• 08.03.2013 01:25

  • von Pete Fink

Waffenlobby-Rennen: Jetzt mischt sich die Politik ein

Die US-Medien kommentieren den Texas-Deal natürlich, doch nun mischt sich auch Washington ein: Der erste US-Senator hat NASCAR einen Brief geschrieben

(Motorsport-Total.com) - Die Frage lautet: Ist es nur simples Sport-Marketing oder geht es hier um Politik? Besser gesagt um ein Thema, das vielleicht gesellschaftlich bedeutender ist, als nur das nackte Zusammenzählen von diversen Sponsoren-Dollars. Fakt ist: Das Frühjahrsrennen von Texas zieht bereits jetzt seine Kreise. Nach dem Bekanntwerden, dass die US-Waffenlobby im April 2013 als Titelsponsor auf dem Texas Motor Speedway in Erscheinung treten wird, gehen nun auch die ersten hochrangigen US-Politiker auf die Barrikaden. Allen voran Chris Murphy, der demokratische Senator des US-Bundesstaates Connecticut.

Titel-Bild zur News: NASCAR-Chef Brian France

NASCAR-Chef Brian France hat Post aus Washington bekommen ...

Genau dort nämlich, an der Sandy Hook Elementary School von Newton, Connecticut, geschah im Dezember 2012 ein schreckliches Massaker, als ein 20-Jähriger bei einem Amoklauf insgesamt 26 Schüler und Lehrer erschoss. Dazu vor der Tat seine eigene Mutter und nach der Tat sich selbst. Der Zugang zu Schusswaffen ist in den USA um vieles leichter als hierzulande und US-Präsident Barack Obama kündigte nach Sandy Hook eine Verschärfung der US-Waffengesetze an, gegen die die National Rifle Association (NRA), also die Waffenlobby, Sturm läuft.

Es ist wirklich eine höchst seltsame Situation: Rund um den Saisonhöhepunkt von Daytona vertrat Michael Waltrip noch eine groß angelegte Hilfsaktion zu Gunsten der Sandy-Hook-Opfer und fuhr das "Great American Race" in einem Swan-Toyota mit der Startnummer 26 zu Ehren der 26 Toten. Normalerweise trägt dieses Auto die Startnummer 30. NASCAR segnete dieses Charity-Unterfangen nicht nur ab, es entstand dem Vernehmen nach auf Initiative von NASCAR-Präsident Mike Helton.

Keine zwei Wochen später verkündete der Texas Motor Speedway das NRA 500 - ebenfalls mit dem Segen der NASCAR. Klar ist auch, dass dies eine reine Business-Entscheidung ist. Immerhin geht es bei einem Titelsponsoring für eines der Sprint-Cup-Rennen mindestens um rund eine Million US-Dollar. Oder sogar mehr. Genau dies ist auch das Argument der Befürworter des Vertrages. Viele anderen Kommentatoren blicken etwas über den Tellerrand hinaus und denken an das schlechte Image, dass sich NASCAR damit erarbeitet.

Michael Waltrip

Der Swan-Toyota von Michael Waltrip mit der Startnummer 26 Zoom

Deutlicher wird nun US-Senator Murphy: "In dem man der NRA ein Sponsoring für ein bedeutendes NASCAR-Rennen gibt, hat NASCAR eine Linie überschritten", schreibt der Senator in einem Brief an NASCAR-Chef Brian France. "Sie haben sich dazu entschlossen, mitten in eine politische Diskussion einzusteigen. Und sie haben sich auf die Gegenseite von vielen Familien rund um Newton gestellt, die mit gesundem Menschenverstand die Waffenreform unterstützen."

"Ob das nun Ihre Absicht war oder nicht: Ihre Fans werden von diesem Sponsorendeal ableiten, dass NASCAR und die NRA Verbündete in der aktuellen Debatte rund um die Waffengesetze sind." DIe Frage ist, welche Wirkung dieser doch sehr deutliche Brief aus Washington haben wird. Und es bleibt ebenfalls abzuwarten, ob sich NASCAR und die Speedway Motorsports Inc., denen der Texas Motor Speedway gehört, auch weiterhin so richtig über die Gelder der US-Waffenlobby freuen können ...