Guintoli: Warum er im Regen so stark ist

Der Liberty-Ducati-Pilot erklärt im Interview, welche Karrierestationen ihn besonders geprägt haben und warum die Superbike-WM die beste Serie ist

(Motorsport-Total.com) - Ducati-Pilot Sylvain Guintoli ist eine der positiven Überraschungen der Saison. In Monza überraschte der Franzose mit starken Leistungen im Nassen. So gewann er beispielsweise den ersten Lauf in Assen. In der Superpole von Monza sicherte er sich trotz klarem Leistungsmangel die Pole-Position. Es scheint, als ob Guintoli besser zurechtkommt denn je. Im Interview erklärt er, warum er sich besonders bei Regen so wohlfühlt.

Titel-Bild zur News: Sylvain Guintoli

Sylvain Guintoli fühlt sich in der Superbike-WM sehr wohl

Frage: "Es scheint, als ob deine Verletzungsfreiheit einer der Schlüssel für deinen starken Saisonstart in diesem Jahr ist. Im Vorjahr musstest du verletzt in die Saison starten. Erzähl uns über diese Verletzung, deine Genesung und was es dir bedeutet, dieses Jahr unverletzt zu sein."
Sylvain Guintoli: "Es passierte auf Phillip Island während des ersten Wochenendes der Saison 2011. Alles schien nach Plan zu laufen. Nach einem schlechten ersten Rennen habe ich gekämpft, um wieder an die Spitze zurückzukehren. Bei Vollgas im vierten Gang habe ich auf einmal die Haftung am Hinterrad verloren und hatte den schlimmsten Sturz meiner Karriere."

"Am Anfang hatte ich das Gefühl, mein ganzer Körper sei zerstört. Es stellte sich heraus, dass dieser erste Eindruck gar nicht so unwahr ist. Bis zur vollständigen Genesung war es ein langer Weg. Es war in vielerlei Hinsicht sehr schmerzhaft. Ich hatte aber eine starke zweite Saisonhälfte und konnte das Vertrauen zurückerlangen. In der Superbike-WM geht es sehr eng zu, zwischen dem Sieg und einem Platz außerhalb der Top 10 ist meist nicht viel Abstand. Die Superbikes sind Tiere. Man muss sie bändigen."

Sylvain Guintoli blieb 2012 bisher von Verletzungen verschont Zoom

Frage: "Du bist vermutlich einer der Fahrer mit der meisten Erfahrung und bist in der 250er-WM, MotoGP, Superbike-WM, Britischen Meisterschaft und Moto2 gefahren. Kannst du die besonderen Fähigkeiten beschreiben, die du in jeder Klasse erlangt hast?"
Guintoli: "Es gibt in jeder Klasse technische Besonderheiten. Jedes Motorrad ist in jeder Serie etwas Besonderes. Darüber könnten wir ein Buch schreiben. Vielleicht die beste Fähigkeit, die ich erlernen konnte, war das Fahren im Nassen in meiner 250er-Grand-Prix-Zeit."

"Ich bin zu dieser Zeit einige private Maschinen gefahren, die nicht so gut waren wie die Werksmaschinen. Es war schwierig, im Trockenen in die Top 10 zu fahren, aber wenn das Wetter mitspielte, gab es eine Chance zu glänzen. Ich glaube, ich war gegenüber Regen immer positiv eingestellt. Das hat mir bei schwierigen Bedingungen geholfen. Die Superbike-WM ist bisher für mich die beste Serie. Es macht Spaß, die Motorräder zu fahren, sie rutschen und bewegen sich viel. Zudem bieten die Rennen meist viel Unterhaltung, weil man auf der Strecke kämpfen muss."

Frage: "Du konntest in der gleichen Meisterschaft mit dem gleichen Team für viele Jahre arbeiten. Wie wichtig ist diese Stabilität, konstant mit dem gleichen Motorrad, dem gleichen Team in der gleichen Meisterschaft zu sein?"
Guintoli: "2012 ist das erste Mal, dass ich (beinahe) das gleich Motorrad in der gleichen Serie und den gleichen Leuten um mich herum fahre."

Der Sieg in Assen zeigte eindrucksvoll, das Guintoli ein Regenspezialist ist Zoom

"Bisher haben wir unsere Erfahrungen aus dem Jahr 2011 genutzt und daraus Schlüsse gezogen. Es hilft uns, weil wir bereits das Basissetup haben, einige Daten und die Erfahrung des Vorjahres - auf allen Strecken. Das spart viel Zeit und ermöglicht uns, uns auf verschiedene Aspekte, wie die Leistungsentfaltung und das Reifen-Management, konzentrieren zu können."

Frage: "Da die Moto3 die 125er ersetzt hat, gibt es in der gesamten Motorrad-Weltmeisterschaft nur noch Viertakter. Denkst du, basiernd auf deinen Zweitaktfahrungen in der 250er-WM und die Viertakterfahrungen in der MotoGP und bei den Superbiken, dass die Moto2 oder Moto3 mit Prototypen-Chassis oder die Supersport-WM mit den Serien-Rahmen die bessere Schule für die Superbikes ist?"
Guintoli: "Vermutlich die Supersport-WM, weil die Motorräder auch von der Straße kommen. Das Verhalten der Fahrwerke und die Einstellungen sind näher an denen der Superbikes, als das bei den Prototypen der Fall ist."

Frage: "In Miller lief es für dich immer ganz gut. Du bist in den bisherigen vier Rennen 2010 Achter und Sechster geworden und 2011 Dritter und Siebter. Schildere uns deine Eindrücke von der Strecke, die schönsten und weniger schönen Stellen. Wie passt der Kurs zu deinem Fahrstil?"
Guintoli: "Miller ist eine meiner Lieblingsstrecken. Ich mag den ersten fließenden Teil und die schnellen Schikanen. Durch die Höhe verlieren die Motorräder etwas Leistung. Es bleibt aber immer noch genug übrig, um die Motorräder bei jeder Gelegenheit querzustellen. Ich habe im Vorjahr mein erstes Podium in der Superbike-WM geholt. Ich freue mich, hier wieder zu fahren."