Ranseder: "Muss selbstkritischer werden"
Michael Ranseder im Exklusivinterview: Der Aprilia-Pilot über sein neues Zuhause bei CBC Corse, seinen Aufwärtstrend und seine Zukunft
(Motorsport-Total.com) - Michael Ranseder, der 23 Jahre alte Oberösterreicher aus Antiesenhofen, erlebte 2009 eine für ihn äußerst turbulente erste Jahreshälfte. Nach dem Rückzug des Haojue-Teams konnte er beim italienischen Rennstall CBC Corse Unterschlupf finden. Seitdem geht es wieder aufwärts. Der elfte Rang in Misano soll nur der Anfang einer stetigen Leistungssteigerung gewesen sein. 'Motorsport-Total.com' hat sich mit dem 125er-Grand-Prix-Pilot unterhalten.

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Michael Ranseder ist guter Dinge, auch für 2010 ein gutes Team zu finden
Frage: "Michi, es hat den Anschein, dass du mit CBC Corse einen Glückstreffer gelandet hast. Du machst einen sehr zufriedenen Eindruck."
Michael Ranseder: "In jeden Fall! Im Team herrscht eine sehr familiäre Stimmung - ganz nach meinem Geschmack. Zudem wird sehr gewissenhaft und konzentriert gearbeitet. Schon der erste Eindruck am Sachsenring von meiner Box und Hospitality überzeugte mich, die richtige Wahl getroffen zu haben. Alles wirkt sehr aufgeräumt, kein Chaos. In kann mich in keinster Weise beklagen. Auch dass mein Motorrad immer bestens vorbereitet ist, zeugt davon."#w1#
Probleme bei der Umstellung
Frage: "Es hat aber eine Zeit lang gebraucht, um mit der CBC-Corse-Aprilia-RSW in Schwung zu kommen, oder?"
Ranseder: "Das ist im Grand-Prix-Sport ein üblicher Prozess. Die Maschine war mir nicht unbekannt, aber jeder Teamwechsel bringt eine gewisse Umstellung mit sich. In erster Linie muss man sich an die Arbeitsweise gewöhnen und sich gegenseitig kennen lernen. In diesem Fall kam noch hinzu, dass wir nicht nur in Englisch, sondern auch in Italienisch kommunizieren. Diesbezüglich musste ich meine Sprachkenntnisse wieder etwas aufbessern. Aber in Bezug auf die Vorbereitung des Motorrads wären schon in den ersten zwei Rennen zählbare Resultate möglich gewesen."
Frage: "Nach Brünn und Indianapolis warst du sehr selbstkritisch. Gab es Vorwürfe seitens der Teamführung?"
Ranseder: "Nein, es gab keine Vorwürfe und ich spüre soweit auch keinen Druck. Das alles ist von mir selbst gekommen. Ich habe mir gesagt, so etwas wie in Brünn und Indianapolis darf nicht mehr passieren. In nächster Zeit muss ich aber bei weitem noch selbstkritischer werden, wenn ich weiterkommen will! Es liegen aber auch noch viele andere Aufgaben vor uns, die mein Team und ich zum Bearbeiten haben!"
Frage: "Zuletzt in Misano ist offensichtlich der Knoten geplatzt. Sowohl im Qualifikationstraining als auch im Rennen gab es nichts zu kritisieren, was du dir zuvor selbst angekreidet hattest?"
Ranseder: "Stimmt! Ich wollte unbedingt im Zweikampf stärker sein. Das ist mir in Misano gut gelungen. Die nächste Zielsetzung für die kommenden Rennen ist, mich beim Start und in den ersten Rennrunden zu verbessern. Auch im Qualifikationstraining muss ich noch ein bisschen an mir feilen, aber es schaut schon besser aus als noch im vergangenen Jahr."
Nachwehen nach dem Sturz
Frage: "Noch eine kurze Frage zu Misano: Waren nach deinem Sturz im Warmup tatsächlich keine Nachwirkungen zu spüren?"
Ranseder: "Zum Zeitpunkt, als der Sturz passierte, ist mir das Ganze nicht so schlimm vorgekommen. Obwohl, etwas wackelig war ich danach schon unterwegs, aber ansonsten fehlte mir nichts. Auch im Rennen hatte ich nicht die geringsten Probleme. Erst am Morgen danach tat mir der ganze Oberkörper weh und ich fühlte mich auch ziemlich steif. Die Überdehnungen im Nackenbereich und die Prellungen wurden mit Massagen behandelt. Seit ein paar Tagen bin ich wieder völlig schmerzfrei. Naja, im Nachhinein muss ich schon eingestehen, ganz so ohne war die Angelegenheit nicht, nachdem ich eine Aufzeichnung im Fernsehen gesehen hatte."
Frage: "Bleibt noch die Frage nach deiner Zukunft. Die restliche Saison bei CBC Corse ist gesichert. Wie schaut es für 2010 aus?"
Ranseder: "Ja, ich werde mit Sicherheit diese Saison bei CBC Corse zu Ende fahren. Für nächstes Jahr hoffe ich stark, schon bei den ersten Tests wieder dabei zu sein. Dennoch kann man zum jetzigen Zeitpunkt über 2010 noch nicht viel mehr sagen. Mein Team hat bereits signalisiert, mich behalten zu wollen, und falls alles passt, wird es auch so bleiben."
Frage: "Als allerletzte Frage drängt sich noch die Konstellation mit dem Team Haojue auf. Bist aus deinen vertraglichen Verpflichtungen entlassen worden oder nur bis zum Vertragsende freigestellt?"
Ranseder: "Das Haojue-Team war sehr gut aufgestellt, leider war der Motor nicht schnell genug. Dadurch ist das Projekt zum Stillstand gekommen. Was mich betrifft, bin ich aus dem Vertrag entlassen worden. Das heißt im Klartext: Ich kann mehr oder weniger machen, was ich will!"

