Wann verkündet man am besten sein Karriereende?

Troy Bayliss beendete seine Karriere als amtierender Weltmeister - Chris Vermeulen musste verletzungsbedingt aufhören: Die Entscheidung zum Rücktritt ist nicht einfach

(Motorsport-Total.com) - Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Rücktritt? Mit dieser Frage muss sich jeder Rennfahrer in seiner Karriere befassen. Troy Bayliss traf im Jahr 2008 diese Entscheidung als amtierender Superbike-Weltmeister. Der Australier befand sich trotz seines "reifen" Rennfahreralters auf dem Höhepunkt seiner Karriere. "Ich glaube, dass es das Schwierigste ist, wenn man an der Spitze aufhört", meint der 52-fache Sieger in der Superbike-WM bei 'Crash.net'. "Für mich war es sehr schwierig. In den ersten beiden Jahren danach habe ich getestet und bin oft meine schnellsten Zeiten gefahren."

Titel-Bild zur News: Troy Bayliss

Troy Bayliss verabschiedete sich mit einem Doppelsieg aus der Superbike-WM

"Das bedeutete, dass ich es immer noch konnte. In dieser Zeit habe ich immer über ein Comeback gesprochen, aber als ich darüber nachdachte, wäre es nicht richtig gewesen." Bayliss gab kein Comeback. Auch Max Biaggi hörte Ende 2012 als Weltmeister auf und kommentiert seither für das italienische Fernsehen, obwohl auch ihm schon öfters Comeback-Ambitionen nachgesagt wurden. Bayliss und Biaggi konnten ihre Entscheidungen aus freien Stücken treffen. Andere Fahrer hatten dieses Privileg nicht.

So musste Chris Vermeulen 2011 endgültig einsehen, dass er verletzungsbedingt nicht mehr fahren konnte, obwohl er 2012 noch einen MotoGP-Gaststart absolvierte. Für ihn ist das Kapitel mittlerweile endgültig erledigt. "Ich entschied mich vor rund zwei Jahren, dass ich nicht mehr weiterfahren werde, als ich zurück nach Australien übersiedelte", so der einfache Grand-Prix-Sieger bei 'Crash.net'. "Die Knieverletzung dauerte lange. Ich konnte das Knie sechs Monate lang nicht belasten und es auch nicht auf dem Motorrad durchbiegen. In dieser Zeit kehrte ich nach Australien zurück."

Vermeulen trat unscheinbar zurück

Von Vermeulen war lange nichts zu hören. Er gab keine Pressekonferenz zu seinem Rücktritt, keine Abschiedsfeiern, nichts. "Ich machte es ruhig, denn ich wollte daraus keine große Sache machen. Ich war nicht der Meinung, dass das notwendig war. In den ersten zwölf Monaten bekam ich Angebote, aber jetzt sage ich immer: 'Herzlichen Dank, aber nein Danke.'" Vor allem in den Jahren 2010 und 2011 mühte sich Vermeulen mit Verletzungen, die schließlich das Karriereende bedeuteten.

"Ich hatte trotzdem Glück, denn meine Karriere dauerte über zehn Jahre. Ich verpasste nie ein Rennen und vor der Knieverletzung hätte ich nicht gedacht, dass ich in diesem Alter aufhören würde." Der Australier ist heute 37 Jahre alt. "Mit der Zeit habe ich die Dinge anders gesehen. Es gab auch Ärzte, die mir sagten, dass ich es ruhiger angehen lassen und dem Knie mehr Zeit geben sollte."

Chris Vermeulen

Chris Vermeulen sorgte bei Suzuki für eine Sternstunde in der MotoGP Zoom

2012 kehrte Vermeulen für ein Rennen (Le Mans) in die MotoGP zurück und wurde mit der Suter-BMW zweimal überrundet. Bayliss startete dagegen kein einziges Comeback-Rennen. Dennoch glaubt der heute 44-Jährige, dass er es immer noch kann: "Ich glaube, dass ich immer noch gewinnen kann. So denke ich eben. Das ist ein Teil von mir. Ich fühle mich aber sehr wohl wo ich jetzt bin, aber ich träume oft vom Racing. Wenn ich mit meinem Sohn Flat-Track fahre oder bei der Troy-Bayliss-Classic bin, fahre ich so hart wie immer."

Bayliss hielt Comeback-Versuch stand

"Ich erinnere mich, dass es von den Fans etwas Druck für ein Comeback gab, aber ich widerstand dem, weil Ducati, meine Frau und ich die Entscheidung gemeinsam getroffen haben. Das war das Beste. Wer kann sagen, was passiert wäre, wenn ich zurückgekommen wäre? Man sagt, dass man nur so gut ist wie sein letztes Rennen, und mein letztes Rennen war nicht so schlecht." Bayliss gewann beide Läufe an seinem letzten Rennwochenende in der Superbike-WM.

Bayliss traf die Entscheidung und feierte damals seinen Abschied auf dem Podest. Anders die Situation bei Vermeulen. Hatte er Angst vor dem Rücktritt? "Das würde ich nicht sagen. Als ich die Nachricht bekam, dass mein Knie stark beschädigt war, kam natürlich der Gedanke, dass das das Ende meiner Karriere sein könnte. Als mir die Ärzte sagten, dass ich vielleicht mein Knie nie wieder zu 90 Grad abwinkeln könnte, kam der richtige Schock. Man denkt nie daran, dass alles so schnell vorbei sein könnte. Das war der beängstigende Aspekt", erinnert sich Vermeulen zurück.

Troy Bayliss

Troy Bayliss verabschiedete sich mit einem Doppelsieg aus der Superbike-WM Zoom

"Nach den Operationen durchlief ich die Rehabilitation, damit ich weder gehen konnte. Es war eine lange Periode, in der ich den Schock verdauen und mich an die Situation gewöhnen konnte. Es war aber trotzdem keine einfache Entscheidung." Mittlerweile lebt Vermeulen mit Frau und Kind in Australien. "Mein Knie ist jetzt okay. Ich hatte drei Operationen und hatte vier Monate lang Physiotherapie. Ich kann auch wieder Laufen, aber ich muss vorsichtig sein."

Die körperlichen Schäden der Motorradkarriere halten auch im Ruhestand an, wie Vermeulen beschreibt: "Ich hatte einige Verletzungen. Wenn ich an nasse oder feuchte Orte komme, dann kann ich die verschiedenen Schrauben spüren. Ich fühle auch immer, wenn sich das Wetter verändert." Vermeulen wurde im Jahr 2005 Vizeweltmeister in der Superbike-WM und holte 2007 den einzigen Sieg für Suzuki in der MotoGP-Ära. Bayliss wurde drei Mal Superbike-Weltmeister und gewann ein MotoGP-Rennen für Ducati.

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