• 28.11.2007 14:47

  • von Pete Fink

Who is... Jeff Gordon? (1)

Jeff Gordon ist nicht nur vierfacher NASCAR-Champion, sondern auch der erfolgreichste aktive Pilot - 'Motorsport-Total.com' stellt den Kalifornier vor

(Motorsport-Total.com) - Jeff Gordon ist der bei weitem erfolgreichste aktive NASCAR-Pilot - die Bilanz seiner bisherigen Karriere liest sich durchaus beeindruckend: In den Jahren 1995, 1997, 1998 und 2001 gewann er viermal den Titel und bei 81 seiner aktuell 506 Cup-Rennen überquerte er als Erster die Ziellinie. Damit rangiert er in der ewigen Bestenliste der NASCAR - trotz seines vergleichsweise noch jungen Alters - bereits auf Position sechs.

Titel-Bild zur News: Jeff Gordon

Jeff Gordon ist auf dem besten Wege, einige NASCAR-Rekorde zu knacken

Fast noch beeindruckender ist jedoch eine andere statistische Zahl, denn Jeff Gordon beendete 317 seiner 506 Cup-Rennen in den Top 10, das sind über 62 Prozent seiner gesamten Starts. Je dreimal gewann er bisher das legendäre Daytona 500 und das alljährliche All-Star-Rennen von Charlotte, viermal siegte er in Indianapolis, 62 Mal stand er dabei auf der Pole Position. 'Motorsport-Total.com' wirft einen Blick auf die NASCAR-Karriere des außergewöhnlichen Fahrtalentes mit dem berühmten Dupont Hendrick-Chevrolet und der Startnummer 24.#w1#

Jeff Gordon wurde am 4. August 1971 in Vallejo, Kalifornien geboren und hat noch eine ältere Schwester mit dem Namen Kim. Als er vier Jahre alt war, heiratete seine Mutter den rennsportbegeisterten John Bickford und das sollte sein zukünftiges Leben wesentlich verändern, denn der Stiefvater setzte den kleinen Jeff schnell auf ein BMX-Rad und anschließend in einen Quarter Midget.

Ein Quarter Midget im Prinzip nichts anderes, als ein kleines Rennkart mit einem größeren, stabilen Schutzkäfig um das Cockpit herum, und der fünfjährige Jeff bestritt in der Folge einen Großteil seiner Freizeit in diesem Gefährt. "Wir haben das Fahrzeug jeden Abend aus der Garage geholt, sobald ich aus der Arbeit kam", erinnert sich Bickford an die nicht sofort erfolgreichen Übungseinheiten mit seinem Stiefsohn.

Langeweile wegen Überlegenheit

Jeff Gordon

Schon früh in seiner Motorsport-Karriere fuhr Jeff Gordon in die Victory Lane Zoom

"Er ist tagelang einfach um die Strecke geschlittert, bis er irgendwann herausgefunden hat, wie man das Fahrzeug fahren muss. Danach haben wir Runde um Runde abgespult." Bald darauf ging es auf die lokalen Strecken im Solano County, das etwa auf halbem Weg zwischen San Francisco und Sacramento liegt.

"Ich bin in Rio Linda, Sunnyvale, Visalia, Pomona gefahren, vor allem in der Gegend um Sunnyvale-Fremont", erinnerte sich Jeff Gordon, der bereits Kart-Rennen bestritt, bevor er richtig Lesen und Schreiben konnte - und gerade einmal acht Jahre alt war, als er seine erste lokale Quarter-Midget-Meisterschaft gewann.

So ging es Wochenende für Wochenende auf eine kalifornische Rennstrecke und der kleine Jeff fuhr sogar Konkurrenten um die Ohren, die bereits 16 oder 17 Jahre alt waren. Drei Jahre später war Jeff Gordon so überlegen, dass er im Alter von elf Jahren kalifornischer Meister bei den Quarter Midgets wurde.

1980 gewann er 46 von 50 Rennen und begann sich bereits zu langweilen. Als waschechter Kalifornier erwachte in ihm ein starkes Interesse am Wasserski fahren, doch es wird kolportiert, dass seine Familie - allen voran der Großvater - kräftig intervenierte, schließlich war bereits sehr viel Zeit und Geld in die Karriere des Sohnes geflossen.

