Harvick in Richmond endlich wieder happy

Kevin Harvick gewinnt sein erstes Nationwide-Rennen nach zwei Jahren und rehabilitiert sich für Atlanta - Elliott Sadler büßt massiv an Vorsprung ein

(Motorsport-Total.com) - Vor einer Woche musste Kevin Harvick (Childress-Chevrolet) noch mit ansehen, wie ihm beim Nationwide-Rennen in Atlanta nach langer Führung letztlich nur Platz drei blieb, da eine ominöse Debris-Caution kurz vor Schluss Verfolger Ricky Stenhouse (Roush-Ford) wieder heran und wenig später vorbei brachte. Sieben Tage später kämpften die beiden auf dem Dreiviertel-Meilen-Oval in Richmond erneut um den Sieg und diesmal war es Harvick, der als Sieger aus dem Duell hervorging.

Titel-Bild zur News: Kevin Harvick

Kevin Harvick gewann erstmals seit Richmond 2010 ein Nationwide-Rennen Zoom

Für Harvick bedeutet der Richmond-Sieg den ersten Nationwide-Triumph nach zweijähriger Durstrecke. Im September 2010 hatte der Childress-Pilot - damals noch in Diensten seines eigenen Teams Kevin Harvick Inc. - ebenfalls in Richmond zuletzt gewonnen. In diesem Jahr schien beim Gaststarter aus dem Sprint Cup bis zum Freitagabend so ziemlich alles schief zu laufen, was schief laufen kann.

"Ich lag bei zehn Starts in diesem Jahr wohl mehr Runden in Führung als alle anderen regelmäßigen Starter zusammen", scherzte Harvick in der Victory Lane und hat damit nicht ganz unrecht. Auch in Richmond waren es wieder deren 141 Umläufe auf Platz eins, doch diesmal war auch die entscheidende letzte Runde dabei. "Ich bin einfach nur happy, dass diesmal alles zusammengepasst hat", freute sich "Happy" Harvick.

Tabellenführung von Elliott Sadler schrumpft auf einen Punkt

Ricky Stenhouse musste nach seinem glücklichen Sieg vor einer Woche in Atlanta diesmal mit Platz zwei Vorlieb nehmen und zeigte sich als fairer Verlierer. "Das hat Spaß gemacht heute. Ich hatte ein tolles Duell mit Kevin, aber für mich hat es heute nicht ganz gereicht", so der Roush-Pilot. Mit seinem zweiten Platz rückte der amtierende Nationwide-Champion aber bis auf einen einzigen Zähler an Tabellenführer Elliott Sadler (Childress-Chevrolet; 11.) heran.

Sadler vergab in der 186. von 250 Runden die Chance auf eine Top-Platzierung, als er es im Duell mit Stenhouse um Platz zwei übertrieb. "Da ist mir ein großer Fehler unterlaufen. Ich verlor das Heck und konnte die Berührung nicht vermeiden", ärgert sich Sadler, der anschließend reparaturbedingt eine Runde an der Box verlor und Glück hatte, dass es bis zur Karierten Flagge noch zwei weitere Gelbphasen gab, wodurch er sich wieder zurückrunden und immerhin noch Platz elf an Land ziehen konnte.

Auch der als Dritter der Gesamtwertung angereiste Penske-Pilot Sam Hornish Jr. (30.) musste in Richmond Federn lassen und rutschte in der Tabelle auf Rang vier hinter Austin Dillon (Childress-Chevrolet; 6.) ab. In Runde 156 war der gelbe Dodge Challenger von Hornish in der Mauer von Turn 1 zu finden, nachdem er kurz zuvor bei einer Berührung mit Teamkollege Ryan Blaney einen Reifenschaden hinten links davongetragen hatte.


Fotos: NASCAR in Richmond


Blaney, der an diesem Wochenende im sonst von Brad Keselowski gefahrenen Penske-Dodge mit der Startnummer 22 Platz nahm, traf jedoch keine Schuld. Hornish wurde unmittelbar vorher von Justin Allgaier (Turner-Chevrolet; 13.) und Ty Dilon (Clements-Chevrolet; 7.) blockiert. "Es war einfach eine unglückliche Kettenreaktion. Ohne intakten Hinterreifen hatte ich keine Chance, den Abflug zu vermeiden", kommentierte Hornish, dessen gelber Dodge beim Zurücktrudeln auch noch von Timmy Hills Ware-Ford erwischt wurde. Acht Rennen vor Schluss der Saison liegt Hornish nun 50 Punkte hinter Tabellenführer Elliott Sadler.

Kurt Busch vergibt zweiten Sieg für das Team seines Bruders

So lief Kurt Busch (Busch-Toyota) nach 250 Runden auf Platz drei ein. Wie schon beim Frühjahrsrennen in Richmond saß auch bei der September-Ausgabe nicht Owner/Driver Kyle Busch, sondern dessen älterer Bruder am Steuer des schwarzen Toyota Camry mit der 54. 33 Umläufe vor Schluss hatte Kurt Busch als Führender die siebte von insgesamt acht Gelbphasen ausgelöst, nachdem Nachzügler Dexter Stacey für Buschs Geschmack nicht schnell genug Platz gemacht und von diesem in einen Dreher geschickt wurde. Da auch Busch bei der Aktion kurzzeitig vom Gas gehen musste, konnte der zuvor lange in Führung gelegene Kevin Harvick wieder Platz eins übernehmen und ward anschließend nicht mehr gesehen.

