• 07.06.2008 21:10

  • von David Pergler

Oval-Streit: Widerstand der Fahrer

In der Diskussion um den IRL-Kalender, wie viele Ovale er beinhalten sollte, haben sich nun ein paar Fahrer eingeschalten und ihre Ablehnung geäußert

(Motorsport-Total.com) - Vor kurzem hat Texas-Motor-Speedway-Präsident Eddie Gossage gefordert, der IRL-Kalender müsse viel mehr Oval-Rennen beinhalten. Verständlicherweise, denn durch den Merger waren eine Reihe an Rundkursen in den IRL-Kalender mit hinein gerutscht und Gossage sieht als Chef eines Ovals somit natürlich seine Felle davon schwimmen.

Titel-Bild zur News: Indy 500 1996

Gossage: Ovale haben die IRL über die ChampCar siegen lassen

"Mit allen guten Sachen, welche die Wiedervereinigung mit sich bringt muss die IRL aber auch das Schlechte von der ChampCar-Serie abstoßen", so der Strecken-Boss gegenüber 'espn.com' "Durch den Übergang schleppen wir einige Altlasten mit uns herum. Aber die Amerikaner haben klar ausgedrückt, dass sie die europäische Rennkultur auf Straßenkursen nicht akzeptieren. Das ist keine Streitfrage, sondern Tatsache. Ich sage das, weil alles andere ein Riesenfehler wäre."#w1#

Wie motorsport-total.com berichtete, forderte Gossage im Kalender einen Oval-Anteil von mindestens 80 Prozent, schließlich seien Ovale das Erfolgsgeheimnis der IndyCar-Serie, mit dem man die ChampCars ausgestochen habe. Doch nun haben sich in die Diskussion ein paar Protagonisten eingeschaltet, welche mehr mit den Strecken zu tun haben, als irgendwer sonst - die Fahrer.

"Die Amerikaner haben klar ausgedrückt, dass sie die europäische Rennkultur auf Straßenkursen nicht akzeptieren" Eddie Gossage, Streckenbetreiber

Fahrer sprechen Klartext

Bereits Danica Patrick äußerte ihre Ablehnung bezüglich eines reinen Oval-Kalenders und sprach sich für eine gesunde Balance aus. Auch Tony Kanaan hat sich zu Wort gemeldet und zu Gossages Forderungen recht deutliche Worte gefunden: "Wenn er das so sieht, dann sollten wir hier nicht antreten. Es verwundert mich, dass er das gesagt haben soll."

"Wenn jemand, der eigentlich weise vorausblicken und ein Rennen so gut wie dieses organisieren kann, denkt, dass man zu 80 Prozent auf Ovalen fahren sollte, dann übersieht er die besten Interessen der Serie. Er sieht nur seine eigenen Interessen. Leute, die so denken, brauchen wir nicht um uns herum", so der Andretti-Green-Pilot.

"Er sieht nur seine eigenen Interessen. Leute, die so denken, brauchen wir nicht um uns herum" Tony Kanaan

Auch Tabellenleader und Indy-500-Sieger Scott Dixon ist mit dem Pistenchef nicht gerade einer Meinung: "Eddie sollte sich um seine Strecke kümmern und die Serie so laufen lassen, wie sie läuft. Er ist da wohl etwas voreingenommen, weil er ein Oval besitzt. Jeder hat seine eigene Meinung dazu. Ich bin befangen, weil ich es mag, auf Rundkursen zu fahren. Er hat seine Meinung, weil er und seine Partner eine lange Liste an Rennstrecken besitzen und die meisten davon sind Ovale."

Ovale sind gefährlicher

Vitor Meira versteht zwar die Argumente, die Gossage vorbringt, persönlich überwiegt auch bei ihm der Wunsch nach Balance - schon allein aus sicherheitstechnischen Gründen: "Auf Ovalen waren wir und die NASCAR erfolgreich. Wir haben gezeigt, dass die amerikanischen Fans das so mögen und so sieht nun mal unsere Fanbasis aus. Es ist unterhaltsamer. Das zum geschäftlichen Blickpunkt. "

"Auf der anderen Seite muss ich sagen 'Hey, es ist verdammt gefährlich!' Man verletzt sich wesentlich leichter. Persönlich würde ich lieber etwas weniger auf Ovalen fahren, aber wir müssen es tun. 50 Prozent sollten Ovale sein." Wie gefährlich Ovale sind, bewies Dan Wheldon, als er in Texas bei einem schweren Unfall im Freien Training seinen Boliden vollständig zerstörte, dabei aber glücklicherweise unverletzt bliebt.

Justin Wilson, ein Protagonist der Ex-ChampCar-Serie, empfindet die hohen Geschwindigkeiten der IRL schon jetzt als etwas unheimlich: "Ich kann mir nicht vorstellen, noch schneller zu fahren, als wir das ohnehin schon tun. Es ist schon jetzt verrückt schnell. Ich verstehe, warum da Leute teilweise ohnmächtig werden. Die G-Kräfte pressen einen zusammen." Letzten Endes entscheiden aber weder Gossage noch die Fahrer, sondern Tony George, der verbliebene starke Mann des US-Motorsportkrieges, was in den Kalender kommt und was nicht.