Noch keine 16 Jahre, aber 650 PS

Jeff Gordon

Der Dupont-Chevrolet mit der Nummer 24 wurde ein NASCAR-Markenzeichen Zoom

Der heranwachsende Teenager Jeff warf im Anschluss an die Diskussionen ein verstärktes Auge auf die Sprint Cars, doch als gerade einmal 13-Jähriger war es ihm nicht erlaubt, die 650 PS-starken Dirt-Track-Geschosse zu steuern. Das Mindestalter war damals auf 16 Jahre angesetzt, aber die Familie Gordon begann bei den zuständigen Versicherungsgesellschaften zu intervenieren.

Mit Erfolg: Jeff Gordon durfte an den All Star Florida Speedweeks teilnehmen und in der Folge beschloss die Familie, dass es nun an der Zeit wäre, nach Indiana zu übersiedeln, was damals - wie heute auch noch - das Herz der Sprint-Car-Szene darstellt.

Pittsboro, Indiana wurde das neue Zuhause der Gordons und Jeff lernte schnell. Er machte erste nationale Schlagzeilen, erstens natürlich aufgrund seines jungen Alters und zum Zweiten, weil er über eine nicht zu übersehende Fahrkunst verfügte. Das schlug sich auch in den Resultaten nieder, denn der Teenager gewann erste Sprint-Car-Rennen in Bloomington und auf dem Eldora Speedway, der heute übrigens Tony Stewart gehört.

John Bickford erkannte nun die Zeichen der Zeit und widmete sich in der Folge ganz der hoffnungsvollen Rennfahrerkarriere des Stiefsohnes. Die Gegend um Indianapolis ist natürlich auf das Mekka des amerikanischen Formelsports und mit 16 Jahren war Jeff Gordon im Besitz einer Lizenz des United States Auto Club.

Formelsport oder NASCAR?

Ray Evernham

Zusammen mit Ray Evernham sollte Jeff Gordon viele Erfolge erreichen Zoom

Der USAC war damals der Veranstalter des Indy 500 und Jeff Gordon der bis heute jüngste Inhaber dieser Lizenz. "Das Rennfahren wurde ganz schnell zu meinem Lebensinhalt", beschrieb Gordon einmal seine Anfänge. "Es war eines der Dinge, die ich richtig gut konnte." Eine klitzekleine Untertreibung des heute 36-Jährigen.

Was folgte waren zahllose Siege bei den SprintCars und auch in den nationalen USAC-Klassen der Rennkarts - in den Jahren 1989 und 1990 gewann der Nachwuchsstar so ziemlich alles, was ein amerikanisches Motorsporttalent auf seinem Weg in die Oberklassen aufsammeln muss.

Die große Frage zu diesem Zeitpunkt lautete: Wie würde die Karriere von Jeff Gordon weitergehen, denn eigentlich lag sein klares Ziel im Einzug in den amerikanischen Formelsport. Doch selbst in Indiana waren zu diesem Zeitpunkt die Open-Wheel-Möglichkeiten begrenzt und so ermutigte John Bickford seinen Schützling, einmal die Buck Baker Racing School zu besuchen.

Buck Baker war einer der NASCAR-Haudegen der allerersten Stunde. Er war der erste Pilot überhaupt, der den NASCAR-Titel in den Jahren 1956 und 1957 hintereinander gewinnen konnte. Zudem war er in den Jahren 1955 und 1958 jeweils Zweiter in der Meisterschaft und beendete vier weitere Saisons innerhalb der Top-5.

Busch mit Bill Davis und Ray Evernham

Bill Davis

Bill Davis war in der Busch-Serie der erste Teamchef von Jeff Gordon Zoom

Nach seinem Rücktritt vom aktiven Motorsport im Jahr 1976 eröffnete er die Buck Baker Racing School und die Zeitzeugen berichten, dass Jeff Gordon bereits nach seiner allerersten Runde in einem StockCar wusste, wo seine Zukunft liegen würde.

