Was ist bei Suzuki falsch gelaufen?

In der Viertaktära fuhr Suzuki bis zum Ausstieg chancenlos hinterher - Ex-Teammanager Garry Taylor kritisiert das Management in Japan dafür

(Motorsport-Total.com) - Nach Kawasaki hat sich auch Suzuki aus der MotoGP zurückgezogen. Bereits 2011 fuhren die Japaner nur noch mit einem Motorrad. Ob es werksseitig ein Comeback geben wird, ist offen, obwohl es dementsprechend einige Gerüchte gibt. Speziell in der neuen Viertaktära war Suzuki chancenlos gegen die Konkurrenz. Chris Vermeulen gewann im Jahr 2007 ein Regenrennen, aber ansonsten fiel die Ausbeute mager aus. Die letzten großen Erfolge datieren aus dem Jahr 2000, als Kenny Roberts jun. in der damaligen 500er-Klasse Weltmeister wurde. Obwohl Suzuki über viel Erfahrung im Rennsport verfügt, schaffte man technisch gesehen nicht mehr den Anschluss an die Spitze.

Titel-Bild zur News: Alvaro Bautista

Alvaro Bautista war in der Saison 2011 der letzte Suzuki-Werksfahrer

Ex-Teammanager Garry Taylor, der 30 Jahre lang für Suzuki gearbeitet hat, sieht für die Misserfolge in erster Linie das Management in Japan verantwortlich. Sollte Suzuki wirklich wie angekündigt 2014 in die Königsklasse zurückkehren, dann legt Taylor den Verantwortlichen eine andere Herangehensweise nahe. Die Abwärtsspirale in den vergangenen Jahren war hausgemacht. "Im Winter kam das Motorrad und es brauchte immer noch mehr Arbeit. Dafür hätte man das Budget für die nächste Saison verwenden müssen."

"Man fängt die Saison also mit einem Motorrad an, das okay ist. Alle anderen entwickeln aber weiter und wir taten das nicht", erinnert sich Taylor gegenüber 'Motor Cycle News' zurück. "Die Fahrer mussten mehr riskieren und manchmal verletzten sie sich deshalb. Man verliert die Kontinuität und WM-Punkte. Testfahrten sind sehr teuer. Wir buchten während der Saison Strecken, aber es gab nichts zu testen. Laut dem Kredo der japanischen Firmen durfte man das aber nicht sagen. Wenn man nichts testen kann, dann ist es absolut nutzlos."

Dazu kam, dass bei Testfahrten oft japanische Testfahrer dabei waren, die mit weichen Reifen schnelle Rundenzeiten fuhren und so das eigentliche Einsatzteam unter Druck setzten. "Zu Jahresbeginn testeten wir in Jerez. Der japanische Testfahrer hatte aber eine größere Crew als wir", schildert Taylor. "Sie wollten zeigen, dass ihr Fahrer schnell ist. Man darf nicht vergessen, dass die Testfahrer ihre Jobs behielten, indem sie sagten, was die Firma hören wollte."

Kenny Roberts

Kenny Roberts jun. war im Jahr 2000 der letzte Weltmeister für Suzuki Zoom

"Sie fuhren meistens ein Dutzend langsamer Runden. Anschließend waren sie dann mit einem weichen Reifen um 0,1 Sekunden schneller. Dann gab es ein dreistündiges Meeting, warum ihr Fahrer schneller als der Grand-Pix-Pilot sei." Deshalb kritisiert Taylor die komplette Einstellung am MotoGP-Projekt. Die Rennabteilung in Japan bestand aus rund 30 Leuten. Das Personal wurde in kurzer Zeit ausgewechselt. "Ich kann mich an jemanden erinnern den ich gefragt habe, wie lange er in der Rennabteilung bleiben möchte. Er antwortete: 'So kurz wie möglich'."

Abwärtsspirale nicht aufzuhalten

Unter dem Strich führte das zu einer Abwärtsspirale. "Wenn die Performance nicht stimmt, dann kann man keine Topfahrer anziehen, die das Motorrad verbessern könnten", meint Taylor. "Man holt keine Resultate und kann keine Sponsoren anziehen. Es war eine Abwärtsspirale." Suzuki hatte in den vergangenen 20 Jahren aber potente Sponsoren, wie Pepsi, Lucky Strike und Telefonica. Die Erfolglosigkeit sorgte auch dafür, dass die Geldgeber weniger wurden. Obwohl die Budgets stiegen, bekam Rizla zuletzt die Werbeflächen für einen Bruchteil des Geldes.

Das wirkte sich auch auf das Personal aus, denn nach der Ära von Roberts jun. konnte man keinen Topfahrer verpflichten. John Hopkins gelangen in 112 Rennen lediglich drei Podestplätze. Als Ben Spies in Amerika für Suzuki alles in Grund und Boden fuhr und MotoGP-Ambitionen hegte, lies man das Talent zu Yamaha ziehen. Loris Capirossi befand sich in seinen drei Suzuki-Jahren 2008 bis 2010 schon am Ende seiner Karriere.

Chris Vermeulen

Im Jahr 2007 eroberte Chris Vermeulen den letzten Sieg für Suzuki Zoom

Dieser Faden zog sich auch im Team bei Schlüsselpersonen fort. Nachdem der langjährige Techniker Warren Willing das Team verlassen hatte, konnte man Honda-Guru Erv Kanemoto verpflichten, aber "in den ersten Monaten musste ich ihn aus eigener Tasche bezahlen", übt Taylor Kritik am japanischen Management.

"Es war eine merkwürdige Art eine große Persönlichkeit zu behandeln. Das Team und die Rennabteilung formte eine enge Gruppe an talentierten und passionierten Leuten, aber sie wurden vom Management nicht unterstützt, denn man verstand nicht, worum es im Rennsport geht." Auch Kevin Schwantz war einmal im Gespräch als Teammanager, doch Suzuki nahm diese Möglichkeit nicht wahr.

In Japan wird bereits an einem neuen Grand-Prix-Motorrad gearbeitet. Ob Suzuki tatsächlich 2014 zurückkehren wird, steht allerdings noch in den Sternen. "Das Motorrad existiert und sie arbeiten hart an der Entwicklung", gab Ex-Suzuki-Teamchef Paul Denning im Juni zu, der aber noch keine verbindlichen Aussagen treffen möchte. "In solch einem großen Unternehmen kann aus wirtschaftlicher Sicht, bei der Planung oder dem Budget, immer irgendetwas schief gehen. In der Motorradabteilung besteht das Ziel im Moment darin, mit dem Motorrad auf einem hohen Niveau zurückzukehren."

Taylor würde sich eine Rückkehr wünschen: "Es ist eine tolle Firma, die einige fantastische Motorräder baut. Es war einfach nur enttäuschend zu sehen, wie die Resultate nachließen und schließlich das Team verschwand. Ich hoffe, dass sie zurückkommen, aber sie müssen ihre Herangehensweise grundsätzlich ändern."