Von 9 auf 1: Power-Play im Barber-Park

Will Power gewinnt im Barber Motorsports Park dank starker Fahrt und richtiger Strategie vor Scott Dixon - Rubens Barrichello und Sebastien Bourdais in den Top 10

(Motorsport-Total.com) - Will Power hatte es nach dem unglücklichen Qualifikationssamstag, der ihn den Honda Indy Grand Prix of Alabama nur von Startplatz neun in Angriff nehmen sah, angekündigt: Am Sonntag ist er auf Revanche aus. Der Penske-Pilot machte sein Versprechen wahr. Power gewann nach starker Fahrt und dank der richtigen Strategie den zweiten IndyCar-Saisonlauf vor Scott Dixon (Ganassi-Honda) und Penske-Teamkollege Helio Castroneves.

Titel-Bild zur News: Will Power

Penske-Pilot Will Power fuhr von Startplatz neun kommend zum Sieg

Power nahm das 90-Runden-Rennen im Barber Motorsports Park mit den härteren Blacks von Firestone in Angriff. Damit war in der Anfangsphase nichts auszurichten. Dank eines schnellen ersten Boxenstopps unter Grüner Flagge lag der Australier nach der ersten Runde der Routinestopps auf Platz sechs und hatte von nun an die weicheren und damit schnelleren Reds zur Verfügung.

Da er den zweiten Boxenstopp - der ebenfalls unter Renntempo vonstatten ging - anders als die Führenden noch vor Halbzeit einlegte, fand sich Power plötzlich auf Rang zwei wieder, nachdem auch die Konkurrenz ein zweites Mal beim Reifen- und Spritfassen war.

Scott Dixon verliert Führung an der Box

In Führung gelangte Power schließlich, weil beim lange Zeit führenden Scott Dixon der dritte und entscheidende Stopp nicht reibungslos klappte. Die Radmutter für das rechte Hinterrad fiel dem zuständigen Ganassi-Mechaniker vom Schlagschrauber und Dixon büßte wertvolle Sekunden ein. Beim letzten Restart 16 Runden vor Schluss witterte der Neuseeländer auf der Außenbahn der ersten Startreihe neben Power noch einmal eine Chance.

Scott Dixon

Scott Dixon kam zum zweiten Mal in diesem Jahr als Zweiter ins Ziel Zoom

Doch Power setzte sich auf der Innenseite von Turn 1 energisch durch und drängte Dixon dabei leicht ab. "Was für ein Rennen. Ich kann es gar nicht glauben, das ich vom neunten Startplatz gewonnen habe", jubelte Power in der Victory Lane. Mit Blick auf den letzten Restart kommentierte der Australier: "Es war schwierig, ihn (Dixon; Anm. d. Red.) hinter mir zu halten. Ich bin froh, dass ich es geschafft habe und sehr glücklich über den Sieg."

Dixon war naturgemäß weniger erfreut: "Beim letzten Restart hatte ich keine Chance. Will hat mich abgedrängt. Das ist eine bittere Pille, denn wir hatten heute ein schnelles Auto." So blieb dem Ganassi-Piloten zum zweiten Mal in diesem Jahr Platz zwei.

Helio Castroneves konnte von der Pole-Position startend nur Rang drei realisieren. Seine anfängliche Führung musste der Brasilianer im Zuge der ersten Runde der Boxenstopps an Dixon überlassen. Beim zweiten Stopp fiel Castroneves, der das Rennen anders als Teamkollege Power auf den Reds begonnen hatte, auf Rang vier zurück.


Die Highlights aus Birmingham

Mit den härteren Blacks musste der St-Pete-Sieger in der zweiten Rennhälfte auch den weich bereiften Andretti-Chevrolet von James Hinchcliffe ziehen lassen. Hinchcliffe brachte Rang drei aber nicht über die Distanz. Im Zuge des letzten Restarts fiel der Kanadier noch bis auf Rang sechs zurück. Graham Rahal (Ganassi-Honda; 4.) und Simon Pagenaud (Schmidt-Honda; 5.) schoben sich noch vor den Andretti-Piloten.