1991 gewann er zwar noch den begehrten Titel in der USAC Silver Crown Serie, aber die Zeichen der Zeit gingen ganz in die Richtung der StockCars. Jeff traf auf Hugh Connerty, den Besitzer einiger Hooters Restaurant und Partner der Steakhauskette Outback, der Ende 1990 einige Tests und ein erstes Rennen in der Busch-Serie finanzierte.

Anfang 1991 fuhr Gordon dann einen Reifentest für Bill Davis, der den damals 19-Jährigen noch an Ort und Stelle unter Vertrag nahm. Dieses Stück Papier hatte nicht einmal den Umfang einer ganzen Seite, und in einem von den Carolina Dealers gesponsorten Bill-Davis-Ford wurde Gordon prompt zum Rookie of the Year in der Busch-Serie.

Ein 1992 völlig unbekannter Techniker aus New Jersey mit dem Namen Ray Evernham wurde gefragt, ob er gerne am Busch-Auto von Gordon arbeiten würde und er sagte zu. Mit Nestle-Geldern fuhr Jeff Gordon eine starke zweite Busch-Saison. Er holte insgesamt elf Pole Positionen und drei Siege.

Wie Jeff Gordon Rick Hendrick beeindruckte

Rick Hendrick

Rick Hendrick engagierte Jeff Gordon nach nur einer Rennbeobachtung Zoom

In der Gesamtwertung des Jahres belegte er Platz vier hinter Joe Nemechek, Bobby Labonte und Todd Bodine, doch es war das Atlanta 300, das vierte Rennen der Saison, welches den weiteren Weg des damals 20-Jährigen bestimmen sollte.

Denn genau bei diesem Rennen sah ein Teambesitzer aus dem damaligen Winston-Cup zu, wie der junge Jeff Gordon mit einem stark übersteuernden Bill-Davis-Ford zu kämpfen hatte. Der Teamchef war gefesselt, denn er wartete nur darauf, dass der ihm unbekannte Pilot die Kontrolle über das Auto verlieren würde und es einen Crash geben würde. Doch er wartete vergeblich, Jeff Gordon gewann das Rennen und bei dem Teamchef handelte es sich um Rick Hendrick.

Hendrick beauftragte seinen damaligen Teammanager Jimmy Johnson - nicht verwandt und nicht verschwägert mit dem gleichnamigen aktuellen NASCAR-Champion und Hendrick-Piloten - sich umgehend um die Verpflichtung Gordons zu kümmern.

Das war natürlich Pech für Bill Davis, der just zu diesem Zeitpunkt ebenfalls in den Winston Cup aufsteigen wollte und dies in der kommenden Saison mit Bobby Labonte erreichte. Gordon unterschrieb jedoch bei Hendrick und feierte am 15. November 1992 im Alter von nur 21 Jahren sein Winston-Cup-Debüt in Atlanta.

Jeff Gordon beginnt - Richard Petty hört auf

Richard Petty

Als der "King", Richard Petty, aufhörte, begann Jeff Gordons Karriere Zoom

Das Hooters 500 war gleich aus zwei Gründen ein besonderes Event, denn parallel zum Gordon-Debüt gab NASCAR-Legende Richard Petty seine Abschiedsvorstellung. Für den damaligen Cup-Rookie Jeff Gordon ein bis heute unvergesslicher Moment.

"Die wahrscheinlich coolste Sache, an die ich mich erinnern kann, war die Fahrerbesprechung", erzählte Gordon. "Richard Petty hielt eine Abschiedsrede, an deren Inhalt ich mich nicht mehr erinnern kann. Aber danach gab er uns allen jeweils eine Geldscheinklammer, auf der die jeweilige Startposition eingraviert ist."

Sein Exemplar trug die Nummer 21 und "ich habe sie immer noch. Ich weiß, dass ich einer der wenigen Jungs bin, die diese Geldscheinklammer noch haben. Ich habe sie zwar nie verwendet, aber ich habe sie immer noch." Im Rennen selbst kamen beide Superstars übrigens nicht ins Ziel, was Jeff Gordon jedoch nicht an einer einmaligen Cup-Karriere hindern sollte.

Im zweiten Teil des Jeff-Gordon-Special berichtet 'Motorsport-Total.com' über seine vier NASCAR-Titel, sowie über einige private Themen des erfolgreichsten aktiven NASCAR-Piloten.