• 07.08.2007 22:07

Montoya: "Wir brauchen viel Glück"

Juan Pablo Montoya in einem ausführlichen Interview über seine Chancen auf den Chase, die Unterschiede zur Formel 1 und seine Eingewöhnungsphase

(Motorsport-Total.com) - Juan Pablo Montoya nahm heute Abend in einem längeren Pressegespräch Stellung zu seinen Chancen für eine NASCAR-Playoff-Qualifikation, dem kommenden Wochenende in Watkins Glen, seiner Eingewöhnungsphase in der NASCAR - und natürlich auch zu einigen Unterschieden in Sachen Formel 1.

Titel-Bild zur News: Juan Pablo Montoya

Juan Pablo Montoya hat den Kampf um den Chase noch nicht aufgegeben

Frage: "Juan Pablo, noch nie in der Geschichte der NASCAR konnte ein Fahrer beide Straßenrennen in einer Saison für sich entscheiden. Für wie groß hältst du deine Chancen, auf diesem Weg Geschichte zu machen und im weiteren Verlauf eine Rallye zu starten, um noch in den Chase um den Nextel Cup zu gelangen?"
Juan Pablo Montoya: "Das wird sehr aufregend werden. Unsere Saison hat in letzter Zeit einiges an Fahrt aufgenommen und wir haben richtig gute Resultate erzielt. An diesem Wochenende fahren wir das Wrigleys-Big-Red-Auto in beiden Serien, also in der Busch Serie und im Nextel Cup - es wird sehr spannend werden."#w1#

Frage: "Du warst auf dem 'Circuit Gilles Villeneuve' in deiner Formel-1-Zeit oft hinter dem Lenkrad gesessen. Wie waren deine Eindrücke vom Busch-Rennen letzten Samstag und warum hat Chip Ganassi nicht gesagt, dass du mit deinem Nummer-42-Auto unbedingt dabei sein solltest?"
Montoya: "Chip war diesbezüglich völlig entspannt. In unserer Situation in Sachen Meisterschaft war es sehr wichtig, dass wir jede Minute Trainingszeit in Pocono ausgeschöpft haben. Wir wollten da unbedingt ein gutes Resultat erreichen und das hat uns schon sehr geholfen."

"Im Qualifying waren wir recht weit weg von unserem Renn-Setup und wir haben die Trainingszeit wirklich gebraucht. Wir haben immer noch eine Chance auf den Chase und das sollten wir nicht einfach wegwerfen. Das Busch-Rennen selbst war klasse, es war toll dabei zuzusehen. Es gab eine Menge Ärger in den ersten beiden Kurven, wie es dort eigentlich immer zugeht, sogar in der Formel 1."

Watkins Glen als wichtige Hürde für den Chase

Juan Pablo Montoya

Wird die Konkurrenz wie schon in Sears Point diese Heckansicht bewundern? Zoom

Frage: "Wie siehst du die Situation, dass die Leute so überrascht sind, weil du auf den flachen Strecken wie Pocono oder Indy - und natürlich auf den Straßenkursen - so gut unterwegs bist?"
Montoya: "Es sind einfach Rennen, die uns gut liegen. Wir fangen an, das Auto wirklich zu verstehen und uns darin wohl zu fühlen. Das Auto wird langsam ein wenig freier mit mehr Tendenz zum Übersteuern und das hilft mir sehr. Auch mein Crew-Chief Donnie Wingo versteht langsam, was ich von meinem Auto erwarte - was ich mag und was ich nicht mag. Das bringt uns richtig weiter."

Frage: "Jetzt bist du 276 Punkte im Rückstand in Sachen Qualifikation zum Chase. Wie siehst du denn deine Chancen, dass du den Chase noch schaffen wirst?"
Montoya: "Realistisch gesehen brauchen wir eine Menge Glück und in jedem der fünf ausstehenden Rennen ein Top-5-Ergebnis. Ich denke, dass ich das gar nicht selbst beeinflussen kann, das hängt stark davon ab, was die anderen machen. Aber realistisch gesehen wird es schwer, speziell wenn die Jungs, mit denen wir kämpfen auf Platz eins und zwei ankommen."

Frage: "Soweit ich weiß warst du noch nie in Watkins Glen. Wie sind deine Erwartungen dafür?"
Montoya: "Doch, ich war 1995 dort auf dem großen Kurs unterwegs. Auf der kleineren Strecke war ich noch nie. Aber ich freue mich darauf. Ich werde auch das Busch-Rennen dort bestreiten und habe somit viel mehr Streckenzeit, bevor das Cup-Rennen beginnt und ich hoffe auch auf ein gutes Resultat. Das wird wahrscheinlich mein letztes Busch-Rennen in diesem Jahr sein und daher hoffe ich auf ein richtig gutes Wochenende. Das würde sehr wichtig sein."

Frage: "Nach Watkins Glen wirst du kein Busch-Rennen mehr bestreiten. Wie wird sich das auf deine Lernkurve auswirken und warum fahrt ihr dort nicht mehr?"
Montoya: "Das war die Entscheidung von Chip und nicht meine. Er glaubt, dass es mir nicht mehr viel bringen würde. Er denkt, dass es besser sei, das Busch-Programm einzustellen und dafür mehr in das Car-of-Tomorrow-Programm zu investieren, damit wir dort besser aussehen. Das beudeutet zwar noch nicht, dass wir sofort genau wissen werden, wie das Car-of-Tomorrow funktionieren wird, denn da gibt es noch viel zu tun für uns."

"Aber diese Frage sollte eigentlich an Chip selbst gestellt werden und nicht an mich. Er hat die Entscheidung getroffen. Er sagte mir, das sei das, was er machen wolle und ich habe ihm gesagt: 'Es ist dein Team und fahre alles, was du mir sagst, dass ich fahren soll'. So ist die Situation."

