• 09.10.2011 23:22

  • von Pete Fink

Johnson-Sieg: Der Champion meldet sich zurück!

Ein überzeugender Jimmie Johnson gewann das Chase-Rennen von Kansas vor Kasey Kahne (Red Bull) - Meisterschaft immer enger, Carl Edwards nun vorne

(Motorsport-Total.com) - Spätestens nach dem Hollywood Casino 400 auf dem Kansas Speedway steht eines fest: Der NASCAR-Chase 2011 wird an den kommenden sechs verbleibenden Rennwochenenden zu einer hoch unterhaltsamen Angelegenheit werden. Zusätzlich zur eh schon engen Situation an der Tabellenspitze meldete sich am Sonntagabend ein Pilot kraftvoll zurück, der vor zwei Wochen bereits abgeschrieben wurde.

Titel-Bild zur News: Jimmie Johnson

Jimmie Johnson gewann in Kansas sein zweites Saisonrennen

192 von 267 Runden lag Titelverteidiger Jimmie Johnson in Kansas an der Spitze und gewann daher völlig verdient sein zweites Saisonrennen. Zweiter wurde ein starker Kasey Kahne (Red-Bull-Toyota), der den Hendrick-Piloten und NASCAR-Dauerchampion auch beim letzten Restart einer spannenden Green-White-Checkered-Verlängerung nicht mehr abfangen konnte.


Fotos: NASCAR in Kansas


Damit machte Johnson in der Gesamtwertung einen Sprung von fünf auf drei und liegt nun um vier Punkte hinter dem neuen Tabellenführer Carl Edwards. Der Roush-Pilot war ein weiterer großer Gewinner von Kansas, denn Edwards landete nach massiven Handlingsproblemen hinter Brad Keselowski (Penske-Dodge; 3.) und Matt Kenseth (Roush-Ford; 4.) noch auf Rang fünf. Nur einen winzigen Punkt hinter Edwards lauert Kevin Harvick, der in seinem Childress-Chevrolet in Kansas Sechster wurde.

"Dieser Sieg war ungemein wichtig", freute sich Johnson in der Victory Lane, die der Kalifornier in der laufenden Saison nur ein einziges Mal (Talladega, April 2011) besucht hatte. Und angesprochen auf seinen sechsten NASCAR-Titel in Serie gab sich der Triumphator zurückhaltend optimistisch: "Wir machen gerade alles richtig. Nun gilt es, diese Leistung noch sechsmal abzurufen."

Johnson dominiert in Kansas

Greg Biffle, Matt Kenseth

Polesetter Greg Biffle und Matt Kenseth lagen nur ganz zu Beginn vorne Zoom

In der Tat. Johnson, sowie Polesetter Greg Biffle (Roush-Ford; 8.) und Kenseth bestimmten bei sonnigen Bedingungen in Kansas das erste Renndrittel. Der spätere Sieger hatte sich von seinem Startplatz 19 aus durch einen frühen Zwei-Reifenstopp in Front gebracht. Einmal mit freier Fahrt ausgestattet, mischte der fünffache NASCAR-Champion munter an der Spitze mit. Das starke Roush-Duo Biffle und Kenseth blieb bei seiner konservativen Boxenstrategie.

Weil sich auch Jeff Gordon (Hendrick-Chevrolet) und Tony Stewart (Stewart(Haas-Chevrolet) in der Folge zunehmend in Szene setzen konnten, und Kyle Busch (Gibbs-Toyota) und Mark Martin (Hendrick-Chevrolet; 10.) mit zwei neuen Reifen pokerten, fiel das Ford-Doppel nach 100 Runden erstmals aus den Top 5 heraus. Vorne bildeten Johnson, Gordon und Stewart ein prominentes Spitzentrio, gefolgt von Kyle Busch und Mark Martin.

Der Kalifornier schickte sich an, auch das zweite Renndrittel deutlich zu dominieren. Aufgrund mangelnder Gelbphasen hatte sich die Startnummer 48 nach 180 Runden einen satten Vorsprung von zwölf Sekunden auf Stewart herausgefahren. Nutznießer zweier Green-Flag-Stopps war Kansas-Frühjahrssieger Brad Keselowski, der seinen Penske-Dodge heimlich, still und leise auf Rang drei manövrierte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Leader Johnson auch den mit hartnäckigem Untersteuern kämpfenden Carl Edwards überrundet. Neben dem Roush-Piloten liefen auch Harvick und Kurt Busch große Gefahr, aus der Führungsrunde zu fliegen. Johnson schien in Kansas also kurzen Prozess mit seinen Hauptkonkurrenten zu machen, denn Harvick, Edwards und Kurt Busch lagen in der Gesamtwertung allesamt vor Johnson.

Turbulente Schlussphase

Jimmie Johnson, Matt Kenseth, Greg Biffle

Jimmie Johnson hatte in Kansas das Zepter schnell übernommen Zoom

Dann leiteten in Runde 207 und 211 die dritte und vierte Caution-Periode kurz hintereinander eine hoch unterhaltsame Schlussphase ein. Damit war zudem klar, dass es in Kansas nicht zu einem Benzinkrimi kommen würde, denn das gesamte Feld konnte die verbleibenden Rennrunden mit einer Tankfüllung absolvieren. Natürlich wurde nun tief in die Strategiekiste gegriffen.

