Cortese holt erste deutsche Pole seit fünf Jahren
Sandro Cortese kann nach der Pole-Position in Assen sein Glück kaum fassen: "Völlig unverhofft, aber super", Stefan Bradl Vierter
(Motorsport-Total.com/SID) - In letzter Sekunde ist Sandro Cortese beim Qualifying zum Motorrad-Grand-Prix von Assen zur ersten Pole Position seiner Karriere gefahren. Als die Uhr nach 40 Minuten bereits abgelaufen war, legte der 19-Jährige mit seiner letzten Runde in 1:45.430 Minuten völlig überraschend die Bestzeit in der 125er-Klasse hin und holte somit die erste deutsche Pole seit Steve Jenkner 2004 in Mugello.

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Sandro Cortese strahlt: Der 19-Jährige holte sich in Assen seine erste Pole
Im Rennen am Samstag darf Cortese (Berkheim/Derbi) sogar von seinem ersten Sieg träumen. "Die Pole kommt völlig unverhofft, ich hatte eher die zweite Startreihe im Sinn. Aber dann hat mich Julian Simon in der letzten Runde überholt, den Zug habe ich mitgenommen", sagte er. Am Ende lag Cortese 11 Tausendstelsekunden vor dem WM-Führenden Simon (Spanien).#w1#
Von Euphorie war jedoch kurz darauf keine Spur, obwohl die Mechaniker sich abklatschten und laut jubelten. "Ich bleibe ganz ruhig. Ich habe schon zu oft dumme Fehler gemacht. Ich will jetzt nur in die Spitzengruppe." Cortese befreite sich eindrucksvoll aus einem Tief. "Die letzten Rennen waren Mist", sagte er.
Stefan Bradl (Zahling/Aprilia) trotzte einer schmerzhaften Handverletzung und erreichte beim Grand Prix der Niederlande den vierten Startplatz, er war 249 Tausendstelsekunden langsamer als Derbi-Fahrer Cortese. "Wenn es scheiße läuft, läuft es richtig scheiße", hatte er noch am Donnerstag geklagt. Am Freitag trug er wieder ein entspanntes Lächeln im Gesicht.

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Stefan Bradl schaffte im Qualifying den Sprung in die erste Startreihe Zoom
Bradl war bei einem Gastauftritt in der Internationalen Deutschen Motorrad-Meisterschaft (IDM) erneut gestürzt. Der 18-Jährige aus Zahling zog sich dabei auf dem Sachsenring einen Kapselriss am Daumen und Handgelenk der rechten Hand zu. Zuvor hatte er bereits eine Absplitterung am Mondbein erlitten. "Nach dem gestirgen Tag bin ich natürlich sehr zufrieden. Wir haben, über Nacht, am Motorrad einiges umgestellt und dadurch die Probleme mit der Vordrradgabel in den Griff bekommen", freute sich Bradl.
Dass im Motorradsport nicht nur die Technik perfekt funktionieren muß, sondern auch der Mensch, erläuterte er dann noch zusätzlich: "Heute früh war ich einfach noch ein wenig zu verkrampft und habe mich selbst zu stark unter Druck gesetzt. Für heute Nachmittag hatte ich mir überhaupt nichts vorgenommen, ich bin einfach gefahren und hatte Spaß. Es spielt sich bei diesem Sport halt vieles im Kopf ab, für eine Spitzenleistung muss eben alles stimmen und das war bei mir heute Nachmittag der Fall."
Senkrechtstarter Jonas Folger (Schwindegg/Aprilia), der noch nie ein Rennen in Assen gefahren ist, hatte dagegen Probleme und musste sich mit Platz 18 begnügen. Wildcard-Pilot Marvin Fritz (Honda/Neckarzimmern) fuhr auf Platz 25. Folger, der sich in Barcelona mit Rang sechs weiter in der Weltspitze etabliert hatte, sah die mangelnde Streckenkenntnis eigentlich nicht als Nachteil an. "Egal. Ich bin gut drauf und hoffe auf ein gutes Ergebnis. Ich will irgendwann Weltmeister werden, aber dies ist für mich ein Lernjahr", sagte der 15-Jährige. Im Qualifying fehlten Folger auf Cortese selbst in der besten Runde 1,881 Sekunden.
Während der 15-Jährige eine starke Saison fährt, hatte Bradl bislang enttäuscht. "Es gab Probleme, Stürze, alles. Aber Assen ist eine Riesenparty. Das ist immer etwas Besonderes." An der Strecke herrscht auch in diesem Jahr wieder Volksfestatmosphäre. Tausende Zuschauer reisten mit ihren Motorrädern an, auf den Autobahnbrücken bewunderten dieses Spektakel Hunderte Schaulustige.

