Sicherheitsmängel: Monza verliert Lizenz für Motorrad-Rennen

Bauliche Mängel könnten die Austragung der Superbike-WM-Läufe in Zukunft gefährden, sofern die Streckenbetreiber nicht nachbessern

(Motorsport-Total.com/SID) - Auf dem Formel-1-Kurs im norditalienischen Monza dürfen wegen Sicherheitsmängeln bis auf Weiteres keine Motorradrennen mehr stattfinden. Der Lizenzentzug durch den Weltverband FIM ist nach Angaben der 'Gazzetta dello Sport' eine Reaktion auf Untersuchungen der Staatsanwaltschaft, die nach einem Rennabbruch wegen Regens auf der vierten Station der Superbike-WM im Mai bauliche Mängel festgestellt hatte und wegen des Verstoßes gegen die Sicherheitsvorschriften ermittelt.

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Durch das wechselhafte Wetter musste im Mai der erste Lauf abgesagt werden

Das Formel-1-Rennen am 9. September soll allerdings nicht gefährdet sein, zumal die Streckenbetreiber bis dahin alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben wollen.
"Sobald wir die Probleme mit dem Asphalt gelöst haben, werden wir auch die Lizenz für Motorrad-Rennen wieder erhalten. Inspektoren der FIM werden die Sicherheit der Rennbahn überprüfen", erklärt Paolo Flammini von der für die Motorradrennen verantwortlichen Gesellschaft Infront Motorsport.

Bei starkem Regen hatte am 6. Mai ein Superbike-WM-Rennen auf der teilweise überschwemmten Strecke abgebrochen werden müssen. Die Justizbehörden stellten bei den folgenden Ermittlungen fest, dass Techniker und Verwalter der Rennbahn ihre Kenntnis über Sicherheitsmängel verheimlicht hatten. Bei der Asphaltierung der Strecke sollen verbindliche Standards missachtet worden sein, weshalb der Wasserabfluss beeinträchtigt werde.

Hofmann kann Fahrer verstehen

'Sport1'-Experte Alex Hofmann steht voll und ganz hinter der Entscheidung, dass das Rennen abgebrochen wurde. "Die Entscheidung in Monza war absolut richtig. Monza ist eine Strecke, die meiner Meinung nach allein von den Sicherheitsstandards nicht mehr in den Kalender der Motorrad-WM gehört", bemerkt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

"Ich kann die Meinung der Leute nicht nachvollziehen, die gesagt haben, dass die Fahrer Mädchen wären. Es war absolut gerechtfertig. Die Fahrer gehen auf die Strecke und müssen selbst entscheiden, ob sie fahren möchten. Sie sind für die Show zuständig und riskieren ihre Knochen", stellt Hofmann klar.


Fotos: Superbike-WM in Monza


Das Reifenproblem von Monza schließt Hofmann mit einem Blick in Richtung MotoGP aus: "In der MotoGP hat man deswegen die Flag-to-Flag-Regel eingeführt, was in der Superbike-WM nicht mehr geht, weil man nur noch ein Motorrad pro Fahrer hat. Man könnte in der MotoGP drei Mal das Bike wechseln."

Jenkner: Budget ist das Problem

Auch Bridgestone-Servicetechniker Steve Jenkner geht nicht davon aus, dass solch ein Szenario die MotoGP treffen könnte: "Wenn die Reifen nach fünf Runden auf einer halbtrockenen Strecke aufgelöst sind, kann man auf Trockenreifen wechseln", erklärt er 'Motorsport-Total.com'. Die Probleme beim Superbike-WM-Lauf in Monza sind laut Jenkner eine Folge des begrenzten Budgets.

"Das ist das Problem von Einheitsreifen. Zu Beginn der Saison wird ein Budget ausgemacht. Wenn dann solche Bedingungen auftreten - die sicher besprochen wurden, aber nicht bezahlt werden wollten - dann ist man für den Fall einfach nicht abgedeckt. Dann muss man an dem Tag einfach sagen, dass es zu gefährlich ist", schildert der Bridgestone-Servicetechniker.