Lokalmatador Denny Hamlin (Gibbs-Toyota; 4.) und Michael Annett (Petty-Ford; 5.) machten die Top 5 komplett. Hinter dem Sechstplatzierten Austin Dillon lief dessen jüngerer Bruder Ty Dillon ein. Joe Nemechek brachte den Toyota seines eigenen Teams Nemco Motorsports beim 999. Start seiner NASCAR-Karriere auf Platz acht ins Ziel. Die Youngsters Ryan Blaney (Penske-Dodge; 9.) und Darrell Wallace (Gibbs-Toyota; 10.) zeigten nicht zum ersten Mal in diesem Jahr eine starke Leistung.

Travis Pastrana

Travis Pastranas Roush-Debüt lief vor allem vor dem Start hervorragend Zoom

Travis Pastrana beendete sein erstes Rennen am Steuer eines Roush-Ford auf Platz 17. Die Freestyle-Motocross-Legende hatte sich in dieser Woche nach zuvor acht Nationwide-Rennen am Steuer eines Waltrip-Toyota einen Gaststart im Roush-Team erkauft und spekuliert für die Zukunft auf weitere Einsätze in der Vorzeigemannschaft von Ford. Im Freien Training hatte sich Pastrana auf Anhieb die Bestzeit geholt und auch im Qualifying wusste er mit der fünftschnellsten Runde zu überzeugen. Im Rennen allerdings präsentierte sich der mehrfache X-Games-Champion unauffällig.

Trouble für Johanna Long und Danica Patrick

Johanna Long musste ihren ML-Chevrolet noch vor der Hälfte der Distanz an der Box abstellen. Im Qualifying hatte sie mit Startplatz acht ihre Konkurrentin Danica Patrick (JR-Chevrolet; 24.) deutlich in die Schranken gewiesen und hielt sich in der Anfangsphase des Rennens sogar in den Top 5 auf, fiel beim ersten Boxenstopp dann aber zurück. Das kleine ML-Team von Short-Track-Spezialistin Long beschäftigt gerade einmal sieben (!) Mitarbeiter und muss sich mit Teilzeit-Mechanikern über die Runden retten.

In Runde 110 verabschiedete sich an Longs Chevy der rechte Vorderreifen und warf die 20-Jährige zunächst aus der Bahn und wenig später aufgrund der Beschädigungen am Auto auch aus dem Rennen. Kurz darauf war der Abend auch für Danica Patrick gelaufen. Auf Höhe Start/Ziel zog die 30-Jährige ihren giftgrünen JR-Chevrolet im Duell mit Brad Sweet (Turner-Chevrolet; 20.) zu früh in dessen Spur. Die Folge: Beide landeten an der Mauer und mussten für längere Zeit die Box aufsuchen.

Johanna Long

Die 20-jährige Johanna Long sorgte anfangs für einige Aha-Momente Zoom

Nach der Short-Track-Action in Richmond geht es am kommenden Wochenende dann wieder auf ein 1,5-Meilen-Oval. Gefahren wird auf dem Chicagoland Speedway vor den Toren der "Windy City" am Michigan-See und damit quasi vor der Haustür von Danica Patrick, die unweit von Chicago in Roscoe, Illinois zu Hause ist.

Die Top 10 aus Richmond:

01. Kevin Harvick (Childress-Chevrolet)
02. Ricky Stenhouse (Roush-Ford)
03. Kurt Busch (Busch-Toyota)
04. Denny Hamlin (Gibbs-Toyota)
05. Michael Annett (Petty-Ford)
06. Austin Dillon (Childress-Chevrolet)
07. Ty Dillon (Clements-Chevrolet)
08. Joe Nemechek (Nemco-Toyota)
09. Ryan Blaney (Penske-Dodge)
10. Darrell Wallace (Gibbs-Toyota)
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12. Elliot Sadler (Childress-Chevrolet)
13. Justin Allgaier (Turner-Chevrolet)
16. Ryan Truex (RAB-Toyota)
17. Travis Pastrana (Roush-Ford)
29. Danica Patrick (JR-Chevrolet)
30. Sam Hornish Jr. (Penske-Dodge)
32. Johanna Long (ML-Chevrolet)

Die Top 10 der Gesamtwertung (nach 25/33 Läufen):

01. Elliott Sadler - 936 Punkte
02. Ricky Stenhouse -1
03. Austin Dillon -30
04. Sam Hornish Jr. -50
05. Justin Allgaier -95
06. Michael Annett -137
07. Cole Whitt -199
08. Mike Bliss -245
09. Joe Nemechek -331
10. Brian Scott -337
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11. Danica Patrick -351