden Reden und Zuhören fand der Tag mit einem gemeinsamen Essen in der Pistenklause einen würdigen Abschluss. Für die Betroffenen war es ein Schritt zurück zur Normalität.
Vier Wochen nach dem Unfall - zwischenzeitlich hatte noch das 24h-Qualifikationsrennen stattgefunden - wurde auf Wunsch der Partnerin des Opfers am Freitag vor dem nächsten VLN-Lauf eine Gedenkminute an der Unfallstelle abgehalten. Angehörige, Fans, Nürburgring-Vertreter und zahlreiche Fahrer nahmen teil. Um genau 12:51 Uhr fand Kohnz wie immer die passenden Worte.
Der Umgang der VLN und des Nürburgrings mit dem tragischen Ereignis gilt bis heute als vorbildlich. "Was wir gemacht haben, geht weit über das hinaus, was die Pflicht eines Veranstalters ist, wenn es zu einem solchen Unfall kommt", betont Mauer.
"Es war für mich unsere moralische und ethische Verpflichtung, alles in die Wege zu leiten, um den Betroffenen zu helfen. Darauf können wir stolz sein."
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