Danica Patrick: Amerika steht Kopf!

(Motorsport-Total.com) - Sogar die altehrwürdige 'Chicago Tribune', die normalerweise mit Motorsport so viel zu tun hat, wie der Teufel mit dem Weihwasser, widmete Danica Patrick am Sonntag eine Schlagzeile. Selbst dort, wo der Sport normalerweise fest in den Händen von American Football, Baseball und Basketball liegt, und wo nur allzu oft nicht einmal der NASCAR mehr als eine Kurzmeldung gewidmet wird, beherrschte die Rennamazone formatfüllend die Titelseite.

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Historisch: Danica Patrick bekommt den riesigen Siegerpokal von Motegi

Doch nicht ohne wenigstens einen kleinen Seitenhieb auf das vermeintlich parallele Schicksal zu Tennis-Queen Anna Kournikova abzufeuern, die aufgrund ihres Aussehens zwar viele Jahre lang die Überschriften bestimmte, sportlich gesehen jedoch kein einziges Turnier gewinnen konnte.#w1#

Nicht so Patrick, die nach 50 vergeblichen Anläufen im japanischen Motegi triumphierte und so den oft zitierten "Kournikova-Effekt" endgültig abschütteln konnte. Es war die bisherige Krönung einer Karriere, die vor zehn Jahren in England begann, als die damals 16-jährige Teenagerin auf sich alleine gestellt in der Formel Ford und der Formel Vauxhall ihre ersten Meriten verdienen musste.

Seither bestand ihr Aufstieg zu einem großen Teil aus dem Durchboxen in der Männerdomäne Motorsport, die von zahlreichen Scharmützeln eifernder Konkurrenten begleitet wurde. Ed Carpenter und - noch in der vergangenen Saison - Dan Wheldon traten hierbei mit einigermaßen chauvinistischen Sprüchen besonders hervor.

Patrick-Sieg ist für die IndyCars Gold wert

Auf der anderen Seite waren die US-Medien ein ständiger Begleiter, denn trotz einer Sarah Fisher oder einer Katherine Legge - von den Bemühungen einer Milka Duno soll hier nicht groß die Rede sein - war den Szenebeobachtern schnell klar, dass wahrscheinlich nur die mittlerweile 26-jährige Patrick das Rüstzeug zu ganz großen Ehren im US-amerikanischen Formelsport haben würde.

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NASCAR aufgepasst - kommt hier das neue US-Motorsportidol? Zoom

Bereits 2005 in Motegi und vier Wochen später in Indianapolis rasselte Patrick im ein Haar an dem historischen Sieg vorbei, den sie nun drei Jahre später in Japan holen konnte. Mit Konsequenzen: "Nach den vielen Jahren, in denen man durch den Split hinter der NASCAR herhinkte, braucht die IRL etwas, was die StockCars nicht bieten können", analysierte die 'USA Today' am Sonntag.

Der Patrick-Sieg ist an dieser Stelle genau die beste Medizin, was die Vorverkaufszahlen für die kommenden Rennen in Kansas und Indianapolis mit Sicherheit beweisen werden. Denn IndyCar-Chef Tony George wird und muss sein Marketingprunkstück nun zweifelsfrei bis zum Anschlag in die Waagschale werfen. Fünf Wochen vor Indianapolis hätte dieser Sieg zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können.

Übrigens: 2005 holte sich die Rennamazone in Indianapolis exakt die gleiche Platzierung, wie kurz zuvor in Motegi, und sollte sich diese Geschichte am 25. Mai beim 92. Indy 500 wiederholen, dann werden sich die NASCAR-Bosse in Charlotte sicher ein paar Gedanken machen, wie man dieser Attraktion in Zukunft begegnen sollte.

Freudentränen schaden nichts

Doch soweit ist es natürlich noch nicht. Zunächst einmal zeigte Patrick in der Victory Lane echte Gefühle, deren sie sich im Anschluss auch nicht schämte: "Da kam das kleine Mädchen in mir hoch", lachte sie angesichts der Freudentränen, bevor sie sich zusammen mit Teamchef Michael Andretti auf dem Heimweg im Helikopter einen japanischen Sake genehmigte.

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Danica Patrick als strahlende Siegerin auf der Pressekonferenz von Motegi Zoom

Denn nur wenige Stunden später war sie der gefeierte Zaungast beim ChampCar-Finale in Long Beach, wo sie sich bereits im Analysemodus für die Zukunft befand. "Dieser Erfolg war der Schritt, den ich gebraucht habe, um auch in der Meisterschaft eine Rolle zu spielen", erklärte die 26-Jährige gegenüber 'CNN'. "Ich musste diese Hürde nehmen und nun will ich einfach mehr Siege holen."

Ein besonderer Dank ging auch in Richtung ihres Andretti-Teamkollegen Bryan Herta, der ihr 2007 in Mid-Ohio einen ganz entscheidenden Tipp gab: "Ich stand damals zum ersten Mal in der ersten Startreihe", erinnerte sie sich in Long Beach. "Er kam zu mir und sagte 'wenn du einmal dein erstes Rennen gewonnen hast, dann wirst du dir denken, dass du an diesem Tag nichts anderes gemacht hast als sonst. Es wird einfach passieren' - und er hatte recht."

Dies ist ein gutes Beispiel für das, was die Pilotin Danica Patrick auszeichnet. Denn sie musste viel Beharrlichkeit und Geduld an den Tag legen, was nun belohnt wurde. Die Kämpfernatur hat sich durchgesetzt und die 26-Jährige liegt nun in der Gesamtwertung auf Position drei. Die erste Gewinnerin in einer der Top-Formelserien ist sie bereits, doch man möchte darauf wetten, dass dies noch nicht alles war.