• 23.12.2010 20:36

  • von Stefan Ziegler

Rückblick 2010: Das dritte Saisondrittel

Wetterlotterie in Oschersleben, Europafinale in Valencia, Regen in Okayama und der finale Showdown in Macao: Teil 3 des Rückblicks

(Motorsport-Total.com) - 22 Sprintrennen auf vier Kontinenten, 20 Stammfahrer in zehn Teams, vier Titelanwärter auf drei Marken und ein großer Sieger: Die WTCC-Saison 2010 begeisterte von März bis November mit spannenden WM-Läufen und vielen spektakulären Duellen. 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf ein Rennjahr, das Yvan Muller und Chevrolet als Titelträger sah. Heute: Das dritte Saisondrittel.

Titel-Bild zur News: Yvan Muller

Der neue Weltmeister: In Macao durfte Yvan Muller endlich den Titelgewinn bejubeln

Nach einer rund einmonatigen Rennpause kehrte die Tourenwagen-WM im September 2010 an die Rennstrecken zurück - und an der Spitze ging es nach wie vor betont eng zur Sache. Der Vorsprung von Yvan Muller (Chevrolet/199 Zähler) war auf wenige Punkte geschmolzen, die Rivalen Gabriele Tarquini (SR/194), Andy Priaulx (BMW Team RBM/183) und Rob Huff (Chevrolet/167) hatten aufgeholt.

Oschersleben (Deutschland): Ein Hauen und Stechen erster Güte

In der Motorsport Arena Oschersleben kam allerdings gleich noch eine neue Variable hinzu, denn das Bördewetter präsentierte sich in der Qualifikation von seiner wechselhaften Seite. Hatte Huff die erste Einheit des Zeittrainings noch überdeutlich dominiert, so sorgte plötzlich einsetzender Regen in Q2 für ein ebenes Spielfeld - zumal die Top 10 geschlossen mit Trockenreifen auf die Strecke gingen!

Andy Priaulx

Feuer und Flamme: Andy Priaulx fuhr in Oschersleben zum Heimsieg für BMW Zoom

Augusto Farfus (BMW Team RBM) und Priaulx gingen sofort in Führung, ehe Huff das BMW Duo im zweiten Anlauf und bei deutlich schlechteren Verhältnissen noch sprengen konnte. Im ersten Rennen wollte der Brite sein Werk vollenden und Farfus vor der tückischen ersten Kurve überholen, rempelte den Brasilianer dabei aber leicht vom Kurs. Dieses Manöver sollte nicht ohne ernste Folgen bleiben.

Huff lag nun zwar in Führung, erhielt aber eine Durchfahrtsstrafe. Diese trat der Chevrolet-Pilot nicht an und wurde schließlich disqualifiziert. Alain Menu (Chevrolet) sagte "Danke" und siegte vor Farfus, der sich stark zurückgekämpft hatte, und Muller - Tarquini war vorzeitig ausgefallen. In Lauf zwei trat der Italiener allerdings wieder in altbekannter Manier in Erscheinung und kämpfte sich nach vorne.

Auf seinem Weg zu Platz neun schickte Tarquini den SEAT León TDI von Norbert Michelisz (Zengõ) in die Wiese, während auch Tiago Monteiro (SR) und Huff durch das Feld wüteten. Gegen Priaulx und Farfus half diese aggressive Vorgehensweise aber nicht: Doppelsieg für BMW beim Heimspiel in Oschersleben. Muller belegte erneut Rang drei - vor dem überaus starken Michel Nykjaer (Sunred).

Valencia (Spanien): Fiesta für die SR-Mannschaft

Schon wenige Tage danach galten wieder andere Vorzeichen, denn BMW stand im spanischen Valencia auf fast verlorenem Posten. Bereits in der Qualifikation mussten Farfus und Priaulx einiges an Federn lassen, während Chevrolet und speziell zwei SEAT-Piloten zu glänzen wussten: Tarquini sicherte sich zwar die Pole-Position, doch Fredy Barth (Sunred) überzeugte mit der schnellsten Zeit.

Tiago Monteiro

Tiago Moneiro und Fredy Barth waren in Valencia ausnehmend gut unterwegs Zoom

Es sollte nicht das einzige Ausrufezeichen des Schweizers an diesem Wochenende bleiben - Barth setzte sich in beiden WM-Rennen von Spanien hervorragend in Szene. Zunächst spielten allerdings andere die Hauptrollen: Tarquini wurde den hohen Erwartungen an seine Person vollkommen gerecht und fuhr zum Sieg in Lauf eins, doch viele Punkte machte der Titelverteidiger dadurch nicht gut.

Bei Chevrolet stand nämlich wieder Teamtaktik im Vordergrund und so ließ Huff seinen Stallgefährten Muller vorbei und begnügte sich mit Rang drei. Menu praktizierte indes wieder eine fragwürdige Strategie, indem er in den Schlussrunden derart massiv an Tempo verlor, dass es letztendlich gerade noch zum so wichtigen achten Platz reichte. Die Pole für Lauf zwei brachte ihm aber kein Glück.