Barrichello und Bourdais in den Top 10

IndyCar-Neuzugang Rubens Barrichello (KV-Chevrolet) holte sich mit Platz acht beim zweiten Start seine erste Top-10-Platzierung. Der Brasilianer begann das Rennen dezent und lag lange Zeit am Ende der Führungsrunde. Als Katherine Legge (Dragon-Lotus; 23.) in der 67. von 90 Runden mit einem Dreher in Turn 8 die zweite und letzte Gelbphase im Rennen auslöste, gewann Barrichello wieder Anschluss. Den letzten Restart nahm der Brasilianer als Zwölfter in Angriff. Dank einiger Unruhe im Feld gewann er sofort drei Positionen und schob sich in der Schlussphase noch an Marco Andretti (Andretti-Chevrolet; 11.) vorbei.

Sebastien Bourdais (Dragon-Lotus) lief in den Schlussrunden ebenfalls zur Hochform auf und schnappte sich nach dem letzten Restart Gegner um Gegner. Innerhalb von 15 Umläufen fuhr der vierfache ChampCar-Meister so noch von Rang zwölf auf Platz neun nach vorn und sorgte angesichts der ersten Top-10-Platzierung eines Lotus-Triebwerks für zufriedene Gesichter beim britischen Motorenbauer.

Sebastien Bourdais

Sebastien Bourdais fuhr im Dragon-Lotus auf einen starken neunten Platz Zoom

"Ich muss mich bei meinem Team bedanken. Die Jungs haben mir ein tolles Auto hingestellt, obwohl wir hier kaum trainieren konnten", kommentierte Bourdais mit Blick auf das komplett verregnete zweite Freie Training am Freitag, das wegen Nebels ausgefallene dritte Freie Training am Samstag und sein aufgrund eines technischen Defekts verpasstes Warmup. Markenkollegin Simona de Silvestro (HVM-Lotus) beendete das Rennen auf Platz 20, während Alex Tagliani (Herta-Lotus; 26.) bereits in der ersten Runde mit Motorschaden aufgegeben musste.

Dario Franchitti nach dezentem Rennen Zehnter

Wie schon in den beiden vergangenen Jahren kristallisierte sich die enge Linkskurve Turn 5 im Verlauf der 90 Runden als die Überholstelle der 3,83 Kilometer langen Berg- und Talbahn heraus. Dort schob sich Will Power unmittelbar nach dem ersten Stopp an Tony Kanaan (KV-Chevrolet; 21.) vorbei. Auch Barrichello und Bourdais stellten ihre Road-Racer-Qualitäten mit Überholmanövern in Turn 5 unter Beweis.

Einzig Marco Andretti entwickelte sich zum Spezialisten darin, die Gegner mit mehr Schwung aus Turn 14 heraus in der Zielkurve zu überraschen. In der Schlussrunde wurde der Andretti-Pilot allerdings just an dieser Stelle von Dario Franchitti (Ganassi-Honda; 10.) überrascht. Der amtierende IndyCar-Champion sicherte sich so nach einem farblosen Rennen, in dem er nie in Erscheinung trat, immerhin noch eine Top-10-Platzierung.

Dario Franchitti

Dario Franchitti kommt mit dem Dallara DW12 bisher noch nicht zu Rande Zoom

Eine solche sprang für Tony Kanaan nicht heraus. Nachdem der Brasilianer in Diensten des KV-Teams zwischenzeitlich an die Top 5 anklopfte, musste er in Runde 59 einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegen. Der rechte hintere Stoßdämpfer bereitete Probleme und führte dazu, dass Kanaan das Rennen unterm Strich nur auf Platz 21 beendete.

Unterdessen kam Takuma Sato (Rahal-Honda) wie schon in St. Petersburg gar nicht ins Ziel. Der Japaner musste in Runde 53 mit Motorschaden aufgeben. "Der Motor hat einfach Leistung verloren. Ich konnte nichts tun außer den Wagen abzustellen", so der Rahal-Pilot nach seinem zweiten Ausfall in diesem Jahr enttäuscht.

In zwei Wochen steht der klassische Stadtkurs in Long Beach auf dem Terminplan der IndyCar-Teams. Dank der Siege von Helio Castroneves in St. Petersburg und Will Power in Birmingham reist die Penske-Chevy-Truppe auf dem Papier als Favorit zum dritten Saisonlauf. Das "Monaco der USA" ist jedoch für seine unvorhersehbaren Rennergebnisse bekannt, wie der Sieg von Mike Conway im vergangenen Jahr einmal mehr deutlich machte.


Fotos: IndyCars in Birmingham