• 17.09.2009 17:38

  • von Stefan Ziegler

Vorschau: WTCC in Imola

'Motorsport-Total.com' blickt voraus auf die beiden Sprintrennen in Italien: Der Europaabschied der Tourenwagen-WM steht unmittelbar bevor

(Motorsport-Total.com) - Zwei Wochen nach den aufregenden Rennen in Oschersleben verabschiedet sich die Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) schon aus Europa: Im italienischen Imola bestreitet die populäre Rennserie die beiden letzten Sprintrennen, bevor sich das Starterfeld nach Japan und China aufmacht. So ist das Autodromo Enzo e Dino Ferrari also der Schauplatz für das "Kleine Finale".

Titel-Bild zur News: James Thompson

2008: James Thompson beschert Honda und N.Technology einen Sensationssieg

2009 markiert den dritten Besuch der Tourenwagen-WM auf der herrlichen Rennbahn bei Bologna, die vor allem durch die Ausrichtung des Grand Prix von San Marino zu Weltruhm gelangte. Bis einschließlich 2006 schrieb die Formel 1 in Imola viele großartige Kapitel, aber auch einige sehr traurige Geschichten: Am schwarzen Wochenende 1994 verunglückten gleich zwei Fahrer tödlich.#w1#

Die Tragödie von Imola 1994

Schon in den Freien Trainings nahm das Unheil seinen Lauf, als der damalige Jordan-Pilot Rubens Barrichello heftig in den Reifenstapeln landete und nur mit viel Glück überlebte. Einen Tag später kam Roland Ratzenberger im Simtek bei der Villeneuve-Passage von der Strecke ab und knallte mit voller Wucht in die Mauer: Ein gebrochener Frontflügel zeichnete für den Abflug bei 300 km/h verantwortlich.

Ratzenberger starb beim Aufprall - und wiederum einen Tag darauf musste die Formel 1 einen weiteren Todesfall beklagen: Der dreimalige Weltmeister Ayrton Senna raste in der Tamburello-Kurve mit rund 215 km/h in die Mauer. Die medizinischen Einheiten um Rennarzt Sid Watkins versuchten noch, das Leben Sennas zu retten, doch der Brasilianer verstarb wenig später im Krankenhaus.

Ayrton Senna

In der Tamburello-Kurve kam Ayrton Senna vom Kurs ab und verunglückte tödlich Zoom

Seither haben sowohl die Formel 1 als auch das Autodromo Enzo e Dino Ferrari einige Änderungen erfahren, welche die Sicherheit in dieser Rennserie nachhaltig verbessert haben. Die Strecke wurde inzwischen mehrfach umgebaut und entscheidend entschärft. 2008 fand die bislang letzte Umbaumaßnahme ihr Ende, als die Tourenwagen-WM den neuen Start-Ziel-Komplex einweihte.

Heimspiel für Alessandro Zanardi

Der nun 4,909 Kilometer lange Kurs hat in all den Jahren aber nichts von seinem einmaligen Charme eingebüßt. Eingebettet in die Hügel der Emiglia-Romagna fahren die Piloten der WTCC am Wochenende vor einer malerischen Kulisse, die schon viele junge Menschen für den Motorsport begeistern konnte. So auch BMW Team Italy-Spain Pilot Alessandro Zanardi, der aus Bologna stammt.

"Ich mag Imola, es ist eine schöne Strecke. Sie ist recht lang, mit Höhenunterschieden und schwer einsehbaren Kurven. Für Rennen der Tourenwagen-WM ist der Kurs ideal", sagt der italienische Tausendsassa und fügt an: "Ich verbinde schöne Erinnerungen mit Imola. Als ich ein kleiner Junge war, arbeitete mein Onkel dort als Streckenposten. Einmal nahm er mich mit."

Alessandro Zanardi

Alessandro Zanardi in Italien: Für den Italiener schließt sich in Imola ein Kreis Zoom

"Das war das erste Mal, dass ich einen Formel-1-Rennwagen erleben durfte. Dieses Erlebnis hat mein Herz erobert - und ich bin süchtig nach Motorsport geworden. Glücklicherweise konnte ich diese Leidenschaft in eine Rennfahrerkarriere verwandeln. Gewissermaßen hat in Imola für mich also alles angefangen." So schließt sich für Zanardi jedes Mal ein Kreis, wenn er an das Autodromo zurückkehrt.

Kann Thompson wieder überraschen?