Es geht fast immer um die Kleinigkeiten

Juan Pablo Montoya

Die Stimmung im Ganassi-Team ist zur Zeit genauso gut, wie bei Montoya selbst Zoom

Frage: "Nach fast einem Jahr NASCAR. Für welche Strecken kannst du dich begeistern und welche Kurse würdest du am liebsten nicht mehr sehen?"
Montoya: "(Lacht; Anm. d. Red.) Also die großen Kurse mag ich sehr. Um ehrlich zu sein, das Pocono-Rennen war für meinen Geschmack ein wenig zu lang, obwohl die Strecke und das Rennen selbst recht gut war. Aber es war einfach zu lange. Es gibt eigentlich keine Strecke, wo ich sagen würde: 'Da mag ich nicht mehr hinfahren.' Michigan vielleicht, denn da haben wir keine gute Leistung abgeliefert, da müssen wir uns stark verbessern."

Frage: "Was war für dich die größte Herausforderung, seitdem du in der NASCAR fährst?"
Montoya: "Als erstes musste ich mich an die Autos gewöhnen und natürlich auch an die Leute, die mit mir arbeiten. Dann ging es darum, die Regeln zu verinnerlichen und zu sehen, wie jeder fährt. Ich musste auch lernen, wie man am besten die Kollegen überholt, denn das ist wirklich schwierig und mit den Formelautos überhaupt nicht zu vergleichen. Da gibt es eine ganze Menge an Kleinigkeiten, die man beachten muss. Wenn alles gut läuft, dann haben wir auch ein gutes Resultat und wenn es weniger gut läuft, dann liegt das zum großen Teil an unserer mangelnden Erfahrung. Und das müssen wir noch stark verbessern."

Frage: "Siehst du dich eigentlich als eine Art Vorreiter für andere Fahrer, die gerade versuchen, einen ersten Schritt in Richtung NASCAR zu gehen?"
Montoya: "Also ich weiß nicht, ob ich der Erste war. Ich weiß, dass es Paul Tracy vor mir versucht hat. Jetzt fährt Patrick (Carpentier; Anm. d. Red.) die beiden Rennen und wenn er gut fährt, dann zieht er vielleicht die Aufmerksamkeit von ein paar Leuten auf sich. NASCAR ist ein toller Sport und ich bin sehr glücklich ein Teil davon zu sein. Ich bin glücklich, dass mir Chip die Chance gegeben hat, hier zu fahren und auch mit unserer Performance bin ich ganz zufrieden. Wir müssen noch konstanter werden und einfach jede Woche konkurrenzfähig sein, aber das schaffen nicht einmal die wirklich guten Jungs. Wir müssen noch lernen, wie wir das Maximum an Punkten herausholen, wenn die Dinge einmal nicht gut laufen."

Montoya fühlt sich in der NASCAR sauwohl

Juan Pablo Montoya David Stremme

David Stremme (re.) ist einer der neuen Kumpels von Juan Pablo Montoya Zoom

Frage: "Du bist gegen Patrick schon bei den ChampCars gefahren. Wie überrascht warst du von seinem Erfolg und freust du dich, auf dem 'Glen' wieder gegen ihn zu fahren?"
Montoya: "Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie viel er vor dem Montréal-Rennen getestet hat. Aber aus meiner Sicht hat er dort ein tolles Rennen gefahren. Er kannte, wie ein paar andere die Strecke, aber für mich hat er da einen tollen Job abgeliefert. Ich freue mich, wieder gegen ihn zu fahren. Wir hatten 1999 und 2000 ein paar gute Rennen, als er damals für Forsythe fuhr, und ich hoffe für ihn, dass er gut unterwegs sein wird."

Frage: "Beschreibe und doch einmal die Unterschiede in Sachen Gemeinschaftssinn zwischen der Formel 1 und anderen Rennsportserien. Es macht den Eindruck, dass du mittlerweile ein paar Freundschaften mit anderen Cup-Piloten geschlossen hast."
Montoya: "Ja, das ist richtig. In der Formel 1 ist es sehr schwer, andere Kollegen zu sehen und mit ihnen Zeit zu verbringen. Die meisten Fahrer verbringen ihre Zeit dort in verschiedenen Hotels und man ist oft alleine. Jedes Team ist getrennt voneinander. Hier ist es zum Beispiel überhaupt nicht so, dass die Teams nach der Ownerwertung aufgestellt werden. Da hast du jede Woche jemand anderen neben dir stehen. Jeder ist freundlich, du lernst die Leute kennen, das ist schon toll."

Frage: "Es ist ja nicht nur deine Leistung im Ganassi-Team, die gerade nach oben zeigt, sondern auch Reed Sorenson macht gute Fortschritte. Wie siehst du die Entwicklung des gesamten Teams?"
Montoya: "Das ist richtig. Ich glaube, dass ich besser werde, weil das gesamte Team besser wird. Die gesamte Organisation bekommt plötzlich gute Resultate und alle sind daher noch mehr motiviert. Das macht eine Menge Spaß und ich bin richtig stolz für Chip Ganassi zu fahren. Da geht es auch gar nicht immer nur um die Resultate."

"Zum Beispiel, als wir die ganze erste Startreihe in Indy hatten - das war unglaublich. Den ganzen Tag dort konkurrenzfähig zu sein war auch unglaublich. Auf den Straßenkursen sind wir gewöhnlich ganz gut unterwegs und wir werden dort auch weiterhin gut aufgestellt sein. Die ganze Stimmung im Team ist auf einem Hoch und wir werden den Schwung mitnehmen und weitermachen. Wir werden einfach versuchen, jede einzelne Woche gut zu sein."