Herausbiegen der Karosserie: Ground-Effect à la NASCAR

Welchen Zweck das vor den Hinterrädern herausgebogene Karosserieblech der Sprint-Cup-Autos erfüllt und was man in der NASCAR-Chefetage davon hält

(Motorsport-Total.com) - Gegen Ende der Saison 2014 war auf den 1,5-Meilen-Ovalen im NASCAR-Sprint-Cup-Kalender regelmäßig zu beobachten, wie die Crews beim Boxenstopp nach Erledigung der üblichen Aufgaben (Reifenwechsel, Auftanken, Änderung der Fahrzeugabstimmung über das Verstellen von Wedge und Track-Bar) im Bereich vor den Hinterrädern ans Karosserieblech griffen und dieses herausbogen.

Titel-Bild zur News: Joey Logano, Kevin Harvick

Auch bei Penske und Stewart/Haas gehörte das Verbiegen des Karosserieblechs dazu Zoom

Dieses Verbiegen wurde von nahezu allen Teams praktiziert. Konsequenzen gab es weder beim Chase-Auftaktrennen auf dem Chicagoland Speedway, noch bei den anschließenden Rennen auf 1,5-Meilen-Ovalen in Kansas City, Charlotte, Fort Worth und Homestead.

Auch beim Ein-Wagen-Team Germain Racing, für das seit mehr als vier Jahren Casey Mears ins Lenkrad greift, gehörte das Herausbiegen der sogenannten Schürzen zum guten Ton. "Wir biegen die Schürzen heraus, um den Abtrieb zu erhöhen", erklärt Mears' Crewchief Bootie Barker gegenüber 'NASCAR Illustrated'.

"Zwei Faktoren bestimmen, wie schnell ein Auto fahren kann", sagt Barker. "Zum einen ist es der Fahrer, zum anderen ist es, wie ich es nenne, die Fertigkeit des Autos. Wenn man die Schürzen herausbiegt so wie wir es tun, dann erhöht man den Abtrieb und damit die Fertigkeit des Autos." Die Folge: Die V8-Boliden können schneller durch die Ovale jagen, weil sie gewissermaßen am Asphalt "kleben".

Bootie Barker

Germain-Crewchief Bootie Barker ist von NASCARs lockerer Hand überrascht Zoom

"Aus welchem Grund auch immer hat es NASCAR für akzeptabel befunden, diese Dinge während der Rennen zu tun. Das Ganze hatte bisher keine Auswirkungen für uns und ich muss sagen, davon bin ich selbst ein bisschen überrascht", gesteht der Crewchief des Germain-Teams vor dem Hintergrund, dass die herausgebogenen Schürzen hier und da sogar für Reifenschäden verantwortlich gemacht wurden.

Auch wenn es für die Teams bisher keine Konsequenzen in Form von Strafen gab, weiß Barker ganz genau: "Bei NASCAR ist man nicht blind. Sie wissen, was wir tun." NASCAR-Vizepräsident Steve O'Donnell kündigte im Anschluss an das Saisonfinale in Homestead an, dem Trend mit einer Regeländerung begegnen zu wollen. Ob diese schon zu Beginn der Saison 2015 greifen wird, bleibt abzuwarten. Bis dahin werden die Crewchiefs "die Grenzen weiter ausreizen, bis jemand mal ein Limit einführt", so Barker.

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