Den besten Start erwischte nämlich Barth, der die Führung zwar gleich an Monteiro einbüßte, aber immerhin auf Kurs zu einer Podiumsankunft lag - bis die Technik streikte. Menu zog im Duell mit Priaulx den Kürzeren und drehte sich, Muller nutzte die Scharmützel vor sich, um reichlich aufzuholen. Hinter Monteiro wurde der Chevrolet-Fahrer als Zweiter abgewinkt, Tarquini und Priaulx folgten.

Okayama (Japan): Der traditionelle Regen ist da!

Eigentlich ist Macao als das Spielerparadies schlechthin bekannt, doch BMW "zockte" schon in Okayama: Farfus und Priaulx gingen beim vorletzten Wochenende des Jahres mit einem sequentiellen Getriebe in ihrem BMW 320si Fahrzeug an den Start und hatten aufgrund der Einstufung dieses Automodells einen erheblichen Gewichtsvorteil - doch dieser hielt nicht allzu lange.

Gabriele Tarquini

Der Titelverteidiger im Aus: Gabriele Tarquini warf in Japan den Rennsieg weg Zoom

Auf trockener Strecke sicherte sich das Duo zwar die beiden Plätze in Reihe eins - Colin Turkington (WSR) und Franz Engstler (Engstler) überraschten mit starken Top-10-Ergebnissen -, doch über Nacht wurden die Chancen der Hecktriebler von der Strecke gespült: Der Regen kam - und wie! Pünktlich zum ersten Rennen war der Okayama International Circuit geflutet und sehr tückisch.

Diese Umstände wurden einigen Fahrern schon auf den ersten Metern zum Verhängnis, doch Priaulx und Huff nutzten die Wetterlage zu einer Demonstration in Sachen Fahrzeugbeherrschung: Die beiden Briten lieferten sich im Regen von Japan ein Duell auf Messers Schneide, das sich über mehrere Kurven hinzog und an Spannung kaum zu überbieten war. Huff behielt dabei die Oberhand.

Der Chevrolet-Pilot siegte schließlich vor Priaulx und Muller. Dramatik pur dann in Lauf zwei: Nykjaer warf seine Führung ins Kiesbett, Priaulx rutschte ebenfalls von der Strecke und Tarquini steckte seinen SEAT in den Reifenstapel. Farfus gewann das Rennen vor Turkington und Muller, welcher der eigentliche Sieger von Okayama war: Huff und Tarquini waren ab sofort keine Titelkandidaten mehr.

Macao (Macao): Nicht alles wird beim Finale entschieden...

Daran änderte auch die Sitzung des Berufungsgerichtes der FIA nichts, aber am Punktabstand zwischen Muller und Priaulx. Chevrolet hatte gegen den Getriebewechsel bei BMW protestiert und erhielt Recht - Farfus und Priaulx wurden nachträglich disqualifiziert und aus der Okayama-Wertung genommen. Muller stand damit schon vor Macao als neuer Tourenwagen-Weltmeister fest.

Yvan Muller, Robert Huff

Yvan Muller, Eric Nève und Rob Huff bejubeln den WM-Triumph von Chevrolet Zoom

Das Saisonfinale in der schillernden Kasinometropole war aber trotzdem ein echter Aufreger, denn bereits in der Qualifikation mussten die Streckenposten gleich viermal rote Flaggen zeigen. Als es dunkel wurde, hatte Q2 noch nicht einmal begonnen, also musste die WTCC ausnahmsweise auch am eigentlich rennfreien Samstag ran. Dabei setzte sich Huff durch und auf die Macao-Pole-Position.

Gemeinsam mit Teamkollege Muller führte der Chevrolet-Pilot das Feld um die ersten Ecken des Guia Circuits, doch der erste Crash ließ nicht lange auf sich warten: Priaulx und Gaststarter André Couto (SR) kamen sich in die Quere und verunfallten in Kurve eins, im weiteren Rennverlauf krachte es noch einige weitere Male. Huff und Muller konnte das nicht beirren: Doppelsieg und Hersteller-Titelgewinn!

Märchenhaft dann das Finalrennen des Jahres: Ein Massencrash im Hinterfeld sowie eine zeitweilige Unterbrechung des WM-Laufs konnten Michelisz nichts anhaben. Der Ungar feierte in Macao einen souveränen Sieg und krönte damit seine Debütsaison in der WTCC. Tarquini holte Rang zwei und WM-Platz zwei, Huff wurde Dritter und WM-Dritter. Und Muller feierte seinen Titel mit Position vier.¿pbvin|0|3351|wtcc|0|1pb¿

Der WTCC-Saisonrückblick 2010:

01. Das erste Saisondrittel
02. Das zweite Saisondrittel
03. Heute: Das dritte Saisondrittel
04. Die Privatierwertung
05. Die Rookiewertung
06. Fakten und Zahlen zur Saison
07. Team Wiechers
08. Team Engstler
09. BMW
10. SEAT
11. Chevrolet
12. Yvan Muller

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