• 08.05.2008 17:14

Frentzen: Motorsport und Umweltbewusstsein

Heinz-Harald Frentzen erklärt im Interview, warum er mit Hybrid-Antieb bei den 24 Stunden am Nürburgring startet und warum er auf diese Technologie setzt

(Motorsport-Total.com) - Ex-Formel-1- und DTM-Star Heinz-Harald Frentzen gehört zu den Überraschungen in der Starterliste des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring. Der 41-jährige Mönchengladbacher bringt gemeinsam mit GT-Profi Dirk Müller einen Apollo-Rennwagen mit Hybrid-Antrieb an den Start. Nach zehn Jahren in der Formel 1 (157 Rennen, 3 Siege, 18 Podiumsplatzierungen), drei Jahren in der DTM (Opel und Audi) und einem Jahr Rennpause nimmt er damit eine neue Herausforderung an, die ihn auf ein Territorium führt, das er lange nicht betreten hat: Sein erster und bislang einziger Start beim 24-Stunden Rennen auf dem Nürburgring datiert aus dem Jahr 1988.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Heinz-Harald Frentzen ist von der Hybrid-Technologie überzeugt

Frage: "Sie sind in Ihrer Karriere in Top-Klassen wie Sportwagen-WM, Formel 1 und DTM gefahren - was reizt da noch am 24-Stunden-Rennen?"
Heinz-Harald Frentzen: "Eine Rennstrecke wie die Nordschleife ist einmalig auf der Welt. Dort zu fahren macht einfach Spaß. Jetzt geht es mir aber nicht allein um den Spaß. Ich möchte vielmehr zeigen, dass Motorsport und Umweltbewusstsein durchaus zusammen passen, denn ich bin der Meinung, dass unser Sport gut daran täte, sich in diese Richtung zu entwickeln. Ein so langes und schweres Rennen mit einem Hybrid-Antrieb zu bestreiten, wird helfen, diese Technik voranzubringen."#w1#

Frage: "Sie sind beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring kein völliger Neuling - bereits zu Beginn ihrer Karriere waren Sie im Jahr 1988 am Start. Schließt sich mit dem Rennen 2008 ein Kreis oder ist das Hybrid-Rennwagen-Projekt der Beginn des nächsten Karriereabschnitts?"
Frentzen: "Ich habe mich schon immer für technische Zusammenhänge interessiert. Nach der DTM-Saison 2006 hatte ich endlich Zeit, mich intensiv mit der Hybrid-Technik zu beschäftigen. Daraus entstand der Gedanke, die Möglichkeiten, die diese Technik bietet, im Rennsport umzusetzen. Als einen nächsten Karriereabschnitt würde ich das nicht bezeichnen, aber ich werde auch nach dem 24-Stunden-Rennen an diesem Thema dranbleiben."

"Zum ersten Mal setze ich mich nicht in ein Rennauto, das im Wesentlichen von anderen erdacht und verwirklicht wurde." Heinz-Harald Frentzen

Frage: "Sie engagieren sich in Ihrem Team nicht nur als Fahrer. Wie sieht die Rollenverteilung aus - welche Köpfe verbergen sich hinter dem Projekt?"
Frentzen: "Zum ersten Mal setze ich mich nicht in ein Rennauto, das im Wesentlichen von anderen erdacht und verwirklicht wurde. Bei diesem Projekt habe ich von Beginn an eine maßgebliche Rolle gespielt. Natürlich geht so etwas nicht ohne die Mithilfe und das Know-how einer ganzen Reihe engagierter Mitstreiter und Partner. Auch wenn es sicherlich ungerecht ist, jetzt nur einen von ihnen zu nennen: Die technischen Fäden laufen bei Norbert Kreyer zusammen, der über sehr viel motorsportliche Erfahrung verfügt."

Frage: "Warum fiel Ihre Wahl auf das 24-Stunden-Rennen, um das neue Projekt an die Öffentlichkeit zu bringen?"
Frentzen: "Es gibt kaum ein anderes bedeutendes Rennen, dessen Veranstalter bereit ist, neuen und alternativen Konzepten den Weg zu ebnen. Dafür bin ich dem ADAC Nordrhein sehr dankbar."

"Wer Rennen gefahren ist, weiß, wie viel Energie in jeder Runde beim Bremsen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Strecke bleibt." Heinz-Harald Frentzen

Frage: "Hybrid-Antrieb im Rennsport steckt noch in den Kinderschuhen. Welche Eigenheiten und welche Chancen verstecken sich in dieser Technologie?"
Frentzen: "Wer Rennen gefahren ist, weiß, wie viel Energie in jeder Runde beim Bremsen im wahrsten Sinn des Wortes auf der Strecke bleibt. In einem ersten Schritt diese Energie zu speichern, um sie dann wieder für die Beschleunigung einzusetzen, reduziert den Schadstoffausstoß, macht aber auch unter Leistungsgesichtspunkten Sinn. Mit der rasant voranschreitenden Entwicklung bei Batterien und Elektromotoren ist der heutige Stand der Technik nur eine Momentaufnahme."

Frage: "Mit welchen Zielen treten Sie beim 24-Stunden-Rennen an? Gibt es schon Pläne, wie es danach weitergeht?"
Frentzen: "Weil die Vorbereitungszeit für uns doch sehr knapp ist, sehen wir uns nicht in einer Favoritenrolle. Wenn es uns gelingen sollte, am Sonntagnachmittag das Ziel zu erreichen, wären wir schon zufrieden. Anschließend möchten wir, auf den gemachten Erfahrungen aufbauend, unser Konzept weiterentwickeln."