• 08.05.2010 11:05

  • von Andy Priaulx

Priaulx-Kolumne: "Ich könnte nicht glücklicher sein"

BMW Team RBM Pilot Andy Priaulx in seiner Kolumne bei 'Motorsport-Total.com' über seinen Sieg in Marrakesch und die beiden turbulenten Stadtrennen

Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com',

Titel-Bild zur News: Andy Priaulx

Endlich! In Marokko durfte ich wieder einmal einen Rennsieg in der WTCC bejubeln

hätte man mich vor den außergewöhnlichen Ereignissen am Rennsonntag von Marokko nach meiner ehrlichen Meinung gefragt, ich hätte vermutlich geantwortet, dass Punkte möglich sind. Eine Chance auf den Sieg hatte ich jedenfalls nicht. Aber das zeigt wohl, wie viel ich nach ein paar Jahrzehnten als Rennfahrer tatsächlich über den Sport weiß.

Im Ernst: Fortuna stand mir in der Vergangenheit schon des Öfteren zur Seite, doch an diesem Wochenende kam sie persönlich nach Marrakesch, um sicherzustellen, dass mein BMW 320si und ich eine ordentliche Portion Glück abbekommen würden.#w1#

Werfen wir einen Blick auf die Fakten: Ich habe das Beste aus dem fliegenden Start gemacht, an dem es wesentlich weniger turbulent zuging als üblich. Ich konnte mich von Rang zwölf auf Position neun nach vorne arbeiten und lag damit direkt hinter Alain Menu im Chevrolet und vor meinem BMW Team RBM Teamkollegen Augusto Farfus.

Marrakesch ist eine sehr enge Rennstrecke, und es ist nicht einfach zu überholen. Es gibt nur wenige Stellen, wo man an einem Konkurrenten vorbeigehen kann. In Runde fünf sah ich aber schließlich eine kleine Chance, als wir aus der letzten Schikane herauskamen. Diese Gelegenheit ließ ich mir nicht entgehen.

Andy Priaulx

Das Safety-Car nahm in Marrakesch eine Schlüsselrolle ein - und war oft zu sehen Zoom

Es war eine enge Geschichte, doch das Manöver war sauber. Das hat Alain anschließend bestätigt. Als ich an ihm vorbeiging, berührten wir uns sogar leicht, sodass sich meine Beifahrertür öffnete. Ich muss wohl nicht extra erwähnen, dass ich zu dieser Zeit anderes im Kopf hatte - zum Beispiel, Alain hinter mir zu halten. In der folgenden Kurve fiel die Tür wieder ins Schloss und ich gab weiter Gas.

Unmittelbar danach kam das Safety-Car auf die Strecke, weil einige Autos in der Mauer gelandet waren. Nach 13 Runden informierte mich das Team darüber, dass wir das Rennen unter Gelb beenden würden. Ich war erleichtert, denn damit hatte ich die Pole-Position für Lauf zwei sicher. Ich startete gut ins zweite Rennen. Doch hinter mir ging es chaotisch zu, weshalb erneut das Safety-Car zum Einsatz kam.

Kaum war das Sicherheitsfahrzeug nach sechs Runden wieder abgebogen, musste es erneut auf die Strecke: Diesmal hatte es einen Unfall zwischen Augusto und Alain gegeben. Yvan Muller und sein Chevrolet saßen mir im Nacken, und ich wusste, dass ich konzentriert bleiben musste, sollte das Rennen noch einmal freigegeben werden. Mir war klar: Yvan würde alles versuchen - und er hatte vor allem die höhere Geschwindigkeit.

Yvan Muller, Andy Priaulx

Yvan Muller ließ nicht locker und hing bis zur Zielflagge in meinem BMW Getriebe Zoom

Hinter dem Safety-Car tut man sich schwer, die Reifen auf Temperatur zu halten. Und es kam genau so, wie ich es befürchtet hatte: Eine Runde vor Schluss verschwand das Safety-Car und Yvans Autos füllte meine Rückspiegel vollkommen aus. Ich muss mich dafür entschuldigen, wenn ich euch durch mein Fahren auf der letzten Runde eine Schreckskunde beschert habe. Ich hatte aber keine andere Wahl, als am Limit zu fahren, denn ich wollte schließlich nicht Zweiter werden.

Hätte ich Yvan in der letzten Schikane auch nur eine minimale Chance gelassen, er hätte mich wohl geschnappt. So schoss ich mit vollem Risiko durch diese Passage und konnte mit genug Schwung in die letzte Haarnadel einbiegen. Die Zielflagge war ein willkommener Anblick für mich! Das Team hat so hart dafür gearbeitet, das Auto für dieses Rennen vorzubereiten. Ich muss ihnen meinen großen Dank aussprechen.

Jetzt steht für mich das 1.000-Kilometer-Rennen in Spa-Francorchamps auf dem Programm, das ich im BMW M3 GT2 bestreiten werde. Nur eine Woche später finden die legendären 24 Stunden auf der Nordschleife des Nürburgrings statt. Anschließend folgt der dritte Saisonevent der WTCC in Monza. Zwischendurch werde ich noch einen WTCC-Test absolvieren. Ihr könnt also sicher sein: Ich bin in nächster Zeit ziemlich beschäftigt. Ich hoffe, dass ich schon bald von weiteren Erfolgen berichten kann!

Euer

Andy Priaulx