Ob der Italiener bei seinem Heimspiel ganz groß auftrumpfen kann, bleibt aber abzuwarten, denn eigentlich sollten die langen Geraden und knackigen Anstiege viel eher der Konkurrenz aus dem SEAT-Lager entgegen kommen. Die Gelben haderten mit dem Layout von Oschersleben, dürften in Imola allerdings sehr viel besser unterwegs sein. Auch Chevrolet will sich wieder stärker präsentieren.

Das Cruze-Trio erwischte ein schwieriges Wochenende in Deutschland und will zum Ende der Europasaison unbedingt Wiedergutmachung betreiben. Für BMW gilt indes, den vermutlichen Schaden in überschaubaren Grenzen zu halten. Dass dies durchaus möglich ist, bewies BMW Team Germany Fahrer Jörg Müller im vergangenen Jahr mit einem starken zweiten Rang in Lauf zwei.

James Thompson

Der erste und bislang einzige WTCC-Sieg für Honda: Thompson gewinnt in Imola Zoom

Der deutsche Rennfahrer sah damals das Ziel hinter James Thompson, der in Imola einen viel umjubelten ersten Sieg für Honda feiern durfte. In diesem Jahr fährt der Brite für Lada und will in Italien weiter an der Leistung des neuen Priora feilen. Unterstützt wird er dabei einmal mehr von seinen beiden Teamkollegen - und vielleicht ist auch 2009 wieder eine große Überraschung drin?

Coronel ist doch mit dabei

Eine solche ereilte Privatier-Spitzenreiter Tom Coronel (SEAT) bereits vor dem Rennen in Oschersleben: Dem niederländischen Rennfahrer wurde das Budget für die Asienreise der WTCC gestrichen. Wenige Tage vor Imola dann die gute Nachricht aus Holland: "Major Tom" konnte alternative Geldquellen anzapfen und wird in Okayama und Macao definitiv am Start stehen.

Damit ist der Ausgang der Independents' Trophy 2009 noch immer vollkommen offen. Neben Coronel (165 Punkte) darf sich allerdings wohl nur noch Félix Porteiro (BMW/150) berechtigte Hoffnungen auf den Titelgewinn machen - Franz Engstler (BMW/116) und Stefano D'Aste (BMW/111) liegen vermutlich schon zu weit zurück, um in den verbleibenden sechs Rennen ganz nach vorn zu fahren.

Tom Coronel

Tom Coronel kann die Saison komplett bestreiten, tritt aber künftig in Blau auf Zoom

Die italienischen Rennfans dürfen sich in Imola darüber hinaus auf zwei neue WTCC-Gesichter freuen: Fabio Fabiani (BMW) wird an der Seite von Porteiro für das Proteam an den Start gehen, Andrea Larini (SEAT) fährt bei seinem Heimrennen für das Sunred-Team. Damit sind 2009 bereits zum zweiten Mal Brüder in der Tourenwagen-WM unterwegs - in Brünn gab's den doppelten Coronel.

Fakten zum Rennwochenende in Italien:

Streckenlänge: 4,909 Kilometer
Renndistanz: Zwei Rennen à 11 Runden

Die Sieger in Imola 2005-2008:
2005: Fabrizio Giovanardi (Alfa Romeo), Dirk Müller (BMW)
2006: nicht im Kalender
2007: nicht im Kalender
2008: Yvan Muller (SEAT), James Thompson (Honda)

Rundenrekorde:
Qualifikation: 1:54.761 Minuten (Rickard Rydell, SEAT, 2008)
Rennen: 1:55.388 Minuten (James Thompson, Honda, 2008)

Der Zeitplan in der Übersicht (MESZ):

Samstag, 19. September 2009
08:45-09:15 Uhr - 1. Freies Training
11:00-11:30 Uhr - 2. Freies Training
15:00-15:20 Uhr - Qualifikation Q1
15:25-15:35 Uhr - Qualifikation Q2

Sonntag, 20. September 2009
09:00-09:15 Uhr - Warmup
12:50-13:20 Uhr - Rennen 1
15:05-15:35 Uhr - Rennen 2

TV-Tipp:

Der Sportsender 'Eurosport' berichtet am Wochenende wieder live und exklusiv von der Tourenwagen-WM. Den Anfang macht am Samstag um 15 Uhr 'Eurosport 2' mit der Qualifikation, ehe 'Eurosport' am Sonntag die Berichterstattung übernimmt. Dort ist ab 9 Uhr das Warmup zu sehen. Die Übertragung der beiden Sprintrennen beginnt um 12:30 Uhr und 14:30 Uhr. Das Wochenende in Imola wird am Dienstag mit dem 'WTCC Magazin' beschlossen, welches um 23:15 Uhr ausgestrahlt wird.