Harvick und Kurt Busch hatten in Gelbphase drei voll getankt, weshalb sich ein paar Runden später auf der Strecke blieben. Plötzlich lag dieses Duo also vor Johnson, während Jeff Gordon beim Restart innen von Tony Stewart attackiert wurde. "Das war schon in Ordnung, es ist Tonys Job, so hart anzugreifen", kommentierte Gordon, der durch dieses Manöver bis auf Rang 15 zurückfiel. Riesenpech für den Kalifornier: Wenig später verabschiedete sich sein Chevy-Triebwerk, als 34. erlitt er einen ganz herben Rückschlag im Meisterschaftskampf.

Doch auch Stewart konnte seine Spitzenposition nicht halten. Erst setzte er in Runde 239 in Gelbphase Nummer fünf als einziger der Topleute auf vier neue Reifen, was ihn aus den Top 10 hinaus warf. Beim Gordon-Motorschaden, der schlussendlich die Verlängerung verursachte, leistete sich "Smoke" einen heftigen Verbremser in der Boxengasse. Dieses Eigenverschulden ließ den zweifachen Chase-Gewinner nur auf Rang 15 ins Ziel kommen.

Damit war Johnson zwei seiner ärgsten Konkurrenten losgeworden. Doch in Person von Keselowski, seines Zeichens immerhin der Frühjahressieger von Kansas, und einem bärenstarken Kasey Kahne lauerten bereits die nächsten beiden Verfolger. Vor allem der Red-Bull-Pilot bot dabei eine ausgezeichnete Vorstellung, denn er war nach einem Missgeschick in der Boxengasse früh im Rennen weit zurückgeworfen worden.

Carl Edwards als zweiter Sieger

In Runde 244 lag Kahne auf Rang fünf und kassierte kurz darauf Kenseth, Kurt Busch und Keselowski. Somit konnte er beim letzten Restart zwei Runden vor dem Ende auf der Innenbahn Leader Johnson angreifen. "Leider habe ich dann meine Reifen durchgedreht", gestand der Red-Bull-Pilot. Damit war die Entscheidung gefallen, denn obwohl Kahne noch einmal eine verzweifelte Attacke setzen wollte, ließ sich Dominator Johnson die Butter nicht mehr vom Kansas-Brot nehmen.

Keselowski blieb immerhin noch Rang drei, nachdem er Tags zuvor das Nationwide-Rennen von Kansas dominiert hatte. "Manchmal hatte ich den Eindruck, als ob Jimmie mir mein Nationwide-Auto von gestern geklaut hätte", witzelte Keselowski, der mit diesem Resultat in der Gesamtwertung jetzt Vierter ist. Sein Abstand auf Leader Edwards beträgt winzige elf Punkte.

Einen Zähler hinter Keselowski liegt Matt Kenseth, der in Kansas in gewohnt kontrollierter Manier auf Rang vier fuhr. Carl Edwards wiederum bezeichnete seinen fünften Rang als "einen Sieg. Nach den ganzen Handlingsproblemen ist dieses Ergebnis nichts anderes als ein sensationelles Comeback." Kein Zweifel: Wer an einem so schlechten Tag ein Top-5-Resultat erreicht, der ist im NASCAR-Chase anno 2011 ein ganz heißer Titelkandidat.

Das große Eliminieren hat begonnen

Jimmie Johnson

Hochverdienter Sieg: Jimmie Johnson auf der Jagd nach Titel Nummer sechs? Zoom

Gleiches gilt auch für Harvick, der im Rennverlauf gewohnt lautstark mit dem schlechten Fahrverhalten seines Childress-Chevys haderte. Wie Edwards musste sich auch Harvick im Verlauf der langen Grünphase heftig gegen eine Überrundung durch Spitzenreiter Johnson erwehren. Am Ende reichte es für Platz sechs. "Wir haben ganz einfach nie aufgegeben", lautete der Harvick-Kommentar.

Wesentlich schlechter erging es Kurt Busch, der im Kansas-Finale noch bis auf Rang 13 durchgereicht wurde. Auch der Penske-Pilot befand sich im Rennverlauf in der gleichen Drucksituation wie Edwards und Harvick, nur hatte Kurt Busch am Ende nichts mehr zuzusetzen. So büsste er zwei Gesamtplätze ein und rangiert nun hinter Kenseth auf Platz sechs.

Stewart ist neuer Gesamtsiebter vor Kyle Busch, der im ungeliebten Kansas immerhin Elfter wurde. Weil Jeff Gordon durch seinen Motorschaden viel Boden verlor, befinden sich nun nur noch acht Piloten in direkter Schlagdistanz um den Titel. Der Abstand zwischen Carl Edwards und Kyle Busch beträgt sechs Saisonrennen vor dem Ende gerade einmal 20 Punkte. Oder anders formuliert: Das große Eliminieren der Titelschlacht 2011 hat gerade erst begonnen...