SEAT-Dominanz: Bringt BMW den Diesel?

(Motorsport-Total.com) - Vier Rennen zur Tourenwagen-Weltmeisterschaft (WTCC) wurden bisher in dieser Saison ausgetragen, und viermal sicherte sich SEAT den Sieg. Die Spanier haben nicht plötzlich das Rennfahren neu erfunden, sondern vielmehr ist es ihnen gelungen, mit der Einführung des Dieselmotors in der WTCC die langjährige Dominanz von BMW vorläufig zu brechen.

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Technisch wäre BMW dazu in der Lage, jederzeit einen Diesel einzusetzen

Das führt freilich zu einigen Fragen, denn BMW kann es sich als Serienchampion nicht leisten, plötzlich nur noch hinterherzufahren. Beim Saisonauftakt in Curitiba erzielte man immerhin einen zweiten und zwei dritte Plätze, zuletzt in Puebla gab es aber keinen einzigen Podestplatz - Rang acht durch Weltmeister Andy Priaulx im zweiten Lauf war das Highlight des Wochenendes. SEAT feierte gleichzeitig einen Sechsfachsieg.#w1#

Puebla kein Gradmesser für das ganze Jahr

Allerdings wäre es falsch, Puebla als Gradmesser für den Rest der Saison heranzuziehen, denn die mexikanische Strecke liegt auf über 2.000 Meter Seehöhe. In diesen Regionen wird die Luft für die Motoren dünn - und der Turbolader der Diesel-SEATs sorgte dadurch natürlich für einen großen Wettbewerbsvorteil, was die Sauerstoffzufuhr in die Brennkammern angeht, zumindest im Vergleich zu den Saugmotoren.

"Man muss Puebla ausnehmen", relativiert auch 'Motorsport-Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck. "Es wird sicher Rennen geben, die SEAT nicht gewinnt, aber man hat sich bei SEAT für ein Konzept entschieden, das Vor- und Nachteile hat. In Puebla waren sie sicher im Vorteil. Ich hoffe, dass die FIA jetzt nicht irgendwelche chaotischen Maßnahmen ausruft, um den Diesel zu beschneiden, denn es ist logisch, dass der Sauger in Höhenlage im Vergleich zum Turbo im Nachteil ist."

Womit wir beim Punkt sind: Die FIA als zuständige Sporthoheit für die WTCC hat schon vor Saisonbeginn bekannt gegeben, dass das Verhältnis zwischen Diesel und Benziner nach dem dritten Event in Valencia am 18. Mai neu bewertet werden soll. Gut möglich, dass die Überlegenheit der Dieselmotoren dann beschnitten wird, sollte SEAT weiter nach Lust und Laune gewinnen. Man darf annehmen, dass BMW diesbezüglich Druck auf die FIA ausübt.

Dieselmotor wäre einsatzbereit

Sollte es jedoch zu keiner neuen Einstufung kommen, dann wären die Münchner wahrscheinlich dazu gezwungen, selbst einen Dieselrenner an den Start zu schicken. Laut Aussage von BMW wäre man dazu theoretisch schon "in absehbarer Zeit" in der Lage, sollte es notwendig werden - erste Testfahrten haben ja bereits im Januar stattgefunden. Dezidiert ausgeschlossen wird derzeit nur ein Einsatz schon in Valencia.

Aber Stuck fragt sich, warum sein ehemaliger Arbeitgeber - heute ist er als Volkswagen-Berater tätig - nicht so oder so auf das Dieselkonzept setzt: "Ehrlich gesagt wundere ich mich, dass BMW nicht längst den Diesel auf den Tisch gelegt hat. Ich bin vor zwei Jahren mit dem 120d gefahren und weiß, dass da Entwicklung läuft. Warum es nicht schneller geht, verstehe ich nicht. Das wäre die beste Antwort auf den Diesel von SEAT", so der Deutsche.

Das Problem ist aber wohl weniger die Technik, sondern vielmehr das Kundensportprogramm, denn der aktuelle 320si wird nicht nur werksseitig von BMW selbst eingesetzt, sondern in verschiedenen Motorsportkategorien auch von Privatkunden, die für den Diesel wesentlich mehr Geld auf den Tisch legen müssten. Insofern will BMW am 320si festhalten. Die Option, den 320 mit einem Motor aus dem 120d auszustatten, gibt es aber.